Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
wo ich Mac alles erzählte, obwohl er es mir verboten hatte, begann mein Herz zu rasen.
Mac rieb sich das Kinn. „Gezeichnet für was? Und wen meint er mit wir?“
„Das wüsste ich auch zu gern, Lieutenant. Auf jeden Fall habe ich ihn mit der Tasse am Kopf erwischt und bin dann nach unten gerannt. Da hat er mich im Flur mit der Silberkugel getroffen, und ich musste mich hinter dem Kühlschrank verstecken. Glücklicherweise hat ihn Sunny mit meiner Pistole ablenken können, und ich habe ihn schließlich ins Bein geschossen.“
„Und was ist danach passiert?“
„Danach ist er weggelaufen“, erklärte ich. „Und darüber war ich auch mehr als glücklich.“
„Er hat gewusst, dass Sie eine Werwölfin sind, Luna. Warum sonst hätte er Silberkugeln verwenden sollen?“
„Und er ist ein Hexer“, ergänzte ich. „Er muss einen Zauber benutzt haben, um ins Haus einzudringen, und dann die Sache mit meinem Blut und seinen Zeichen …“
„Aber wenn er kein Bluthexer ist und auch kein Casterhexer, was zum Teufel ist er dann?“, überlegte Mac.
Als ich die Augen schloss, konnte ich noch die Brandings auf seiner Brust sehen – schwarz und wabernd wie die Tentakel eines monströsen Ungeheuers.
„Er war definitiv sehr stark“, antwortete ich nach einigen Augenblicken. „Und aus irgendeinem Grund hat er es auf mich abgesehen.“
„Estevez hat schon mit den Ermittlungen begonnen. Kann ich sonst noch was für Sie tun, Luna?“
Ich stand auf. „Sie können nach Hause fahren und mir und Sunny etwas Ruhe gönnen.“
„Aber was ist, wenn der Hexer wiederkommt?“
„Er wird nicht wiederkommen, Mac. Er hat erreicht, was er wollte.“
Mac seufzte. „Ich bleibe den Rest der Nacht hier, Detective, und ich dulde keine Widerrede. Sie mögen vielleicht in der Lage sein, es mit Hexern und Dämonen aufzunehmen, Luna, aber Ihre Cousine ist ein Mensch, und ein traumatisierter noch dazu.“ Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Zeigen Sie mir, auf welcher Couch ich es mir gemütlich machen kann.“
Glücklicherweise fragten mich die Sanitäter nicht, wie eine Schusswunde derartige Verbrennungsspuren aufweisen konnte, sondern klammerten die Wunde einfach und verbanden sie. Danach gaben sie mir ein paar Schmerzmittel, sodass ich das erste Mal seit Wochen, ohne zu träumen, durchschlafen konnte.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Mac schon weg. In der Küche fegte Sunny gerade die Glasscherben zusammen, sodass ich mit meinen nackten Füßen lieber vor der Tür stehen blieb. „Tut mir leid wegen deiner Kräuter.“
Sie winkte ab. „Ich kann mir jederzeit von Rhoda neue holen.“
„Tut mir auch leid, dass du hier warst, als das alles passiert ist.“
Sunny stellte den Besen beiseite und kam zu mir ins Wohnzimmer. „Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte.“
Erstaunt blinzelte ich sie an und fragte: „Und warum?“
Sie setzte sich auf die Sofakante und fing an, auf der Spitze ihres Zeigefingers herumzukauen – eine Angewohnheit, wegen der ich sie erbarmungslos aufgezogen habe, als wir noch Kinder gewesen sind.
„Mein Bannspruch hat nicht funktioniert“, sagte sie nach einigen Augenblicken.
„Er war kein Bluthexer, Sunny“, sagte ich. „Dich trifft keine Schuld, glaub mir.“
„Das ist das nächste Rätsel – wenn er kein Bluthexer ist, was ist er dann?“
Ich setzte mich neben sie „Das finden wir schon noch raus.“
„Vielleicht kann Großmutter …“
„Ohne Großmutter.“
Sie schlang ihre Arme fest um eins der Sofakissen und fragte: „Aber wer soll uns dann helfen?“
Ich klopfte ihr auf den Oberschenkel. „Ich werde schon jemanden finden.“
Als mein Laptop hochgefahren war, rief ich Google auf und suchte zuerst nach dem Begriff Okkultismusexperte. Als Treffer wurden neben ein paar Seiten von Medien und Wahrsagern auch die Portale von einigen Rechtskonservativen angezeigt, die davor warnten, sich mit Werwölfen oder Personen mit dem magischen Blut einzulassen.
Fachkenntnis Okkultismus brachte nur noch mehr solche Seiten hervor. Auf meine Suchabfragen mit den Wortkombinationen Werwolf, Wer, Okkultismus, übernatürlich und paranormal zeigte mir die Suchmaschine jede Menge Fantasy-Seiten, Foren für Vampire – mit Unmengen an Fotos von schwarz gekleideten Menschen, die sich rote Farbe in ihre weiß geschminkten Gesichter geschmiert hatten – und ein paar örtliche Geisterjägerseiten. Eine davon warb in grell blinkenden Buchstaben für eine Tour zu den
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