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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Leichenblasse Gestalten, die mit Unmengen an Schnallen, Gurten, Spikes und Leder und zehn Kilo schwarzem Eyeliner um den Preis des perfekten androgynen Wesens wetteiferten.
    Ich war zwar komplett in Schwarz gekleidet – knielanger Seidenrock, enges Trägerhemd, Motorradjacke und Bikerboots der Marke Chippewa –, aber wenn man im Mavens dieses Spiel namens Finde die eine Sache, die nicht ins Bild passt gespielt hätte, hätten alle Finger auf mich gezeigt. Jedes Augenpaar, dessen Blick den meinen traf, glotzte mich mit unverhohlener Feindseligkeit an.
    Dmitri kauerte in einer Ecke nahe der Bar und klammerte sich an einer Flasche Rolling Rock fest, als könnte er sie als Schutzschild benutzen. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm zuwinken zu können, da unser Blickkontakt durch die aufwendig gestylte Frisur eines molligen Mädchens, das in ihrem Korsett und dem Latex-Minirock wie eine Presswurst aussah, behindert wurde. Es bedurfte einiger Anstrengung, um mich durch den überfüllten Raum, der in Brokatstoffen zu ersticken schien, zu seinem Tisch vorzukämpfen.
    „Hab ich’s dir nicht gesagt?“, grüßte er mich. Erst bei meiner Antwort fiel mir auf, dass er mich soeben zum ersten Mal geduzt hatte.
    „Es ist gar nicht so schlecht. Zugegeben, ich fühle mich etwas deplatziert. Vielleicht sollte ich das nächste Mal auch meine blutende Seele nach außen stülpen, damit sie diese teilnahmslose und kalte Welt da draußen sehen kann.“
    Dmitri lächelte kurz und winkte dann der Barkeeperin zu. „Drink?“
    „Also eigentlich bin ich im Dienst.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Nach einem weiteren Zug aus seiner Flasche sagte er: „Na los, erzähl mir mal, was es mit dieser Frage auf sich hat, die du mir stellen wolltest?“
    Mir entfuhr ein leiser Seufzer. „Besteht die Möglichkeit, dass jemand ein Werwolf ist und nichts davon weiß?“
    Dmitri zog verwundert eine Augenbraue hoch und schaute mich an. „Das ist eine verdammt eigenartige Frage, Detective.“
    „Versuch einfach zu antworten“, bat ich ihn.
    Dmitri schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Manche sagen, dass man durch die Verwandlung seine Erinnerungen an das Geschehene verliert, aber das ist nicht wahr.“ Ein humorloses Lächeln lag auf seinen Lippen. „Glaub mir, Luna, wenn sich jemand in einen riesigen Wolf verwandelt, erinnert er sich meist auch daran.“
    Keine Ahnung, warum ich erwartet hatte, dass Dmitri mir Wissen über das Werwolf-Dasein offenbaren würde, von dem ich als minderwertige Insoli keine Ahnung haben sollte. Auf jeden Fall hätte ich mir die Antwort schon denken können. Stephen Duncan war einfach nur ein verlogener Psychopath, der mich auf die falsche Fährte locken wollte. Anscheinend musste ich mich einfach nur mehr anstrengen, um jene Teile meines Hirns zu ignorieren, die mir unablässig entgegenschrien, dass Duncan junior nicht als Täter passen wollte. Irgendwie machte die ganze Sache immer weniger Sinn. Der Zug der Logik schien an der Endstation angekommen zu sein, und jetzt stiegen nach und nach die letzten Fahrgäste aus.
    Unbefriedigt durch die Ergebnisse meiner Grübelei fiel mir wieder ein, dass ich nicht nur hierhergekommen war, um Frage-und-Antwort-Spielchen mit Nocturne Citys heißestem – Warum kramte mein Hirn eigentlich immer wieder dieses Adjektiv für Dmitri hervor, verdammt? – Rudelführer zu spielen.
    „Okay, gut, war sehr nett, mit dir zu plaudern, und danke noch mal für die Info“, sagte ich und stand dabei etwas zu hastig auf, sodass mein Knie gegen das Tischbein knallte. „Muss jetzt weiter.“ Es war an der Zeit, Dmitri, Stephen und die Werwolfmythen beiseitezuschieben und Cassandra LaVey, die Body-Mod-Göttin, zu finden. Wenn ich schon nicht beweisen konnte, dass Stephen für den Mord an Marina und Lilia verantwortlich war, so wollte ich wenigstens herausfinden, wer mich überfallen hatte.
    „Hey, warte mal einen Moment.“ Dmitri packte meinen Arm, war dabei aber keineswegs grob. „Du hast deine Antwort bekommen, jetzt habe ich aber eine Frage an dich.“
    Ich drehte mich wieder zu ihm um. Seine Augen fixierten mich mit einer solchen Intensität, dass ich das Gefühl hatte, mir würde jemand den Boden unter den Füßen wegziehen und mich gleichzeitig in Lichtgeschwindigkeit in luftige Höhen reißen.
    „Was unternimmst du eigentlich, um den Mord an Lilia aufzuklären?“, fragte er mich. Seine Worte setzten meinem fantastischen Höhenflug ein jähes

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