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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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erlitten haben. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“
    „Woher wissen Sie von dem Schädel?“, flüsterte er und setzte die Tasse mit zitternder Hand ab.
    „Das tut nichts zur Sache“, erwiderte ich selbstbewusst. „Fakt ist, dass ich in diese idiotische Fehde um dieses Ding reingezogen worden bin. Also muss ich jetzt herausfinden, was es damit auf sich hat, um meinen Fall abschließen und endlich wieder in eine Welt ohne durchgeknallte Hexen und mörderische Zauber zurückkehren zu können.“ Ich beugte mich zu Victor vor, der immer noch so aussah, als würde der Sensenmann vor ihm stehen. „Sie schulden es Ihrem Sohn, Victor. Nur wenn der Mord aufgeklärt wird, kann er wirklich Ruhe finden. Und auch Valerie hat ein Recht darauf, den Mörder ihres Bruders und dessen Motive zu kennen.“ Ich vermied bewusst, Victor selbst in meiner Aufzählung zu erwähnen, da mir klar war, dass er sich schon gerächt hatte. Selbst wenn ich es nie würde beweisen können, war es nur allzu offensichtlich, dass er den Tod von Patrick O’Halloran zu verantworten hatte. Ob er die Tat selbst begangen oder in Auftrag gegeben hatte, war nebensächlich.
    Victor schien sich gefangen zu haben, denn seine wachsamen Augen fixierten mich wieder gespannt. Einzig sein verkrampfter Kiefer und seine farblosen Lippen zeugten noch von seinem Schock. „Ich verstehe langsam, warum Sie es als Insoli so weit gebracht haben“, sagte er schließlich. „Sie geben niemals auf, oder?“
    „Da müsste ich schon tot umfallen“, stimmte ich zu. Mit einem Seufzer zog Victor einen abgewetzten silberfarbenen Flachmann aus seiner Hosentasche und goss dessen Inhalt in seine Teetasse. Die Flüssigkeit war schwarz und ölig, und irgendwie ahnte ich, dass ich lieber nicht daran riechen sollte.
    „Was wissen Sie über Dämonen, Detective?“, fragte er mich nach dem ersten Schluck.
    Sofort tauchte Asmodeus in meinem Kopf auf, und ich musste an seine unerbittlichen, golden funkelnden Augen denken, die nicht nur meinen Körper durchdringen, sondern auch meine Gedanken lesen konnten. „Sagen wir mal so: Ich weiß mehr, als mir lieb ist.“
    „Einst wandelten sie unter den Menschen“, begann Victor zu erklären und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse, „und verliehen den magisch Unbegabten die Fähigkeit, zu töten und zu vernichten. Dadurch sahen sich die Casterhexen in ihrer Macht bedroht und verjagten die Dämonen in das Reich der Schatten.“
    Ich wusste bereits, was Victor mir da erzählte, und kannte daher auch den kleinen Schönheitsfehler seiner Geschichte: Die Casterhexen hatten leider nicht alle Dämonen vom Antlitz der Erde getilgt. „Worauf wollen Sie hinaus, Victor?“
    Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Mathias war der einzige Mensch, dem ein Dämon dauerhaft magische Fähigkeiten verliehen hatte. Er allein besaß die Macht, die Energie für seine Zauber aus seinem eigenen Körper zu ziehen. Seine Nach kommen missbrauchten und verwässerten diese Macht aber und waren schließlich gezwungen, ihr eigenes Blut oder das Blut ihrer Opfer zu benutzen, um die schrecklichen Talente zur Anwendung zu bringen, die der Dämon ihrem Vorfahren hinterlassen hatte.“
    „Der erste Bluthexer …“, sagte ich leise.
    „Ja, aber eigentlich war er kein Bluthexer“, fuhr Victor fort. „Mathias brauchte kein Blut – genauso wenig wie ein Dämon einen Fokus oder einen Puffer benötigt. Nach dem Tod seines Meisters schrieb einer der Gefolgsleute von Mathias sämtliche Zauber- und Beschwörungsformeln, die er von ihm gelernt hatte, auf den Schädel des Toten.“
    Es gab Fragen im Leben, die man lieber nicht stellte, weil man wusste, dass die Antworten so unheilvoll und bedrohlich sein würden, dass sich kein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte mit ihnen auseinandersetzen wollte. Als Polizistin aber hatte ich keine Wahl und musste diese Fragen öfter stellen, als mir lieb war.
    „Was würde passieren, wenn heutzutage eine Hexe den Schädel in die Hände bekäme?“
    „Nichts“, antwortete Victor trocken. „Die Inschriften auf dem Schädel können nicht mehr gelesen werden. Meine Familie hat über die Jahre hinweg einzelne Fetzen der Übersetzungen auftreiben können, aber der eigentliche Schlüssel zur Entzifferung der Symbole ist verloren – auf immer und ewig zerstört von den Casterhexen.“
    „Nur mal rein hypothetisch …“, sagte ich und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass es tatsächlich rein hypothetisch wäre, „… was

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