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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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einem entsetzten Stöhnen, und nach einem Blick in sein empörtes Gesicht wusste ich, dass meine Augen das goldene Funkeln der Wölfin angenommen hatten. „Wollen Sie wirklich wissen, was ich getan habe, Victor?“, fragte ich ihn flüsternd.
    „Hmm.“ Er überlegte einen Moment und erwiderte dann schulterzuckend: „Ich glaube, fürs Erste würde ich lieber nur Ihre Hilfe bei der Suche nach meiner Tochter in Anspruch nehmen, Detective.“
    „Fein“, sagte ich und blinzelte kurz, um das Gold wieder aus meinen Augen verschwinden zu lassen. Victors Frage hatte etwas in meinem Innersten aufgewühlt, das ich bis dahin gut verborgen gehalten hatte. Nicht einmal Sunny und Dmitri wussten alles über die Sache mit Joshua und die Ereignisse in meiner ersten Vollmondnacht – und ehrlich gesagt, war mir das auch lieber so. Selbst wenn die Erinnerungen an Alistair Duncan und seinen Tod sehr quälend für mich waren, so musste ich es mittlerweile doch als glücklichen Umstand betrachten, ihn damals als Wölfin getötet zu haben. Schließlich halfen mir die Gedanken an sein Blut und seine Schreie jetzt dabei, eine viel ältere und weitaus abscheulichere Tat so tief in mein Unterbewusstsein zu verbannen, dass ich noch nicht mal in meinen Träumen zu ihr vordringen konnte.
    Mein Schlüssel steckte bereits im Schloss der Wagentür, als ich auf dem Gehweg vor uns einen Mann bemerkte, der wie ein Zombie auf uns zugehumpelt kam. Sofort zog ich mit der rechten Hand meine Waffe aus dem Holster und presste sie mit der Mündung nach unten an die Seite meines Körpers. Obwohl man in Ghosttown auf alles gefasst sein musste, lebte man hier erfahrungsgemäß länger, wenn man auf eigenartige Situationen und gruselige Gestalten nicht gleich mit vorgehaltener Waffe reagierte.
    Glücklicherweise schien Victor den Mann zu kennen, denn kaum hatte er ihn erblickt, stürmte er auf ihn zu, um ihn zu stützen. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis steckte ich meine Waffe wieder ins Holster.
    „Calvin!“, schrie Victor panisch und klang dabei wie ein Supermarktbesitzer, dessen bester Kassierer mitten im Weihnachtsgeschäft tot umzufallen drohte.
    Als ich zu den beiden stieß, lag Calvin bereits zitternd am Boden. Seine Pupillen waren auf Stecknadelkopfgröße geschrumpft, und um seinen Mund hatte sich blutiger Speichel gebildet. „Verdammte Scheiße! Er hat einen Schock!“ Sofort flizte ich zum Fairlane zurück, schnappte mir eine Decke aus dem Kofferraum und warf sie über den bemitleidenswerten Leibwächter der Blackburns, der mittlerweile so schrecklich keuchte wie ein defekter Dudelsack. „Heben Sie seine Füße an“, forderte ich Victor auf. Kurz entschlossen steckte ich meine Finger in Calvins Mund, um nach möglichen Atemwegsblockaden zu suchen, zog sie aber reflexartig zurück, als ich merkte, dass seine Rachenmuskeln sich spastisch krampfend zusammenzogen.
    „Was ist los?“, wollte Victor wissen.
    „Er liegt in den letzten Zügen“, antwortete ich knapp. Verzweifelt schüttelte Victor die Beine seines Bodyguards.
    „Calvin! Wo ist Valerie? Was ist mit meiner Tochter?“
    Mit sichtlicher Mühe richtete Calvin seine Augen auf uns, während seine Gliedmaßen durch den Sauerstoffmangel heftig zu zittern begannen. „Die Schweine“, keuchte er, „die Schweine haben Valerie …“
    „Du kannst jetzt nicht sterben!“, stieß Victor wütend hervor und ließ Calvins Beine fallen, um im nächsten Moment seinen Kopf zu packen. „So einfach kommst du mir nicht davon, du verdammter Versager!“
    Nachdem der letzte Atemzug aus Calvins Körper entwichen war, erhob ich mich von meinen Knien. „Tut mir leid, es ist zu spät, Victor.“
    Unter lautstarken Flüchen ließ Victor den Kopf seines Leibwächters auf den Gehweg sinken. „Dabei sollte er sie doch beschützen!“
    Als ich Calvins Körper näher in Augenschein nahm, entdeckte ich eine rot geschwollene Einstichstelle an seinem Hals. „Zumindest wissen wir, bei wem wir Valerie suchen müssen“, sagte ich mit einigem Erstaunen über die unglaubliche Arroganz, mit der die O’Hallorans mittlerweile vorzugehen schienen.
    Victor griff nach meinem Arm und packte dabei so fest zu, dass ich fast vor Schmerz aufgeschrien hätte. „Finden Sie meine Tochter, Detective! Holen Sie sie mir aus den Klauen dieser Bestien zurück, oder ich schwöre Ihnen, dass ich diese Stadt bis auf ihre Grundfeste niederbrennen werde.“
    Eigentlich hätte ich Victor Blackburns Bitte in diesem

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