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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Moment verneinen müssen – ich hätte ihm sagen müssen, dass ich als Mordermittlerin rein rechtlich gesehen nichts tun konnte und dass Valerie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits den O’Hallorans und ihrem Wahn zum Opfer gefallen war –, doch ich sagte nichts von alledem. Stattdessen nickte ich dem alten Mann nur zu und half ihm auf die Beine. Wieder einmal hatte die Werwölfin in mir über die Polizistin gesiegt – und wieder einmal hatte ich den uralten Blutsbanden zwischen den Kreaturen der Nacht mehr Priorität eingeräumt als meiner dienstlichen Pflicht.
    „Ich werde Valerie finden!“, versprach ich Victor, während ich in den Wagen stieg und den Motor aufheulen ließ. Er aber warf mir nur einen finsteren Blick zu und raunte: „Das hoffe ich … für Sie.“

21
    Als ich im Nocturne City General nach Ms O’Halloran fragte, teilten die Schwestern mir mit, dass sie gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verlassen habe. „Na gut, dann wird’s eben ein I lausbesuch“, murmelte ich und rief in der Zentrale an, um die Privatadresse meiner Partnerin zu erfragen. Shelby wohnte ganz in der Nähe des O’Halloran Tower in einem noblen Apartmentgebäude in Mainline, das wahrscheinlich auch ihrer sagenhaft reichen Familie gehörte.
    „1023 – S. O’Halloran“, stand auf dem Schild neben der Klingel, die ich so lange gedrückt hielt, bis Shelby verärgert und schlaftrunken durch die Gegensprechanlage plärrte.
    „Was? Was wollen Sie?“
    „Lass mich rein!“, forderte ich.
    „Luna?“
    „Nein, hier ist die Schuhfee höchstpersönlich und bringt dir ein Paar rote Pradas … Natürlich bin ich es. Jetzt mach endlich die verdammte Tür auf!“
    Shelby hängte den Hörer der Gegensprechanlage ein und ließ mich noch gut eine Minute warten, bis sie endlich den Summer drückte. Im Laufschritt hastete ich durch die Lobby, zu deren kalten Marmorwänden der kitschige Springbrunnen und die seichte klassische Hintergrundmusik perfekt passten.
    Eine Minute ist viel Zeit, schoss es mir durch den Kopf. Vielleicht hat sie ihre Waffe gesucht und durchgeladen – vielleicht stürzt sie sich aber auch gerade aus dem Fenster Erst durch das Geräusch der sich schließenden messingbeschlagenen Fahrstuhltüren wurde ich aus meinem Paranoia-Anfall gerissen. An gefangen hatte dieser Verfolgungswahn mit der Autobombe im O’Halloran Tower. Durch jenen Zwischenfall hatte ich jegliches Vertrauen in Hexen im Allgemeinen und in die O’Hallorans im Besonderen verloren. Bei genauerer Überlegung konnte ich nicht einmal Shelby wirklich über den Weg trauen. Sie hatte mich schließlich schon mehrmals belogen und wäre wahrscheinlich zu allem imstande, wenn ich sie erst einmal so richtig in Bedrängnis brächte. Schließlich musste sie durch mich ihren noblen Lebensstil gefährdet sehen, den sie sich mit dem Schweigegeld ihrer Familie teuer erkauft hatte.
    Nach einem kurzen „Ping“ hielt der Fahrstuhl im zwanzigsten Stock, und ich ging den Flur hinunter zum Apartment Nummer 1023. Dort angekommen, stellte ich mich sicherheitshalber neben und nicht vor die Tür, um zu klingeln. Ich fühlte mich dabei zwar wie eine Idiotin, wollte aber lieber kein unnötiges Risiko eingehen, denn Pistolenkugeln konnten auch nach dem Durchschlagen einer Tür noch tödliche Wunden verursachen.
    „Die Tür ist offen!“, rief Shelby. Ihr Apartment war in diesen sanften, femininen Farbtönen gehalten, wie man sie aus Promi-Dokus kennt, in denen die Reichen und Schönen ihre Paläste vorstellen. Während in der Wohnküche pfirsichfarbene Küchenmöbel dominierten, zogen im Wohnzimmer ein hellbrauner Zottelläufer und ein weißes Ledersofa die Blicke der Besucher auf sich. Shelby selbst lag auf einer eleganten Chaiselongue, die einer großen Bettcouch ähnelte, und hatte ihr bandagiertes Bein auf einem Kissenhaufen gelagert.
    „Mann, oh Mann … jetzt verstehe ich, warum du es so eilig hattest, das Krankenhaus zu verlassen“, sagte ich bewundernd und traute mich kaum, meine Füße auf den edlen Marmorfußboden zu setzen, der wahrscheinlich mehr wert war als mein gesamtes Haus.
    „Ich habs da einfach nicht mehr ausgehalten“, erwiderte Shelby. Mit den tiefblauen Halbmonden unter ihren Augen und ihrem ausgemergelten Gesicht wirkte sie ein wenig wie ein Junkie auf Entzug..
    „Valerie Blackburn ist verschwunden“, sagte ich und sah, wie Shelbys Augen kurz aufflackerten, bevor sie den Blick senkte und nervös an ihrer Kaschmirdecke herumzuzupfen

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