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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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könnte eine Hexe mit dem Schädel anfangen?“
    „Er oder sie brauchte kein Blut mehr“, antwortete Victor mit einem bedauernden Seufzer. „Weder das Blut von Spendern noch das aus dem eigenen Körper. Es stünde unendlich viel Magie zur Verfügung … einfach so.“
    Ganz wie bei einem Dämon, fuhr es mir durch den Kopf.
    „Vielen Dank, Victor, und entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihre kostbare Zeit so sehr in Anspruch genommen habe.“ Obwohl ich äußerlich ganz die wohlerzogene Luna Wilder mimte, fühlte ich in mir eine unaufhaltsame Panik aufsteigen. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, mein Herz raste, und mit jeder Sekunde wuchs die Angst in mir, gleich ohnmächtig zusammenzusacken. Ganz wie bei einem Dämon, ganz wie bei einem Dämon, hallte es durch meinen Kopf. Der Zauber, mit dem Joubert zum Selbstmord gezwungen worden war, basierte eindeutig auf Dämonenmagie. Wenn die O’Hallorans ihre Macht mittlerweile schon so weit ausgebaut hatten, dass sie zu einer solchen Tat imstande waren, stellten sich jetzt nur noch zwei Fragen: erstens, wie lange würde es noch dauern, bis sie die Inschriften des Schädels komplett entschlüsselt hätten, und zweitens, was passiert, wenn ein Mensch die Magie eines Dämons vollkommen entfesselt und von ihr Gebrauch macht? Aus meinen Erfahrungen im Duncan-Fall wusste ich, dass die Antwort auf die zweite Frage „Nichts Gutes“ lautete, denn damals hatte ich gesehen, welches Unheil ein menschlicher Hexer mit Dämonemagie anrichten konnte.
    „Keine Sorge, Detective“, sagte Victor. „Ich habe sowieso nur darauf gewartet, dass Valerie nach Hause kommt, damit sie mir bei einem Zauber helfen kann.“ Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr, die wie alles im Haus der Blackburns einen etwas ramponierten Eindruck machte.
    „Wo ist sie denn?“, fragte ich und merkte, wie sich in meinem Hinterkopf eine hässliche Vorahnung breitmachte. Viel mehr als eine Vorahnung war es dieser schwer zu greifende Instinkt für das Unheilvolle, den man als Polizist nach einigen Dienstjahren automatisch entwickelt. „Wann ist sie gegangen und wohin?“, hakte ich nach.
    „Sie ist einkaufen gegangen, glaube ich. Calvin, einer unserer Leibwächter, hat sie begleitet“, antwortete Victor und steckte seine Uhr wieder in die Tasche.
    „Hat dieser Calvin ein Handy?“
    Victor nickte.
    „Dann rufen Sie ihn an, verdammt noch mal!“, forderte ich ihn ärgerlich auf. Was für eine Art Vater lässt seine Tochter mitten in einer blutigen Familienfehde durch die Stadt laufen? Sofort tauchte das quälende Bild von Victors verkrampfter Leiche vor meinem geistigen Auge auf, und erst als ich mit den Fingern heftig gegen meine Schläfen drückte, verschwand es wieder. Ich konnte nur hoffen, dass Valerie nicht das gleiche Schicksal wie ihr Bruder erleiden würde.
    „Es geht keiner ran“, sagte Victor, während er den Hörer wieder auf die Gabel des schwarzen Wählscheibentelefons legte. „Sie glauben doch nicht etwa …“
    Ich packte ihn am Ellbogen und zog ihn zur Treppe. „Los, gehen wir!“
    Mit einer Kraft, die ich nicht von einem Mann erwartet hatte, der dem Aussehen nach den Bestatter schon bezahlt hatte, stemmte sich Victor mir entgegen. „Es besteht kein Grund, dass Sie sich da einmischen, Detective“, sagte er, als ich ihn im Laufschritt die ächzende Holztreppe hinunterzerrte. „Das ist eine Sache zwischen mir und den O’Hallorans!“
    „Ich tue das doch nicht für Sie, Sie dummer alter Mann!“, erwiderte ich forsch und stieß die Tür zur Lobby mit der Schulter auf. „Es passt mir nur nicht, wenn unschuldige Menschen sterben müssen.“
    „Wie großherzig von Ihnen“, murmelte Victor, worauf ich ihm einen finsteren Blick zuwarf.
    „Was wissen Sie schon von Großherzigkeit?“ Mit der freien Hand kramte ich in meinen Taschen nach dem Wagenschlüssel.
    „Was haben Sie eigentlich Böses getan, Detective, dass Sie sich so selbstlos für die Hilflosen und Schwachen einsetzen?“, fragte Victor. Für einen Moment gab ich die Suche nach dem Schlüssel auf und starrte ihn an. Im nächsten Augenblick explodierte mein Hirn, das vom Besuch in Ghosttown und dem Treffen mit Blackburn ohnehin schon überlastet war. Ein alles zermalmender Tornado aus qualvollen Schreien, zerrissenen Körpern und unheilvollen Gerüchen fegte durch meinen Kopf und verwandelte sich dann in eine blutrote Lache, die zähflüssig von den Innenwänden meines Schädels herabtropfte.
    Victor unterbrach meine Vision mit

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