Nocturne City 02 - Blutfehde
blaue Flecke nicht davon abhalten!“ Er tränkte einen frischen Mullstreifen mit Desinfektionsmittel und reichte ihn mir. „Hier, mach jetzt lieber deine Wunden sauber. Der Blutgeruch treibt mich sonst noch in den Wahnsinn.“
„Wieso das denn? Kommt da etwa das triebhafte Verlangen nach jungfräulichen Hälsen und die Angst vor frischem Knoblauch in dir hoch?“, scherzte ich, während ich meine eingerissene Lippe abtupfte. Das Desinfektionsmittel brannte dort noch schrecklicher als auf der Stirn, sodass ich vor Schmerz aufjaulte.
„Nein“, antwortete Dmitri und entfernte sich dabei so weit wie möglich von dem Bett, auf dem ich lag, „nach jungfräulichen Hälsen sehne ich mich nicht so sehr.“
Ich legte das Stück Mull zur Seite und schaute ihm tief in seine verschleierten und unergründlichen Augen. Dann hob ich meine Nase und holte tief Luft, wobei ich unwillkürlich Dmitris Witterung aufnahm, als sei er ein Beutetier. „Tu das nicht, Luna!“, warnte er mich mit gerunzelter Stirn, aber es war schon zu spät. Als das Adrenalin meiner Flucht mit seinen Pheromonen kollidierte und die Luft über dem Bett zu knistern begann, überrollte mich eine Welle der Erregung. Offenbar hatte es auch Dmitri erwischt, denn er stöhnte kurz auf, bevor er den Mund öffnete und zu stammeln begann: „Luna … äh … ich glaube, das ist eine ziemlich blöde Idee. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“
„Nein, bleib!“, flüsterte ich. Es war einer dieser Momente, in denen nicht nur das eigene Leben, sondern auch das gesamte Glück auf Erden von der nächsten Sekunde abzuhängen scheint. Falls Dmitri noch etwas für mich empfand, würde er bleiben. Wenn er jetzt aber ging, hatte ich nicht nur ihn, sondern auch alles, was wir einst geteilt hatten, unwiederbringlich verloren. Bei genauerer Betrachtung war es eine erschreckend einfache, fast animalische Logik – aber wahrscheinlich ist genau das der Grund dafür, warum Werwölfe keine Paartherapien brauchen.
„Geh nicht, Dmitri“, flüsterte ich noch einmal. „Bitte!“
Zähneknirschend schlug er mit der Faust seitlich gegen den Türrahmen. „Verdammt, Luna! Wenn ich bleibe, kann ich für nichts garantieren.“
Rasch stellte ich das Fläschchen mit dem Desinfektionsmittel zur Seite und setzte mich im Schneidersitz mit leicht geöffneten Schenkeln in die Mitte des Betts. „Schon in Ordnung, ich nämlich auch nicht“, antwortete ich und forderte ihn mit einem vielsagenden Blick auf näher zu kommen. Langsam begann die Wölfin auf Dmitris Geruch zu reagieren, und ich fühlte, wie mein Herz das erhitzte Blut plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit durch meine Adern pumpte.
Tief in mir flüsterte eine Stimme unaufhörlich, dass das Ganze eine verdammt schlechte Idee war, aber das Tier in mir kümmerte sich nicht darum. Wenn sein Entschluss einmal feststand, war es durch logische Argumente nur schwer aufzuhalten. Als Dmitri meinen Blick bemerkte, kam er mit großen Schritten zum Bett und fiel über mich her. Entschlossen, aber nicht brutal, drückte er mich mit dem Rücken gegen das Kopfende, schloss die Augen und sog den Blutgeruch meiner Wunden durch seine weit geblähten Nasenflügel ein.
„Bleib bei mir!“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Aber statt zu antworten, stieß Dmitri nur ein markerschütterndes Knurren aus. Dann öffnete er die Lider, und ich sah, wie sich eine pechschwarze Flüssigkeit über das Weiß seiner Augen legte. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass wir möglicherweise einen sehr gefährlichen Zeitpunkt für unsere Versöhnung gewählt hatten. Doch nun war es zu spät, um umzukehren, denn im nächsten Augenblick küsste mich Dmitri mit dieser unwiderstehlichen Leidenschaft, die ihm schon früher das Tor zu meinem Herzen geöffnet hatte. Während er das Blut von meinen Lippen leckte, führte er meine Hand an den Reißverschluss seiner Hose. Er war dabei so fordernd, dass ich ihn erschrocken anblickte. Selbst seine Pupillen waren nun in der dunklen Flüssigkeit versunken, aber eigenartigerweise machten mir die pechschwarzen Abgründe unter seinen rötlichen Augenbrauen keine Angst. Ab jetzt wird alles anders, schwor ich mir und schloss die Augen in der Gewissheit, dass es Dmitri war, den ich in den Armen hielt. Dämonenblut hin oder her – jetzt war er mein.
Energisch erwiderte ich seinen Kuss und ergab mich dann seinem Ansturm. Nachdem ich Dmitri hastig von seiner Hose befreit hatte, riss ich ihn stöhnend an mich. Er hingegen gab keinen
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