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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Stuhl saß der aschfahle Victor Blackburn. Er hatte einige Platzwunden am Kopf und versuchte vergebens, mit seinen blutunterlaufenen Augen die Kamera zu fixieren. Die anderen beiden Geiseln waren Shelby und Valerie. Shelby machte einen verängstigten, aber nicht panischen Eindruck. In ihrem Gesicht spiegelte sich eine unverhohlene Wut, sodass der Sicherheitsmann zu Recht einen gewissen Abstand zu ihr hielt.
    Dann trat Seamus vor die Stühle und beugte sich etwas nach vorn, um direkt in die Kamera blicken zu können. „Sie haben genau zwei Stunden, um mir den Schädel zu bringen, Detective. Da ich weiß, dass Sie ihn nicht einfach so aushändigen werden, schlage ich vor, dass Sie sich mit mir in einem Certamen Letum messen. Wenn Sie mich schlagen, lasse ich die Geiseln frei. Wenn ich Sie schlage … nun ja, ich denke, Sie können sich vorstellen, was dann geschieht.“ Bei den letzten Worten lächelte er ein wenig, während ich angespannt die Fäuste ballte. Allem Anschein nach genoss der Mistkerl sein perverses Spiel über alle Maßen. „In zwei Stunden im O’Halloran Tower. Sie wissen ja, wo ich da zu finden bin.“ Einen Augenblick später war das Video zu Ende.
    Ungläubig starrte ich etwa dreißig Sekunden auf den Bildschirm, bevor ich zum Telefon griff und Sunny anrief. „Luna, es ist halb sieben morgens, verdammt!“, raunte sie mit schlaftrunkener Stimme in den Hörer.
    „Was ist ein Certamen Letum?“, fragte ich ohne Umschweife.
    Nach einem Moment des Schweigens antwortete Sunny: „Wer hat dir davon erzählt?“
    „Seamus O’Halloran natürlich. Er hat Shelby und die Blackburns und will, dass ich ihm den Schädel bringe und in diesem Certamen-Dingsbums gegen ihn antrete.“
    „Der Certamen Letum ist ein Wettkampf“, erklärte Sunny. „Ein Wettkampf zwischen Hexen. Wörtlich übersetzt bedeuten die Worte ‚Wettstreit bis zum Tod’.“
    Ich hatte schon geahnt, dass es sich um eine melodramatische Angelegenheit handeln würde, aber nach Sunnys Erklärung konnte ich nicht anders, als mich darüber lustig zu machen. „Wie darf ich mir das vorstellen? Steigen wir dann in einen Boxring und dreschen mit Knüppeln aufeinander ein, während echsenartige Wesen auf der Tribüne Popcorn in sich reinstopfen und uns anfeuern?“
    „Das ist nicht witzig, Luna!“, ermahnte mich Sunny. „Bei einem Certamen Letum stehen sich zwei Casterhexen in einem magischen Kreis gegenüber und richten ihre Energien gegeneinander, bis eine von beiden zusammenbricht und aufgibt oder stirbt.“
    Sunny hatte natürlich recht – die ganze Sache schien alles andere als witzig zu sein. „Ich verstehe nicht ganz, was er eigentlich von mir will. Ich bin doch keine Hexe.“
    Sunny seufzte. „Nein, du bist keine Hexe, aber es scheint fast so, als hättest du keine andere Wahl.“
    Das „fast“ hätte sie weglassen können, denn ich hatte tatsächlich keine andere Wahl. Ohne Zweifel würde Seamus die drei Geiseln töten, wenn ich nicht innerhalb von zwei Stunden am O’Halloran Tower auftauchte.
    „Danke, Sunny!“, sagte ich langsam. „Danke für alles, Cousinchen!“
    „Luna …“, hörte ich sie noch sagen, aber dann hatte ich schon aufgelegt. Mit einem Ruck riss ich das Telefonkabel aus der Buchse, damit sie mich nicht mehr anrufen konnte, denn für das, was ich vorhatte, brauchte ich absolute Ruhe.
    Mit großen Schritten eilte ich in den Flur und durchwühlte hektisch die Schubfächer der Ablage, bis ich ein Stückchen von Sunnys alter Kreide gefunden hatte. Dann riss ich den Teppich im Wohnzimmer zur Seite und zeichnete um mich herum einen magischen Doppelkreis auf die Holzdielen. Als sich der Kreis geschlossen hatte, konnte ich nur mit Mühe gegen das Gefühl ankämpfen, langsam, aber sicher auf den Grund eines tiefen Sees gezogen zu werden. Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich mich zu beruhigen und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden.
    „Asmodeus“, sagte ich einmal laut und entschlossen, um den Dämon herbeizurufen. Ich wusste zwar, dass sich Bluthexen dafür durch einen stoischen Singsang in Trance versetzten und irgendwelche uralten Verse brabbelten, aber ich hielt das alles für reichlich übertrieben. Meiner Meinung nach musste man lediglich konzentriert an den Dämon denken, um ihn zu beschwören, denn er hörte und sah sowieso alles, was in der Welt der Lebenden vor sich ging.
    „Du hast mich gerufen, Insoli. Hier bin ich. Ganz offensichtlich hatte ich recht, was deinen unheilvollen Weg zum Schädel

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