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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Bürschchen gehörig zur Brust nehmen würde, wenn meine Schuhe auch nur den geringsten Kratzer abbekämen. „Keine Angst, wir werden Sie nicht lange belästigen … ich müsste nur dringend mal mit dem Familienoberhaupt sprechen.“
    „Blackburn macht keine Geschäfte mit gewöhnlichen Menschen“, erwiderte der leicht anämisch wirkende Hausangestellte an Shelby gewandt. „Holt euch nen Haftbefehl oder irgendeinen anderen Wisch, wenn ihr hier unbedingt rein wollt … ansonsten schwirrt ab!“
    „Hey, du Obergenie“, fuhr ich ihn durch den Türspalt an und packte mit einer raschen Bewegung das Netzhemd meines Gegenübers. „Denkst du vielleicht, dass mich ein blasses Gerippe wie du aufhalten könnte, wenn ich wirklich reinkommen wollte? Ich versuche einfach nur, höflich zu sein, aber in fünf Sekunden ist damit Schluss, mein Lieber. Dann trete ich nämlich die verdammte Tür ein und latsche einfach über deine dämliche Zombievisage drüber, kapiert?“
    „Das macht sie wirklich“, versicherte Shelby.
    „Kaum gibt man Marionetten wie euch ein bisschen Macht, verwandelt ihr euch in eine Armee von Faschisten!“, schnaubte er voller Verachtung.
    „Ja, ja … rede dir das nur weiter ein, wenn’s dich glücklich macht“, erwiderte ich und schob die Tür auf. „Wie war’s, wenn du jetzt einfach das nette Laufbürschchen spielst und Blackburn sagst, dass wir ihn sprechen müssen?“
    Erst jetzt konnte ich den ganz in Schwarz gekleideten Mann von Kopf bis Fuß betrachten: Er war groß, käsig weiß und so spindeldürr, dass es schon beim Hinsehen wehtat. „Und was soll ich Blackburn sagen, wenn er fragt, worum es geht?“, wollte er naserümpfend wissen.
    „Sag ihm einfach, es geht um Vincent.“
    Nach ein paar Minuten kehrte der Hungerhaken zur Tür zurück und winkte uns hinein. Er führte uns eine nicht sonderlich vertrauenerweckende schmale Treppe hinauf und anschließend einen langen Flur entlang, von dem links und rechts kleine Wohnungen abgingen. Die triste Innenausstattung schien noch aus den Fünfzigerjahren zu stammen und zeugte von der ursprünglich industriellen Nutzung des Gebäudes. Weder der schmuddelige Teppich unter meinen Füßen noch die schwarzen Schimmelflecken an den Deckenplatten über mir vermittelten ein sonderlich wohnliches Gefühl. Unweigerlich musste ich husten, da mein Geruchssinn zu rebellieren begann. Die Hand über Mund und Nase gepresst, ging ich weiter.
    „Wie viele Menschen hier wohl hausen?“, fragte mich Shelby im Flüsterton, als wir gerade an einer Wohnung ohne Eingangstür vorbeigingen, in der eine Frau mit ihrem Baby auf dem Arm kochte.
    „Genug, um uns das Leben zur Hölle zu machen, wenn wir uns danebenbenehmen“, flüsterte ich zurück.
    Nach zwei weiteren Treppen erreichten wir das oberste Stockwerk des Gebäudes, das teilweise entkernt worden war, um Platz für einige größere Räume zu schaffen.
    Schweigend führte uns der Dürre in eine Art Salon, der mit abgewetzten Perserteppichen und ramponierten Ledersesseln ausgestattet war. Dann murmelte er, dass wir uns setzen sollten, da Mr Blackburn noch einen Moment brauche, und stapfte von dannen. Ich versuchte, es mir irgendwie bequem zu machen, aber als ich sah, dass aus meinem Sessel loses Polstermaterial herausquoll, stand ich entnervt wieder auf.
    An der Wand vor mir hatte eine eigentümliche Konstruktion meine Aufmerksamkeit erregt. Anscheinend hatte jemand sämtliche Briefkästen des Gebäudes zusammengesammelt, ihre Türen abgerissen und sie dann dort nebeneinander aufgehängt. In den offenen Fächern dieses improvisierten Regals lagerten jede Menge Gegenstände – neben verschiedenen Flaschen und allerlei Messern waren auch ein oder zwei Caster zu sehen. Ich stutzte, denn eigentlich wurden diese ovalen Scheiben nur von Casterhexen zur Lenkung der Magie benutzt. Zögernd griff sich Shelby einen der Caster und betrachtete das dunkelrote, fast violette Holz. „Das ist Amaranth. Muss mindestens hundert Jahre alt sein. Der Baum, von dem es stammt, ist wahrscheinlich schon ausgestorben.“
    „Legen Sie das auf der Stelle wieder zurück!“, ertönte plötzlich eine ungehaltene Stimme von der Tür her. Reflexartig wirbelte ich herum und erblickte einen kleinen Mann mit weißem Haar, schwarzem Hemd und einem mächtig angepissten Gesichtsausdruck.
    „Tut mir leid, Mr Blackburn“, sagte ich und schnappte mir die ovale Scheibe, die Shelby in den Händen hielt, um sie wieder an ihren Platz zu stellen. Die

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