Nocturne City 02 - Blutfehde
äußerlich ganz danach aus. „Es ist Vincent Blackburn. Anscheinend … äh … er hatte einen Unfall“, druckste ich wenig eloquent herum, um nicht das auszusprechen, was mir eigentlich auf der Zunge lag – nämlich, dass ihn offensichtlich jemand festgehalten und ihm Gift gespritzt hatte.
„Verdammt!“, sagte Trevor erschüttert und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Das ist echt scheiße, Mann. Voll abgedickt …“
Ich nahm seine Hand. „Weißt du vielleicht irgendwas über Vincent? Irgendwas, das mir helfen könnte?“
„Er hat in so einem abgehalfterten Schuppen im Zentrum gearbeitet … in einem dieser miesen Kellerläden. Peitschen und Ketten, du weißt schon.“
„Ein Fetischclub?“, hakte ich wenig überrascht nach, denn die Blackburns waren bekannt dafür, dass sie sich für alles begeistern konnten, was mit dem Blut und dem Schmerz williger Opfer zu tun hatte.
„Luna“, fragte Trevor plötzlich, „hat dir mein Song gefallen?“
Shelby kam aus der Toilette und bedeutete mir, dass wir das Belladonna nun wirklich verlassen sollten. Ich gab ihr mit einem Handzeichen zu verstehen vorauszugehen und wandte mich dann wieder Trevor zu.
„Ich muss es wissen“, sagte er. „Ich habe mein ganzes Herzblut in diesen Song gelegt.“
Verdammt und zugenäht – er meinte es tatsächlich ernst! Während ich versuchte, mir eine sanftere Miene abzuringen, suchten seine Augen mein Gesicht verzweifelt nach einer Antwort ab. Trevor war ein guter Kerl und offensichtlich überzeugt davon, mich zu lieben. Der Song war eine für ihn total normale Art der Liebeserklärung an mich und auf eine gewisse Art sogar süß. Ich durfte einfach nur nicht erwarten, dass er die Leere in meinem Herzen füllen könnte …
„Es war eine sehr liebe Geste, Trevor“, sagte ich und küsste ihn auf die Wange. „Danke, Du bist echt süß.“
„Pass auf, was du sagst“, erwiderte er mit einem Grinsen. „Du wirst noch meinen Ruf ruinieren.“ Dann küsste er mich auf die Lippen, und zwar sehr viel länger, als ich es eigentlich wollte. „Na los, mach dich wieder an deine Arbeit, Babe. Ich ruf dich an.“
7
Shelby wartete auf dem Parkplatz. An einen sportlichen weißen Nissan gelehnt, scharrte sie ungeduldig mit den Spitzen ihrer Stöckelschuhe auf dem Asphalt. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass sie ein Paar brandneue Designerschuhe von Jimmy Choo trug, und erlitt einen mittelschweren Neidanfall, bevor ich sie ansprach. „Blackburn hat als Barkeeper in einem Fetischclub gearbeitet, aber mein Freu … äh, ich meine, meine Quelle weiß nicht genau, um welchen Club es sich handelt.“
„Den Laden ausfindig zu machen, sollte eigentlich das geringste Problem sein. Es ist eine ziemlich übersichtliche Branche, sehr spezialisiert und äußerst exklusiv. Da Sie ja ganz offensichtlich nicht von diesem Fall abzubringen sind, sollten wir seinen Arbeitgebern einen Besuch abstatten“, schlug Shelby vor.
„Gute Idee. Wenn ichs mir recht überlege, habe ich schon lange nicht mehr dabei zugesehen, wie ältere Herren ihre Hosen runterlassen und den Hintern versohlt bekommen“, gab ich sarkastisch zurück und schloss den Fairlane auf.
„Das sind nur oberflächliche Klischees. Am besten, Sie warten einfach ab, bis wir einen dieser Läden betreten“, erklärte Shelby mit einem Gesichtsausdruck, den man am ehesten als schadenfroh beschreiben konnte. „Gute Fetischbars haben neben SM-Räumen, Peitsch-Ecken und Fußspielereien noch eine ganze Menge anderer Angebote im Programm.“
„Großartig“, erwiderte ich und quälte mir ein Lächeln ab. „Ich kann es gar nicht erwarten, dass ein Typ mit Hundehalsband und Lederbikini an meinen Zehen lutscht.“
„Wenn ich mich recht erinnere, waren es doch Sie, die den Fall unbedingt weiterverfolgen wollte“, spöttelte Shelby und fügte hinzu: „Vielleicht sollten wir das später noch einmal besprechen. Wie wärs, wenn wir jetzt erst Mal aufs Revier fahren und den Bericht tippen?“
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Eigentlich müssen wir zuerst Vincents Familie benachrichtigen. Je früher, desto besser“, meinte ich mürrisch. In zwei Tagen zwei Familien eine Todesnachricht überbringen zu müssen war keine besonders dankbare Aufgabe. Ich wusste aber, dass wir schnell handeln mussten, denn die Blackburns galten als eine Sippe, die eng zusammenhielt und ihrer Wut und Trauer über den Tod eines Familienmitglieds sicherlich freien Lauf lassen würde, falls sie
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