Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
Schluck zu gönnen. „Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn du mitkommst, Luna.“
    Mein Herz hatte in dieser Nacht schon einige Male wild schlagen müssen, doch das war alles nichts gegen das dröhnende Pochen, das die Erinnerung an San Romita nun in meiner Brust auslöste. Es war mittlerweile fünfzehn Jahre her, dass ich aus meiner Heimatstadt nach Nocturne City geflohen war. Sri! meiner Verwandlung in eine Werwölfin hatte ich weder einen Fuß in dieses gottverlassene Nest gesetzt noch sonderlich große Lust verspürt, die unangenehmen Erinnerungen an meine wahnsinnige Familie, die Sache mit Joshua und mein verkorkstes Leben durch einen Besuch in dieser Sackgasse von einer Stadt wieder aufzufrischen.
    „Babe?“, drängte Trevor auf eine Antwort.
    „Tut mir leid“, flüsterte ich, „aber ich kann nicht mitkommen.“
    Trevor schickte ein enttäuschtes Stöhnen durch die Leitung. „Was meinst du mit Ich kann nicht mitkommen? Du nimmst doch niemals Urlaub und arbeitest die ganze Woche über rund um die Uhr. Da kannst du nicht mal zwei Tage freinehmen, um mal zur Abwechslung mich zu unterstützen?“
    Während ich zu einem winzigen Teil schon bereit war einzulenken, fand ich eigentlich, dass es nach ein paar Wochen lockeren Ausgehens definitiv noch nicht an der Zeit für ein Gespräch von der Sorte „Du unterstützt mich nicht genug“ war, und wollte einfach nur „Nein, nein, NEIN!“ ins Handy brüllen.
    „Darum geht’s nicht, Liebling“, sagte ich, nachdem ich ein paarmal tief durchgeatmet hatte.
    „Worum geht’s denn dann?“, blaffte Trevor.
    Einen Moment lang rang ich mit mir, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Ich war noch nicht bereit, ihm meine Vergangenheit zu offenbaren und über San Romita, den Biss und mein Leben als Insoli zu sprechen.
    „Ich kann nicht erwarten, dass du es verstehen wirst, Trevor, aber glaub mir bitte einfach, wenn ich dir sage, dass ich wirklich nicht mitkommen kann.“
    „Was soll ich dir darauf noch antworten, Luna?“, fauchte er in einem derart ätzenden Ton, dass es mir die Sprache verschlug. „Ich werd dir mal was sagen, Luna … Du bist eine unglaubliche Egoistin! Du nimmst und nimmst und nimmst und gibst nie etwas zurück. Eigentlich brauchst du dich nicht darüber zu wundern, dass dich alle Leute in deinem Leben auf Abstand halten! Genau das ist nämlich der Grund … du bist so sehr mit dir selbst beschäftigt, dass du gar keine Zeit hast, um dich mal in einen anderen Menschen hineinzuversetzen.“
    Langsam formte mein Mund ein rundes O, aber noch bevor ich zum Schrei ansetzen konnte, wurde er von den heißen Tränen in meinen Augen erstickt. Verbittert presste ich die Lippen zusammen. Auch wenn seine Worte unheimlich schmerzten, wusste ich doch, dass Trevor recht hatte. Anscheinend war ich tatsächlich unfähig, mich in andere Menschen hineinzuversetzen. Sunny hatte sich von mir abgewandt, weil ich ihr Bedürfnis nach Sicherheit nicht beachtet hatte, und auch auf Dmitri war ich nicht wirklich eingegangen. Wenn ich mich bemüht hätte, seine Loyalität gegenüber den Redbacks zu verstehen, anstatt ein Opfer von ihm zu verlangen, das er nicht bringen konnte, wäre er ganz sicher nicht in Irinas Arme gelaufen.
    „Lass uns lieber jetzt aufhören … das ist gerade etwas zu heftig für mich. Ich ruf dich später noch mal an“, sagte Trevor.
    „Nicht nötig“, flüsterte ich, aber er hatte schon aufgelegt. Gedankenversunken legte ich das Handy in meine Sporttasche zurück und ging mit geballten Fäusten wieder hinaus in die Trainingshalle.
    Es war die Wölfin in mir, die die Menschen, die ich liebte, von mir stieß. Seit jeher hatte sie mich mit ohnmächtiger Wut und tiefer Frustration erfüllt, hatte immer wieder aufs Neue diese starken Gefühle in mir heraufbeschworen, die ständig nach einem Ventil suchten. Jedes Mal, wenn ich mich ärgerte oder verletzt fühlte, brachen sie in Form einer unbändigen Raserei über mich herein und schlugen die Menschen in meiner Nähe In die Flucht.
    Angestachelt von Trevors Worten, forderte die Wölfin in mir nun, dieser Raserei freien Lauf zu lassen.
    Ich fixierte den schweren Sandsack auf der anderen Seite der Halle und rannte mit vollem Tempo auf ihn zu. Kurz vor dem Zusammenstoß legte ich meinen ganzen Körper und die Wucht des Anlaufs in einen linken Cross, der mit einem ungeheuren Bums gegen den Sack knallte und ihn sofort aus seiner Aufhängung riss. Nach gut drei Metern

Weitere Kostenlose Bücher