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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Ermittler vom Drogendezernat um Informationen anzubetteln und dabei seinen mit billigem Parfüm übertünchten durchdringenden Körpergeruch ertragen zu müssen. „Ich denke allerdings, dass er uns nicht wirklich helfen kann, wenn er keine Einzelheiten kennt“, gab ich zu bedenken. „Schließlich können wir ihm nicht sagen, dass wir Drogengeld auf der Spur sind. Er darf ja noch nicht mal wissen, dass wir in einem drogenbedingten Todesfall ermitteln, geschweige denn, dass es überhaupt einen Todesfall gegeben hat. Du hast ja keine Vorstellung, was McAllister mit uns anstellt, wenn er herausfindet, dass wir mit Leuten außerhalb des Polizeiapparats über Ermittlungsdetails plaudern.“ Wahrscheinlich würde Mac uns weder abmahnen noch sonst irgendwie bestrafen, sondern nur wild brüllend Gegenstände durch die Gegend schleudern – aber selbst diese Vorstellung bereitete mir Unbehagen.
    „Onkel Patrick wird die ganze Sache natürlich absolut vertraulich behandeln“, versicherte Shelby, und noch bevor ich etwas erwidern konnte, fügte sie hinzu: „Es ist ohnehin schon zu spät, Luna. Ich habe ihn bereits angerufen und uns für morgen einen Termin besorgt.“
    Ich warf ihr einen verärgerten Blick zu. „Für dich als Star des Sittendezernats mag das vielleicht kein Problem sein, aber mir sitzt Morgan im Nacken, und eigentlich kann ich’s mir momentan überhaupt nicht erlauben, die Regeln zu missachten, Shelby.“
    „Du machst dir zu viele Sorgen“, beruhigte sie mich. „Geh einfach nach Hause und schlaf dich mal richtig aus! Du siehst nämlich aus wie Courtney Love nach einer dreitägigen Sauftour.“
    „Und du kommst gerade rüber wie Heidi Klum auf Speed“, konterte ich. Darauf antwortete Shelby nichts mehr, sondern warf mir lediglich einen leicht angesäuerten Blick zu und ging zu ihrem Auto. „Um elf vor dem O’Halloran Tower. Pünktlich!“
    Ich schaute den Rücklichtern ihres Nissan noch einen Moment lang nach, bis sie in der Ferne verschwanden. Kurz darauf rollte ein Konvoi von Polizeiwagen vom Parkplatz, um die zahlreichen verhafteten Clubgäste ins Bezirksgefängnis Las Rojas zu transportieren. In gewisser Weise konnten sie einem leidtun, denn sie hatten jetzt das komplette Programm samt Aufnahme der Personalien, Untersuchungshaft und Ermittlungsverfahren wegen Drogenbesitzes vor sich. Obwohl ein frostiger Nebel aufgezogen war, der mein Gesicht mit kleinen, kalten Wassertröpfchen benetzte, verharrte ich regungslos auf der Motorhaube des Fairlane. Ich wollte noch nicht nach Hause fahren, auch wenn sich mein erschöpfter Körper nach einer guten Portion Schlaf sehnte. Stattdessen hockte ich gedankenverloren da und hoffte insgeheim darauf, dass ER aus der kleinen Gasse hinter dem Club treten, mich in die Arme nehmen und mir sagen würde, dass alles ein schreckliches Missverständnis gewesen sei. Aber er kam nicht. Lange nachdem alle anderen vom Einsatzteam schon gefahren waren, saß ich immer noch mutterseelenallein in der Nacht und ließ die Kälte in meine Knochen kriechen, damit sie den Schmerz in meinem Herzen betäubte.
    Als der rosafarbene Neonschriftzug des Bete Noire schließlich erlosch, waren die letzten Streifenpolizisten gerade damit beschäftigt, den Eingang zu versiegeln und mit einem Vorhängeschloss zu sichern. Erst nachdem auch das letzte Licht in den Wohnungen über dem Club erloschen war, fuhr auch ich endlich nach Hause.
    Doch kaum war ich an der Siren Bay Bridge angekommen, wurde mir klar, dass ich in meiner gegenwärtigen Verfassung ohnehin kein Auge zukriegen würde. Mit zitternden Händen umkrampfte ich das Lenkrad und merkte, wie mich die Lichter am Brückengeländer plötzlich blendeten – anscheinend hatten meine goldenen Werwolfaugen gerade auf Nachtsicht umgeschaltet.
    Kurz entschlossen wendete ich den Wagen mitten auf der Brücke und nahm die Ausfahrt zum Hafen von Nocturne City. Mein Weg führte mich an riesigen Kränen und aufeinandergestapelten Containern vorbei, die eigenartige Schatten auf den Asphalt warfen. Es schien fast so, als hätte die Hand eines Riesen sie mit schwarzer Kohle auf den Boden gemalt.
    Das einzige Anzeichen von Leben in dieser trostlosen Hafenbrache war das schwache Licht, das aus der umgebauten Lagerhalle vor mir drang. Die Vorderseite des vertrauten Gebäudes bestand aus hellen Betonziegeln, auf denen riesige schwarze Lettern prangten – MORTS GYM: KICKBOXING & SHO-TOKAN KARATE. Schon seit einer halben Ewigkeit kam ich regelmäßig in das

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