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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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freiem Flug schlug der Sack krachend auf den Boden.
    „Mein Gott, Wilder! Was soll der Krach?“, rief Mort, der seinen Kopf fast zeitgleich mit dem Knall in die Höhe riss. Er brauchte einen Moment, um beim Anblick des zerrissenen Sandsacks zu begreifen, was geschehen war. „Was in drei Teufels Namen …“, stammelte er verwundert.
    Auch ich brauchte einen Moment, um mich zu fangen. Erst als das Summen in meinen Ohren nachgelassen hatte und die Wölfin zurück in ihre Höhle in meinem Unterbewusstsein gekrochen war, konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Das … das tut mir unheimlich leid.“
    „Nicht doch, nicht doch …“, murmelte Mort, der sich in diesem Moment wahrscheinlich mehr Gedanken um mögliche Zivilklagen als um den zerrissenen Sandsack machte. „Verdammt noch mal! Ich hab doch gleich gewusst, dass diese Bolzen nichts taugen“, fluchte er und sah sich dabei den Haken der Aufhängung an, den ich mit meinem Schlag aus dem Querbalken gerissen hatte.
    „Ja, die Dinger solltest du unbedingt mal überprüfen lassen“, stimmte ich ihm zu und war erleichtert, dass er mich nach dieser Vorstellung nicht mit einem Kruzifix in der Hand und den Worten „Weiche, Dämon!“ aus der Halle jagte.
    Als ich meine schmerzende Hand untersuchte, sah ich, dass Blut von meiner Hand tropfte. Mit meinem Schlag hatte ich nicht nur das Klebeband an meinen Fingern zerfetzt, sondern mir auch die Haut von den Fingerknöcheln gerissen. „Ich denke, ich werd mich jetzt auf den Heimweg machen“, sagte ich kleinlaut, während ich meine geschundene Hand unter meine rechte Achselhöhle klemmte.
    „Klar doch“, murmelte Mort abwesend und schüttelte mit einem Blick auf den zerrissenen Sandsack den Kopf. „Gute Nacht dann …“
    Als ich aus der Halle trottete, ergriff mich eine Mischung aus Wehmut und Reue. Unweigerlich musste ich noch einmal an Trevors Worte denken und hätte mich am liebsten an Ort und Stelle auf den Boden geworfen, um mein Leid in Tränen und Schluchzen zu ertränken.
    In der Umkleide zog ich mir schnell ein Sweatshirt über und rannte so, wie ich war, aus dem Gebäude. Als ich dann im Fairlane saß, musste ich erst mal tief durchatmen, um mich von dem bohrenden Schmerz abzulenken, der in meinem Bauch wütete. Ob der Grund dafür in den Strapazen der letzten Stunden oder bei einem Werwolf namens Dmitri Sandovsky zu suchen war, wusste ich nicht – und eigentlich war das auch egal.
    Ich musste ihn endlich loslassen und ein für alle Mal akzeptieren, dass er mich verlassen hatte. Sonst würden über kurz oder lang die dünnen Fäden, die meine menschliche Hülle zusammenhielten, zerreißen und die Bestie in mir entfesseln. Obwohl ich nur ahnen konnte, wozu ich dann in der Lage sein würde, jagte mir allein der Gedanke daran trotz voll aufgedrehter Heizung noch eine ganze Weile eiskalte Schauer über den Rücken.

13
    „Warum weinst du, Insoli?“
    Ich war zwar relativ sicher, dass ich nicht träumte, sondern vor dem Badezimmerspiegel stand und mir die Zähne putzte, aber für einen Moment ließ mich die wohlklingende Stimme aus dem Nichts trotzdem an meinem Geisteszustand zweifeln.
    Ruckartig drehte ich mich um und traute meinen Augen nicht. Vor mir stand Asmodeus. Sofort erstarrte ich vor Ehrfurcht und ließ die Zahnbürste fallen. Er war es tatsächlich – Asmodeus, der Dämon, der Verlassene, der Flüchtling aus dem jenseitigen Reich, wo sich nur die bösartigsten und mächtigsten Bewohner der Unterwelt aufhielten. Sein Körper war wie immer ganz und gar mit Gold überzogen, und seine Löwenpranken wirkten auf den kleinen Fliesen furchteinflößender denn je.
    „Ich weine nicht“, brummte ich und spuckte den Rest der Zahnpasta ins Waschbecken.
    „Sag mir, wer dich so verletzt hat, dass du Tränen vergießt!“
    „Was geht dich das an? Willst du etwa losziehen und ihn verprügeln?“, gab ich ihm patzig zur Antwort, um uns beide davon zu überzeugen, dass ich überhaupt kein Problem damit hatte, gerade meinem größten Albtraum gegenüberzustehen.
    Langsam atmete Asmodeus aus und hüllte mich in eine mit schwarzer Magie gefüllte Wolke aus goldenem Nebel, die mich von Kopf bis Fuß erschaudern ließ. Dann schüttelte er kurz den Kopf und durchleuchtete mit seinen Krokodilsaugen jeden Winkel meines Körpers. Augenblicklich überkam mich die erschreckende Gewissheit, dass er in meinem Geist wie in einem offenen Buch lesen und jeden meiner Gedanken erfassen konnte. Mit einem Blick schien

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