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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Perücke.
    Als sie vorsichtig nickte, fiel mir auf, dass ich in meinem momentanen Aufzug – ungekämmte Haare, abgewetzte Jeans und Smiths-T-Shirt – eher wenig vertrauenerweckend auf meine Gesprächspartnerin wirken musste. Ihrer Miene nach zu urteilen hielt sie mich für wahnsinnig genug, sie samt ihrem Freund in ein Kellerverlies einzusperren, um ihnen im Hannibal-Lecter-Stil die Haut vom Leib zu ziehen.
    »Gut, Süße, hier ist der Deal: Du rückst deine Perücke gerade und sagst Duvivier Bescheid, dass ich ihn sprechen will.«
    »Vergessen Sie’s. Ich bin doch nicht der Pförtner! Aber selbst wenn, würde Gerard nicht mit Ihnen reden.« Mit einem verächtlichen Blick auf meinen Aufzug fügte sie hinzu: »Er redet nur mit Mädchen, die freundlich sind … und attraktiv.«
    Sofort bleckte ich die Zähne und knurrte die Kleine an. Dann blinzelte ich zweimal, fuhr meine Reißzähne aus und wartete einen Augenblick, bis sich meine Pupillen von ihrem menschlichen Grau in das Gold der Wölfin verfärbt hatten.
    »Lass sie«, meldete sich der Mann endlich zu Wort. Der Attitüde und der rauen Physiognomie nach zu urteilen, schien es sich bei ihm um einen nicht sonderlich gut gelaunten Werwolf zu handeln. Ohne ihm Beachtung zu schenken, knurrte ich auch ihn an und wandte mich wieder dem Mädchen zu.
    »Du gehst jetzt zu Duvivier und sagst ihm Bescheid! Am besten siehst du dich auch gleich nach einem neuen Typen zum Austausch von Körperflüssigkeiten um … so wie der hier aussieht, hat er Filzläuse.«
    »Gottverdammte Insoli-Schlampe!«, brüllte er und stürzte sich auf mich. Mit einer schnellen Bewegung kam ich seinem Angriff zuvor und verpasste ihm einen Schlag auf den Adamsapfel – nicht hart genug, um ihn zu töten, aber ausreichend, um ihn in die Knie gehen zu lassen.
    »Duvivier, und zwar dalli!«, zischte ich dem Mädchen zu. »Ich warte an der Bar.«
    Sie warf mir einen wütenden Blick zu, wobei ihre falschen Wimpern nur so klimperten. »Was soll ich sagen, wenn er fragt, wer ihn sprechen will?«
    »Sag ihm, ich sei Dmitri Sandovskys Freundin!«, entgegnete ich und ließ noch einmal die Reißzähne blitzen.
    Wie zu erwarten gewesen war, dauerte es nach dieser aufsehenerregenden Anmeldung nicht allzu lang, bis mich der Hausherr zu sich bat. Kaum hatte ich es mir an der Bar gemütlich gemacht und begonnen, an einem rosaroten Drink mit Cocktailkirsche zu nippen, traten zwei Loups von hinten an mich heran.
    »He, Insoli! Gerard will mit dir reden.«
    Ich drehte mich um und grinste ins trollhafte Gesicht des Größeren der beiden. »Habe ich mir doch gedacht, dass die Erwähnung meines Freundes eure Aufmerksamkeit erregt.«
    Widerstrebend verzog er den Mund. »Denk ja nicht, du kannst Eindruck schinden, nur weil du Sandovskys Nutte bist, Prinzesschen.«
    »Große Worte aus dem Mund eines Mannes, der tagein, tagaus wie ein verängstigter Hund vor seinem Herrchen kriecht.«
    Sofort knurrte der Kleinere und holte mit der klobigen Hand aus, um mich mit einem Faustschlag zurechtzuweisen. Da seine Bewegungen aber die Anmut eines Vierzigtonners besaßen und in Zeitlupe abzulaufen schienen, konnte ich mich problemlos ducken.
    »Übung macht den Meister, Kleiner!«, lästerte ich und fügte mit einem Blick auf die menschenleere Tanzfläche hinzu: »Euer Laden sieht ziemlich leer aus heute, was? Hängt wahrscheinlich mit eurem Kumpel Lautrec und dem Stück Blei in seiner Stirn zusammen. Da kann keine Partystimmung aufkommen.«
    »Wer zum Teufel bist du?«, fragte der andere Loup, der einen kühlen Kopf bewahrt hatte.
    »Wie unaufmerksam von mir«, entgegnete ich und hielt ihm meine Dienstmarke unter die Nase. Sie glänzte silbern, nicht golden wie meine vorherige, und hatte nicht annähernd die gleiche Wirkung. Trotzdem entlockte ihr Anblick dem Loup ein widerwilliges Grunzen. »Ich ermittle im Fall Bertrand Lautrec und möchte mit Gerard Duvivier reden.«
    »Vor Kurzem war schon mal einer von deinem Haufen hier, ein Detective. Trug billige Garderobe und stellte dumme Fragen. Wir haben ihn hochkant wieder rausgeworfen«, brüstete sich der Kleinere, und die beiden brachen in bösartiges Gelächter aus.
    Es war typisch für Bryson, die unangenehmen Details in seinen Geschichten auszulassen, aber über seinen Auftritt bei den Loups würde ich noch mal in aller Ruhe mit ihm sprechen.
    »Na, dann habe ich ja richtig Glück, dass ich kein Detective bin …«, erwiderte ich spöttisch, »… sonst säße ich auch schon wieder

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