Nocturne City 03 - Todeshunger
FBI-Datenbank einloggen und den letzten bekannten Aufenthaltsort eines Typen herausfinden. Sein Name ist Joshua Mackelroy.« Ich tigerte auf und ab, die Erinnerungen an Joshua machten es mir unmöglich, mich zu setzen.
Batista, der bereits begonnen hatte, auf seinem flachen Laptop herumzutippen, hielt inne. »Warum kommst du damit zu mir?«
Ich biss mir auf die Lippen, ehe ich es ihm sagte. »Das ist mein Fall, Javier. Meine … meine Entführung. Wenn jemand vom 24. herausfindet, dass ich in der Sache ermittle …«
»Schon gut, schon gut«, sagte Batista. »Verstanden. Aber falls jemand davon Wind bekommen sollte, werde ich nicht meine Rente aufs Spiel setzen, comprende?«
»Klar«, sagte ich. Während Batista mit flinken Fingern Daten in die Suchmaske eintippte, sah ich aus dem Fenster in den makellos gepflegten Vorgarten und versuchte, nicht an meine letzte Begegnung mit Joshua zu denken. Ich hatte ihn damals einfach gehen lassen, nachdem er mich kurz zuvor fast zu Tode geprügelt hatte. Ich versuchte, mich gut dabei zu fühlen, mir meine moralische Überlegenheit klarzumachen. Versuchte Dmitri zuliebe, damit abzuschließen.
»Du hast Glück«, sagte Javier. »Das FBI hat Mackelroy vor zwei Tagen hochgenommen, als er von Los Angeles nach Guam und von dort Gott weiß wohin fliegen wollte. Momentan sitzt er in einer Zelle in der dortigen FBI-Außenstelle ein.«
»Sie haben ihn in Gewahrsam genommen?«, fragte ich. Eigentlich hätte es mich nicht verblüffen sollen – Joshua war brutal und effizient bei dem, was er tat, aber seinen IQ hatte ich noch nie als besonders hoch eingeschätzt.
»Wahrscheinlich trägt er mittlerweile Frauenkleider und ist mit seinem Zellennachbarn verheiratet«, sagte Batista. »War es das, was du wissen wolltest, Wilder?«
»Ja«, sagte ich. »Danke, Javier.«
»Keine Ursache«, sagte er und brachte mich zur Tür, wobei er wieder darauf achtete, dass Marisol uns nicht bemerkte. »He, sei vorsichtig, ja, Wilder?«
»Ich versuch s immer, Javier, aber meistens wollen die bösen Buben nicht so, wie ich will.«
»Gegen Mackelroy laufen Haftbefehle«, sagte Batista. »Bei einem geht’s um einen tätlichen Angriff auf eine Polizeibeamtin. Das warst nicht zufällig du, oder?«
»Doch«, sagte ich. »Aber glaub mir, ich bin an einer größeren Sache dran.«
»Wenn du dem Typen die Fresse polierst, versuch, keine Spuren zu hinterlassen«, sagte Batista. »Ich habe keine Lust, deswegen meinen Job zu verlieren. Marisol würde mir die Haut abziehen, wenn die Bank uns die Kreditkarten sperrt.«
»Zur Not habe ich noch ein paar Telefonbücher im Auto, wenn man damit zuschlägt, gibt es keine blauen Flecken«, sagte ich mit einem leisen Lächeln. »Muchas gracias, Javier.«
Er winkte noch einmal, als ich zum Fairlane ging. »Pass auf dich auf, Wilder.«
10
Ich fuhr direkt nach Los Angeles, gut neun Stunden, sodass ich pünktlich zum Dienstbeginn um acht an der FBI-Außenstelle ankam.
Am Eingang zeigte ich meine Marke und fragte ohne Umschweife nach dem Agenten, der den Mackelroy-Fall bearbeitete.
»Tut mir leid, Agent Capra ist beschäftigt«, erklärte mir die Sekretärin, die mit ihrer blonden Mähne und der schlanken Figur wie ein typischer Möchtegern-Filmstar aussah.
»Es ist wichtig«, sagte ich. »Es geht um vierfachen Mord.«
Sie schnaubte genervt und verdrehte die Augen, wandte sich dann aber trotzdem hilfesuchend zu den Anzugträgern im Großraumbüro hinter ihr um. Keiner würdigte sie auch nur eines Blickes, und auch ich schien für die Beamten nur eine schmale, dunkelhaarige Frau mit müdem Gesichtsausdruck zu sein, die zusätzliche Arbeit bedeutete.
»Ist Mr Mackelroy direkt beteiligt?«, fragte sie schließlich. Nach einer kurzen Auseinandersetzung zwischen dem bösen und dem guten Engel auf meinen Schultern sagte ich Ja.
»Wenn das so ist …«, sagte die Sekretärin zögerlich, »… können Sie Agent Capra direkt fragen. Vielleicht haben Sie ja Glück, und er lässt Sie mit Mackelroy sprechen.«
»Fein«, bedankte ich mich. »Wo ist Capra?«
»Betrugsabteilung«, antwortete sie und wies gelangweilt mit dem Daumen auf die Fahrstühle hinter ihr.
Nachdem der Sicherheitsbeamte mich mit dem für das FBI typischen mies gelaunten Gesichtsausdruck durch den Metalldetektor geschickt hatte, tastete er mich von Kopf bis Fuß ab und fuhr danach noch einmal mit einem Handmetalldetektor über meine Kleidung. Als ich die unglaubliche Frechheit besaß, mich nach dem Weg zur
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