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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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geeignete Weise getarnt und um sie herum für scharfe Überwachung gesorgt werden. Darin seien sie ebenfalls Experten, sagten die Amerikaner.
    Eemeli Toropainen war der Meinung, dass eigentlich nichts gegen das Projekt spreche. Immerhin entstanden im Umfeld der Kirche neben Kalmonmäki gerade zwei Dörfer, da wäre eine eigene medizinische Versorgung wohl angebracht. Er erklärte den Männern, dass am Ukonjärvi nicht unbedingt Spitzenchirurgie benötigt werde, es sei denn, die Bäuerin Matolampi wolle ihre Krampfadern operieren lassen. Es wäre demnach wünschenswert, die Klinik könne auch gewöhnliche Eingriffe machen: den Blinddarm operieren oder Wunden nähen, wenn sich jemand mit der Axt ins Bein geschlagen hatte und so weiter. Die Amerikaner versprachen bereitwillig, alle Patienten der Siedlung zu behandeln, sogar umsonst.
    Der Vertrag über eine amerikanische Klinik am Ukonjärvi wurde mündlich abgeschlossen und mit Handschlag besiegelt. Bei der Gelegenheit bekam Eemeli Toropainen einen gesicherten Scheck über hunderttausend Dollar. Man versprach ihm mehr Geld, dies sei erst der Anfang.
    Im Hinterzimmer des dänischen Gasthauses wurde nun erst mal ein üppiges Abendessen bestellt. Und während Eemeli dort so in dem alten ledernen Sessel saß, erschienen ihm das Leben und die Menschen als angenehm und gut. Anscheinend fand sich auf der Welt doch noch selbstlose Herzlichkeit, sagte er sich.
    Ganz zu Unrecht wurden die Amerikaner stets als stahlharte Geschäftsleute bezeichnet. Sie verdienten natürlich gern Geld, wer tat das nicht, aber wenn eine so edle Absicht dahinter stand, war eigentlich nichts dagegen zu sagen. Geld war nur das Mittel, mehr nicht, erklärten auch die Amerikaner.
    Munter plaudernd verbrachte man den Abend miteinander. Irgendwann gegen elf Uhr erklärten die Ärzte und der Jurist, dass sie schlafen gehen wollten, wenn es ihnen gestattet sei.
    Der geschäftsführende Direktor, der ziemlich betrunken war, leistete Eemeli weiter Gesellschaft. Er fragte ihn darüber aus, ob es leicht sei, finnische Polizisten zu bestechen. Und ob einige seiner Männer im Notfall mit Waffen umgehen konnten. Bekam man in Finnland ausgebildete Kampfhunde? Diese zu importieren könnte möglicherweise schwierig werden. Wie viel würde Eemelis Schätzung nach der Bau eines eigenen privaten Gefängnisses kosten? Man musste die Organspender nämlich, manchmal sogar über lange Zeit, vor den Operationen in Gewahrsam halten. Wenn man sie auf freiem Fuß ließe, riskierte man, dass sie die eingegangenen Verträge bereuten und sich davonmachten. Das kam natürlich nicht in Frage. Schließlich war es nicht billig, irgendwelche wenig vertrauenswürdige Russen von Murmansk oder Archangelsk über die Grenze zu schleusen. Es mussten Flugzeuge oder Geländewagen gechartert und geheime Wege benutzt werden. Heutzutage kostete das alles einen Haufen Geld.
    Eemeli Toropainen stutzte. Dann begriff er: Hier ging es um widerwärtige kriminelle Machenschaften, um Handel mit menschlichen Organen. Arme Leute verkauften lebenswichtige Körperteile an todkranke Reiche. Als Vermittler und Aufschlitzer fungierten gewissenlose Banditen, denen Geld lieber als das Leben war.
    Der betrunkene Amerikaner erklärte die Prinzipien, nach denen die Klinik arbeitete:
    »Wir schlitzen einen dieser armen Schlucker auf, seine Niere wird rausgenommen und in eine Schüssel geklatscht. Dann wird der Kerl wieder zugenäht und kriegt anschließend einen Tritt in den Arsch. Nun ja, wir sind keine Gauner, zumeist drücken wir ihm die Hälfte des versprochenen Geldes in die Hand, manchmal auch nur ein Viertel, und selbst mit diesen Summen können die armen Teufel viele Jahre leben. Sofern sie nicht an irgendwelchen Komplikationen draufgehen. Spitzenchirurgie ist eine riskante Sache.«

12
    Eemeli Toropainen wurde schrecklich wütend. Er erklärte barsch, dass er nie und nimmer mit Bestien wie ihnen zusammenarbeiten könne. Die Not anderer Menschen auszunutzen und das Leben von Armen zu zerstören, das seien so rabenschwarze Sünden, wie es sie schlimmer nicht gebe.
    Da war kein Raum für Verhandlungen. Der verdutzte Amerikaner versuchte, die Sache zu verharmlosen, und erinnerte Eemeli an seine Streitigkeiten mit den Behörden. Es half nichts. Eemeli drohte dem Mann damit, ihn und seine Kumpane bei der dänischen Polizei anzuzeigen.
    Es kam zu einem heftigen Handgemenge. Die Ledersessel kippten um, vom Kaminsims fiel ein schwerer Kerzenständer aufs Parkett. Die

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