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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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dass dort vielleicht ihre Wasserstoffbombe explodiert sei und mit ihr die Männer, die sie transportiert hatten. Diese Angst hielt sich das ganze Frühjahr und den Sommer in Ukonjärvi, und erst im Herbst, als die ausgesandte Expedition von der Halbinsel Kola und vom Eismeer zurückkehrte, erfuhren die Leute Genaueres.
    Die Teilnehmer der Expedition waren bei guter Ge­ sundheit und die Wagen schwer beladen mit der reichen Ausbeute. Taneli Heikura berichtete, dass sie, sowie die Schiffe fertig gewesen seien, zunächst nach Solowezk und von dort längs des Südufers der Halbinsel Kola durch das Weiße Meer in die offene Barentssee gesegelt seien. Unterwegs hatten sie scharenweise Weißwale gesehen. Drei Exemplare hatten sie erlegt.
    Am östlichen Ende der Halbinsel Kola, an der Mün­ dung des Flusses Ponoi, hatten sie von den ortsansässi­ gen Bewohnern, hauptsächlich Kola-Saamen, einen Fangplatz gepachtet. Sie hatten mit den Leuten Handel getrieben und sich mit ihnen richtig angefreundet, sogar in dem Maße, dass sich auf der Rückfahrt zwei Expedi­ tionsmitglieder dort als Fischer niedergelassen und einheimische Frauen geheiratet hatten, gleichzeitig wollten sie nun für die Wahrung der Pachtrechte Ukon­ järvis auf der Halbinsel Kola sorgen.
    Von der Halbinsel Kola aus waren die Männer dann gen Nowaja Semlja gesegelt, um die Atomwaffe loszu­ werden, die sie die ganze Zeit mit sich geschleppt hat-ten. Die letzten Winterstürme hatten der Flotte jedoch
    arg zugesetzt und sie an Nowaja Semlja vorbei weit ins Eismeer hinaus getrieben. Die Männer hatten mit den Schiffen in einem Nothafen geankert, an der windge­ schützten Seite einer kleinen Felsinsel. Diese war so klein gewesen, dass sie gar nicht auf der alten allgemei­ nen Karte eingezeichnet war.
    »Und jetzt wird man sie auch auf genaueren Karten nicht mehr finden…, oder falls man den Namen findet, dann jedenfalls nicht mehr die Insel, weil sie uns näm­ lich versehentlich explodiert ist«, erzählte Taneli Heiku­ ra.
    Folgendes war passiert: Das Schiff, an dem die Atom-bombe befestigt gewesen war, war an Land getrieben. Dann war erneut Sturm aufgekommen, der das Schiff an die Felsen geschleudert hatte. Die Männer hatten es dort zurücklassen müssen. Sie hatten die Bombe nicht in ein anderes Schiff umladen können, da das Ufer steil war und sie außerdem keine Balken hatten, um einen Kran zu bauen. Sie hatten sich eine andere Lösung einfallen lassen. Mit einer Winde hatten sie die Bombe auf die Spitze der Felsinsel gehievt, wo sie sie mit Seilen an den Steinen und Felskanten befestigt und ein Schutzdach darüber errichtet hatten. Auf den Deckel der Kiste hatten sie in allen Sprachen, die sie konnten, Warnungen geschrieben und zufällige Besucher aufge­ fordert, die Insel wegen atomarer Gefahr zu meiden. »Auf einmal hörten wir dann von der Bombe so merkwürdige Geräusche. Wir machten den Deckel der Kiste auf und legten das Ohr ans Metall, und da hörten wir von drin­ nen leises Zischen und Knacken.«
    Somalischmied Josif Nabulah hatte die Vermutung geäußert, dass sich im Inneren der Bombe womöglich ein zusätzlicher Zündmechanismus befinde, der durch die stürmische Überfahrt und die Havarie in Gang ge­ setzt worden sei. Solche Geräte seien zu Beginn des dritten Weltkrieges verwendet worden, hatte er gesagt. Der Sinn dieser Selbstzünder war es wahrscheinlich, die Bombe zur Explosion zu bringen, falls der Feind sie in die Hände bekam und zu demontieren versuchte.
    »Wir haben gemacht, dass wir von dem Felsen weg­ kamen. Wir sind zu unseren Schiffen gerudert und haben die Bombe ihrem Schicksal überlassen. In aller Eile haben wir die Segel gesetzt und Kurs auf die Halb­ insel Kola genommen, dann sind wir drei Tage und drei Nächte ohne Pause gesegelt. Eines Morgens haben wir ein schreckliches, lang gezogenes Donnern gehört, und das ganze nördliche Firmament wurde erst blendend weit? und anschließend rostrot. Daraus haben wir ge­ schlossen, dass es die Insel jetzt nicht mehr gibt. Vier Stunden später kam aus der Richtung der Explosion eine mehr als zehn Meter hohe Sturzwelle, die beinah unsere ganze Flotte verschlungen hätte. Viele Gegens­ tände wurden ins Meer gespült, und wir bekamen blaue Flecken, als die Schiffe auf den wilden Schaumkronen tanzten und wir hin und her geschleudert wurden.«
    Die Expedition brachte hundertvierzig Fässer gesalze­ nen Fisch mit, hauptsächlich Lachs, aber auch anderen Schuppenfisch wie

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