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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Einwohnerzahl der Gemeinde in den Kriegsjahren gewachsen war, brauchte man zusätzliche Fangplätze.
    Bei der Gelegenheit konnte die Expedition auch gleich die arabische Wasserstoffbombe, die am Murtovaara lagerte, mitnehmen. Wenn nun der Frieden wieder in der Welt Einzug hielt, könnte die Bombe Probleme bereiten. Was sollte man den Behörden sagen, die früher oder später auftauchen und strenge Fragen stellen würden? War es etwa das erklärte Anliegen der Stiftung, sich mit Atomwaffen auszurüsten?
    Man begann mit den Vorbereitungen für die große Ko-la-Expedition. Siebzig Männer sollten teilnehmen: Parti­ sanen, Fischer, Schmiede und Zimmerleute, außerdem die Feldpröbstin. Severi Horttanainen hatte keine Lust mitzufahren, er sagte, er habe genug von Reisen in diese Gegend. Er sei schon so alt, dass er den Verlockungen des Ostens, die im schlimmsten Falle jahrelanges Schmachten in feuchten Gefängniszellen bedeuteten, lieber widerstehen wolle. Auch Eemeli Toropainen blieb zu Hause, denn er war ebenfalls nicht mehr jung und außerdem herzkrank. Mit der Leitung der Expedition wurde Taneli Heikura, der Chef der Partisanenkompa­ nie, betraut.
    Eine umfangreiche Ausrüstung wurde eingepackt: Waffen, Werkzeug, Seile, Nägel, Fanggeräte, dazu Ver­ pflegung sowohl für die Expeditionsteilnehmer als auch für die Zugochsen. Zunächst sollte es zum Murtovaara gehen, wo die Wasserstoffbombe abzuholen war, und dann weiter zum Ufer des Weißen Meeres. Dort sollte eine Schiffswerft für den Bau von fünf Fangfahrzeugen, dazu ein Stall für die Ochsen und eine Unterkunft für einen Teil der Teilnehmer gebaut werden.
    Wenn die Schiffe etwa um die Weihnachtszeit fertig waren, sollten die Kernwaffe und die erforderlichen Fanggeräte aufgeladen werden. Die Hauptgruppe der Expedition, nämlich fünfzig Fischer und Partisanen, sollte in See stechen und mit der Ukonjärvi-Flotte vom Weißen Meer in die Barentssee und bis nach Nowaja Semlja segeln. Dort sollten sie die Atombombe an Land bringen. Falls sie auf der Insel arbeitsfähige russische Truppen anträfen, sollten sie mit ihnen die Vernichtung der Bombe vereinbaren, andernfalls ein Schutzdach für sie bauen, ihren Standort sorgfältig markieren und absichern, dass sie sich nicht von allein zünden konnte.
    Auf der Rückfahrt sollten die Männer im Eismeer fi­ schen und, wenn möglich, irgendwo auf der Halbinsel Kola an Land gehen, um Flusslachse zu fangen. Etwa zu Beginn des Sommers sollten sie dann wieder im Weißen Meer sein und im Herbst 2018 mit dem Fang und den restlichen Expeditionsmitgliedern in Ukonjärvi eintref­ fen.
    So begann die große Kola-Expedition. Eemeli Toropai­ nen, Severi Horttanainen und viele Einwohner von Ukonjärvi begleiteten die Karawane bis hinter den Hii­ denvaara. Auch der »Fliegende Engel« ging als Kurier mit auf die Reise, sie sollte zurückkommen und berichten, wie die erste Etappe bis zum Weißen Meer verlaufen war.
    Zur Zeit der ersten Schneefälle kam der »Fliegende Engel« angehetzt. Sie war aufgeregt wie immer: Die Expedition war erst am Murtovaara gewesen und dann weit, weit bis ans Meer gewandert, dort waren Bäume gefällt und Bretter gesägt worden, um Schiffe zu bauen. Auch Baracken und ein Stall für die Ochsen waren entstanden. Menschen waren der Karawane unterwegs nicht begegnet. Auf dem Rückweg hatte der »Fliegende Engel« ein paar Beerensammler getroffen, die in der Nähe der Staatsgrenze Preiselbeeren gepflückt hatten. Auch der »Fliegende Engel« hatte Preiselbeeren ge­ pflückt, sie dann aber irgendwo liegen gelassen, all die guten Beeren.
    Die Partisanen, die am Murtovaara geblieben waren, brachten im Frühjahr Nachrichten vom Werftlager am Weißen Meer. Dort war alles in Ordnung, die Männer fischten und machten hin und wieder Ausflüge auf die
    Solowezkischen Klosterinseln. Zu Weihnachten hatte Feldpröbstin Hillikainen in der Dreifaltigkeitskirche des Klosters einen Gottesdienst gehalten, an dem auch ein paar alte Karelierinnen aus dem Dorf Solowezk teilge­ nommen hatten. Die russischen Einsiedlermönche, die auf dem Sekirnaja-Berg lebten, hatten es übel genom-men, dass eine lutherische Pastorin im Kloster predigte, doch im Allgemeinen unterhielten die Finnen gute Be­ ziehungen zu den örtlichen Bewohnern, sie handelten mit ihnen, tauschten Fisch gegen Getreide.
    Im Frühjahr 2018 war nordöstlich von Ukonjärvi eine seltsame Lichterscheinung am Himmel zu sehen. Mit Angst im Herzen dachten die Leute,

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