Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
irgend etwas in Vargas’ Haus aufnehmen?«
»Dieselbe Antwort. Ich kann dazu im Moment nichts sagen.«
»Er ist nicht dagewesen. So einfach ist das. Selbst wenn er angeblich zum Haus rübergekommen sein sollte, so sage ich Ihnen: Er war nicht da. Was könnte er da aufgenommen haben?«
Maven sah auf seine Uhr.
»Diese drei Leute lagen auf dem Boden«, sagte ich. »Auf sie waren Waffen gerichtet. Was zum Teufel kann da auf einem Videoband sein, das sie belasten könnte? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
»Ich verstehe, warum Sie ratlos sind, McKnight. So viel kann ich sagen.«
»Vargas war das. Sie müssen sich klarmachen, Maven, das ist alles Vargas. Ich hatte gestern einen Zusammenstoß mit ihm. Er hat mich gewarnt, er plane etwas.«
»Ich würde Ihnen raten, Vargas aus dem Wege zu gehen. Das heißt, das ist mehr als ein Rat …«
»Was haben Sie in Jackies Schlafzimmer gefunden? Geld aus Vargas’ Safe? War es das? War es das, was Sie auch in Bennetts und Gills Häusern gefunden haben?«
Maven sah mich nur an.
»Sie haben von der Entgegennahme gestohlener Güter gesprochen. Meinen Sie damit das Geld? Andere ›Güter‹ wurden nicht gestohlen. Ansonsten haben sie das Zimmer verwüstet und sind verschwunden.«
»McKnight …«
»Was auch immer es war, glauben Sie nicht, daß man es ihm untergeschoben hat?«
»Ich werde diese Theorie im Hinterkopf behalten. Wäre es das jetzt?«
»Das da drinnen ist mein Freund. Das ist ein Mann, der einmal gewendet hat und hundertfünfzig Kilometer zu einem Restaurant zurückgefahren ist, nur weil ihm plötzlich aufgefallen ist, daß er zu wenig Geld auf den Tisch gelegt hat. Wenn Sie glauben, er hat mit der Sache irgend etwas zu tun, liegen Sie falsch. Und ich bin sicher, daß das auch für Bennett und Gill gilt. Irgendwas stinkt hier fürchterlich, Chief, und ich werde rauskriegen, was das ist.«
»Ich dachte mir, daß Sie das sagen würden, McKnight. Nur dieses Mal sind Sie kein Privatdetektiv mehr, Sie erinnern sich doch? Dieses Mal sind Sie ein wichtiger Zeuge und nur Zentimeter davon entfernt, selbst festgenommen zu werden. Sie werden also schön hier in der Gegend bleiben, falls ich Sie brauche. Und Sie werden sich nicht in diese Untersuchung einmischen. Mir ist klar, daß das für Sie eine schwierige Vorstellung ist. Also mache ich es ganz einfach. Gehen Sie zurück nach Paradise. Bleiben Sie da, bis ich Ihnen was anderes sage. Das ist alles. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
Ich stand auf. »Nur so aus Neugier«, sagte ich, bevor ich zur Tür ging, »was ist aus ›dem neuen Chief Maven‹ geworden, mit dem ich vor zwei Tagen gesprochen habe?«
»Den gibt es noch«, meinte er. »Ihnen zuliebe, dachte ich, hole ich noch mal das Originalmodell raus. Sozusagen der alten Zeiten wegen.«
Als ich in die Halle zurückkam, herrschte dort lebhafter Betrieb. Ham O’Dell war jetzt da, überragte alle und wirkte so, als wolle er etwas kaputtschlagen. Zwei Männer vom Sault-Stamm sah ich auch.
»Alex, was zum Teufel ist hier los?« fragte Ham. »Niemand spricht mit mir. Ich bin heute morgen vorbeigekommen, und das Restaurant war geschlossen. Es wimmelte von Polizisten. Sie haben gesagt, mein Vater sei schon verhaftet.«
»Wir kümmern uns alle gemeinsam darum«, sagte ich. »Jonathan, hast du den Kautionsagenten erreicht?«
»Er ist schon unterwegs«, sagte er. »Ich dachte mir, Ham könnte ihn auch brauchen.«
»Ihr braucht zehn Prozent von der Kaution; den Betrag kennen wir aber noch nicht. Schafft ihr das beide? Falls nicht, könnte ich helfen.«
»Egal wie viel«, sagte Jonathan, »ich besorge es.«
»Ich ebenfalls«, sagte Ham.
»Vielleicht fragt ihr die beiden Herren drüben wegen Gill«, sagte ich. »Ich kann mir aber nicht denken, daß sie einen Agenten benötigen. Der Stamm wird die Kaution für ihn aufbringen.«
»Die haben weiß Gott genug Geld von den Kasinos«, sagte Ham.
Ich ließ das unkommentiert.
»Hast du Jackies Anwalt erreicht?«
»Habe ich«, meinte Jonathan. »Er ist auch hierhin unterwegs.«
»Okay, dann setzt ihr beiden Hübschen euch am besten still hierhin. Ich weiß nicht, wie lange die noch da drin sein werden, aber es wird noch eine Weile dauern, bis die Kaution festgesetzt ist.«
»Was hast du vor?« fragte Jonathan.
»Ich suche einen alten Freund auf. Und rede mit ihm über ein Videoband.«
Kapitel 10
Ich fuhr die wenigen Blocks vom City-County-Bau zu Leons Büro auf der Ashmun Street, parkte den Wagen auf der
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