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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Straße und kletterte die enge Stiege zu seinem Büro hoch. Durchs Fenster konnte ich sehen, daß er nicht da war. Er hatte kein Schild an der Tür, das einem gesagt hätte, wann er wieder zurück sei.
    Ich ging auf die Straße zurück, stieg in den Wagen und dachte nach, was ich als nächstes tun sollte. Leon war möglicherweise bei Vargas, überlegte ich mir. Ich war mir nicht sicher, ob ich es über mich brächte, bei Vargas an die Tür zu klopfen und nach ihm zu fragen. Zum Teufel, dachte ich. Wenn das erforderlich ist, mache ich es eben.
    Ich fuhr in den Ostteil der Stadt, zu Vargas’ Haus am Fluß. Ein blauer Miata stand in der Einfahrt, ein Saab in der offenen Garage. Leons kleiner roter Schrotthaufen war nirgendwo zu sehen.
    Okay, dann brauche ich also nicht an Vargas’ Tür zu klopfen, dachte ich. Zumindest jetzt nicht.
    Statt dessen fuhr ich zurück durch die Stadtmitte und in südlicher Richtung auf die I-75. Nach wenigen Kilometern nahm ich die Ausfahrt nach Rosedale und fuhr hinüber zu Leons Haus in der Nähe des Chippewa-Flughafens.
    Sobald ich auf seiner Straße war, sah ich ihn auch schon aus seiner Haustür kommen. Er legte eine Aktentasche ins Auto, stieg dann selbst ein und begann, rückwärts aus seiner Ausfahrt zu setzen. Ich hielt mit dem Wagen hinter ihm und versperrte ihm den Weg.
    Ich stieg aus. Er bewegte sich nicht. Er blieb im Wagen und starrte stur geradeaus. Die Fenster waren heruntergekurbelt, so brauchte ich nicht mit den Knöcheln dagegen zu klopfen, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Er trug heute nicht nur einen Schlips – der Kerl besaß doch tatsächlich einen Anzug!
    »Leon«, sagte ich, »wir müssen reden.«
    »Ich bin auf dem Weg zu meinem Klienten.«
    »Da kannst du auch hin, sobald wir geredet haben.«
    »Es gibt nichts, worüber wir reden könnten, Alex.«
    »Und ob«, sagte ich und legte meine Unterarme auf die Motorhaube seines Wagens. Mein Gesicht war jetzt kaum vierzig Zentimeter von seinem entfernt. »Und ob es etwas gibt.«
    »Was hast du jetzt vor? Hab ich gleich deine Faust im Gesicht?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil du wütend bist. Das machst du immer, wenn du wütend bist.«
    »Leon, ich schlage keine Freunde.«
    Er sah mich zum erstenmal an. »Es tut mir leid, daß es so gekommen ist. Neulich, als du mich in meinem Büro besucht hast, habe ich zwei geschlagene Stunden da gesessen. Ich habe mir überlegt, wie ich mich korrekt verhalten sollte.«
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Daß ich das Band meinem Klienten aushändigen müßte. Ich bin davon ausgegangen, daß er es auf der Stelle zur Polizei brächte. Es sieht jetzt ganz so aus, als habe er einen Tag gewartet, aber schließlich hat er es dann doch getan.«
    »Was hast du sonst noch für deinen Klienten gemacht? Hast du beispielsweise meine Hütte durchsucht?«
    »Nein. Selbstverständlich nicht.«
    »Irgendwer hat es getan.«
    »Das würde ich nie machen, Alex. Selbst dann nicht, wenn er mich darum bäte.«
    »Hat er sonst noch jemanden, der für ihn arbeitet?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Okay, ist auch egal. Es ist nicht wichtig. Was ist denn nun auf dem Band?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Du brauchst es mir auch nicht zu sagen. Du kannst es mir zeigen.«
    »Ich habe das Original an Vargas weitergegeben. Ich habe es nicht mehr.«
    »Dann zeig mir die Kopie.«
    »Wer sagt denn, daß es eine Kopie gibt?«
    »Du soeben. Du hättest nicht ›Original‹ gesagt, wenn es keine Kopie gäbe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann sie dir nicht zeigen, Alex.«
    »Okay, dann werde ich doch noch zuschlagen müssen.«
    Wieder sah er mich an.
    »Das war Quatsch«, sagte ich. »Das ist auch nicht der Grund, weshalb du mir das Band jetzt zeigen wirst.«
    »Und was ist der Grund?«
    Ich stieß die Luft aus. Zwei Eichhörnchen jagten einander den Baum in Leons Vorgarten hoch. »Jackie ist im Gefängnis. Jetzt im Moment ist er da und wartet darauf, daß Maven mit den Formalitäten durch ist. Dann werden die Haftgründe offiziell genannt, und die Kaution wird festgesetzt. Und wenn das nicht alles bloß ein Albtraum ist, kommt es zum Prozeß. Was auch immer auf diesem Band drauf ist, wird dann gezeigt. Und ich werde im Gerichtssaal sein und es mir so wie jeder andere angucken …«
    Ich ließ das so stehen. Nach einer kurzen Pause räusperte sich Leon und sagte: »Und?«
    »Und nichts. Nichts von alledem wird passieren. Zum einen willst du gar nicht, daß es passiert. Weil du

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