Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
er sich schließlich umwandte. »Sie belästigen meine Sekretärin. Jetzt kommen Sie in mein Haus und bedrohen mich in Gegenwart meiner Frau.«
»Ich habe Sie nicht bedroht.«
»Und was sollte dann die kleine Geschichte mit der Champagnerflasche?«
»Eine amüsante kleine Anekdote.«
»Was wollen Sie? Wenn Sie Geld wollen, vergessen Sie’s. Ich lasse mich nicht erpressen.«
»Wer redet denn von Erpressung? Ich will Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
»Lassen Sie den Scheiß, McKnight. Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß, warum Sie hier sind. Ich sage es Ihnen noch einmal. Von mir kriegen Sie nichts. Keinen einzigen Zehner.«
»Wollen Sie sich nicht eine Minute hinsetzen? Sie irren sich. Ich bin nicht hier, um Geld von Ihnen zu verlangen.«
Er sah mich lange Zeit an, so wie man jemanden ansieht, der vielleicht wahnsinnig ist. Dann ließ er sich langsam auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch nieder. »Was soll das alles? Ich weiß, Sie sind Leon Prudells Partner. Und ich weiß, daß er Mrs. Vargas in den letzten Wochen gefolgt ist.«
»Ich bin nicht mehr sein Partner, und ich habe erst recht nichts zu tun mit diesem … Woher wissen Sie übrigens, daß er ihr gefolgt ist?«
»Kommen Sie, meinen Sie denn, sie merkt es nicht, wenn ihr dieser Riesentölpel mit orangefarbenen Haaren überallhin nachläuft? Mir war klar, daß das ein Privatdetektiv sein mußte, und da es in der ganzen Stadt nur eine einschlägige Firma gibt, war es nicht so schwer herauszufinden, wen Vargas mit ihrer Bewachung beauftragt hatte. Der Eintrag, den ich gesehen habe, lautete ›Prudell-McKnight Ermittlungen.‹«
»Ein alter Eintrag. Ich bin aus der Firma raus.«
»Dann macht er das also alleine? Ihr hinterherschleichen wie ein Hintertreppenschnüffler?«
»Ich glaube, da können Sie beruhigt sein. Ich glaube, Leon ist der Meisterschuß, hinter dem er her war, nie gelungen. Ich meine den, wo Sie die Unterhose auf den Knöcheln hängen haben.«
»Könnte es sein, daß Sie sich darum überhaupt nicht kümmern sollten, McKnight? Mein Verhältnis zu meiner Frau? Oder was auch immer zwischen Mrs. Vargas und mir vor sich gehen mag?«
»Sieht man davon ab, daß es mir für Ihre Frau leid tut, ist mir das völlig gleichgültig. Ich mag nicht einmal daran denken.«
»Warum zum Teufel sind Sie dann hier? Ich schwöre bei Gott, daß ich mir ganz sicher war, daß Sie mich unter Druck setzen wollten, daß Sie auf zwei Seiten abkassieren wollen. Glauben Sie mir, ich weiß, daß Privatdetektive gelegentlich diese Nummer abziehen. Es gibt Leute, die tun einfach alles für ’nen schnellen Dollar.«
»Ich bin hier, weil ich der Glückspilz bin, der Ihren Platz in der Pokerrunde eingenommen hat. Ich bin hier, weil ich einige Antworten brauche.«
»Und was für Antworten könnte ich möglicherweise geben? Ich weiß davon überhaupt nichts.«
»Einer der bewaffneten Räuber ist heute morgen tot aufgefunden worden.«
Ich beobachtete ihn sorgfältig. Seine Augen wurden schmal, als wäre er ernsthaft irritiert. »Einer der Männer, die in Vargas’ Haus eingedrungen sind?«
»Ja.«
Er schüttelte den Kopf. Wenn er schauspielerte, machte er das jedenfalls nicht schlecht. Aber genau das tun Anwälte ja. Dafür waren sie schließlich auf der Welt. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Irgendwer will Jackie, Bennett und Gill etwas in die Schuhe schieben. Und ich werde herausfinden, wer das ist.«
»Ich weiß, daß sie gestern verhaftet worden sind. Wieso glauben Sie, daß man ihnen etwas in die Schuhe schieben will?«
»Sind sie Ihre Freunde oder nicht? Glauben Sie wirklich, daß sie damit etwas zu tun haben?«
»Alle drei sind gute Bekannte, Männer, mit denen ich ab und an Karten spiele. Ich habe genug erlebt, um mich grundsätzlich nicht zu wundern, wozu Leute alles fähig sind. Besonders, wenn es um Geld geht.«
»Dann reden wir mal vom Geld. Sie sind doch mit mir einer Meinung, daß derjenige, der das alles geplant hat, Kenntnis von dem Geld in Vargas’ Safe haben mußte?«
»Das klingt plausibel.«
»Vargas behauptet, das Geld im Safe nur einmal erwähnt zu haben, bei einer Pokerrunde vor zwei Monaten. Nicht einmal seine Frau habe etwas davon gewußt.«
»Und deshalb nehmen Sie an, einer der Männer, die bei jenem Pokerspiel zugegen waren, muß für den Raub verantwortlich sein.«
»Ja.«
»Und selbiger Mann ist auch für die Machenschaften verantwortlich, deren Opfer drei unschuldige
Weitere Kostenlose Bücher