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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Viertelstunde in einer Kommunikatorzelle verbracht. Jetzt saß er da, eine Hand auf dem Pistolengriff, und starrte ihn an.
    Bis hierher war alles glänzend gegangen. Trevelyan ließ seinen Gedanken freien Lauf. Die Zivilisation war überaus kompliziert und aufs feinste ausgewogen; die Kultur hingegen war nichts Physisches – sie war ein Prozeß. Die Zivilisation bestand nicht aus materieller Technik, sondern aus Denkmustern und Verständnis. Plötzlich unterbrach eine Stimme seine Gedanken.
    »Also, Sean, wozu haben Sie mich aus dem Bett gerissen? Allein schon in Ihrem Interesse hoffe ich, daß an der Sache was dran ist.«
    Die Stimme war tief, die Schritte des Mannes schwer. Trevelyans Muskeln spannten sich.
    »Ein C-Cordy, Hal. Er ist ein Cordy. Wir f-fingen zu trinken an, und dann sch-schlief er ein, und in seiner Brieftasche ...« Trevelyan hörte den jungen Nomaden aufstehen und mühsam um den Tisch herumgehen. »Hier, s-sehen Sie selbst.«
    »Hm. Seit wann tragen Cordys sowas mit sich 'rum? Oder besaufen sich im Dienst?«
    Der andere war nicht dumm, dachte Trevelyan. In der Tat war sein Trick ziemlich kindisch gewesen. Er hörte zu, wie Sean seinen Bericht über den Verlauf des Abends stammelte.
    »Ach so. Für meine Begriffe sind Sie hereingelegt worden, mein Freund. Und jetzt wollen wir sehen, warum.« Eine grobe Faust packte Trevelyans Haar und riß seinen Kopf hoch.
    »Dieser Mann ist genausowenig betrunken wie ich. Also, Freund, Sie können aufhören, Theater zu spielen.«
    Trevelyan öffnete die Augen. Einen Augenblick lang erfreute er sich an Seans maßlos verblüffter Miene. Dann schaute er den anderen Mann an. Er war in den mittleren Jahren und kräftig gebaut. Bis auf einen Umhang, Schuhe und ein Pistolenhalfter war sein haariger Körper unbekleidet – offenbar war er aus dem Schlaf gerissen worden und auf der Stelle gekommen.
    Trevelyan räkelte sich und lehnte sich dann zurück.
    »Danke«, sagte er. »Ich war schon etwas müde vom langen Warten.«
    »Sie sind ein Sol-Mensch«, sagte der Nomade, »und ich wäre nicht im geringsten überrascht, wenn Sie wirklich ein Cordy wären. Wollen Sie etwas sagen?«
    Trevelyan zögerte einen Augenblick. »Nein. Tut mir leid, daß Sie meinetwegen aufgeweckt worden sind. Wie wär's, wenn ich 'ne Runde bezahle – und dann reden wir nicht mehr davon?«
    »Die Runde können Sie springen lassen«, sagte der Nomade und ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen. »Was das andere anbelangt, bin ich da nicht so sicher.«
    Trevelyan gab dem Barmann ein Zeichen. »Niemand ist irgend etwas Böses geschehen«, beharrte er. »Ich bin nicht hinter Ihren Leuten her, falls Sie sich deswegen Gedanken machen. Da war ein ... sagen wir, ein Experiment.«
    »Das müssen Sie schon genauer erklären.«
    »Wenn Sie darauf bestehen, erkläre ich alles. Aber Sie würden ja trotzdem nicht wissen, ob meine Erklärung stimmt oder nicht. Also, wozu das Ganze?«
    »Ja, ja«, sagte der Nomade. Seine Miene war ausdruckslos geworden.
    Der bärtige Mann nahm ihre Bestellung auf. Schweigend saßen sie da und warteten.
    Seans Stimme sprengte die Stille. »Was machen wir, Hal?« Die Worte zwängten sich aus seiner heiseren Kehle. »Was ist überhaupt los?«
    »Das werden wir sehen.« Die Worte waren ebenso ausdruckslos wie sein Gesicht.
    »Tut mir ...« Sean schluckte. Sein Gesicht war verkniffen und zuckte dann und wann. »Tut mir leid wegen der Sache, Hal.«
    »Schon gut. Wären Sie's nicht gewesen, dann eben ein anderer. Sie hatten wenigstens Grips genug, mich zu rufen.« Seine Augen blickten kalt in Trevelyans Augen, und als er lächelte, wirkte es verschlagen. »Nur um Ihnen zu zeigen, daß wir Wert auf Manieren legen: Ich bin Peregrinus Joachim Henry – Dienstrang: Kapitän.«
    Trevelyan nickte. »Hallo«, sagte er höflich. »Kapitän Joachim, ich möchte Sie vor übereifrigen Handlungen warnen.« Die Worte waren sorgfältig gewählt und entsprachen seiner Einschätzung von Joachims Charakter. Der melodramatische Klang sollte ihn sowohl irritieren als auch dazu verleiten, seinen Gegner zu unterschätzen – nur ein wenig natürlich, aber diese Dinge summierten sich.
    »Ich versichere Ihnen«, fuhr Trevelyan fort, »daß Sie nichts zu befürchten haben.« Er lächelte. »Sie scheinen zu wissen, daß Koordinatoren nicht wie irgendwelche Romanhelden mit Ausweiskarten herumlaufen. Woher also wissen Sie denn, daß ich überhaupt einer bin? Das ganze kann doch ein Scherz sein.«
    »Irgendwie stinkt

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