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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und viel Zeit zum Nachdenken.«
    »Wohin geht es zuerst?«
    Joachim kniff ein wenig die Augen zusammen. »Erulan.«
    Trevelyan durchforschte sein Gedächtnis. »Nie davon gehört.«
    »War auch kaum zu erwarten. Übrigens werden Sie, während wir dort sind, an Bord bleiben.«
    »Der Grund?«
    »Es wäre illegal«, sagte Joachim. »Denken wir noch ein wenig über Sie nach. Wenn Sie nicht allzu aufdringlich sind, werden wir ganz gut auskommen. Aber ich schlage vor, daß Sie sich so kleiden, wie es hier an Bord üblich ist. Dann fallen Sie nicht allzusehr auf.«
    »Wie soll ich das machen?« Trevelyan verfolgte die Erulan-Frage nicht weiter.
    »Nun ...« Joachim griff in seine Schreibtischschublade. »Hier ist Ihre Brieftasche. Schönes Stück Geld da drinnen. Ich habe Ihnen was zum Anziehen besorgt. Overalls, Shorts, Stiefel und so weiter. Das ganze für zwanzig Credits.«
    » Zwanzig Credits! Mehr als fünf ist das Zeug doch nicht wert.«
    »Zum Selbstkostenpreis kann ich es Ihnen nicht geben. Fünfzehn.«
    »Wenn Sie auch nur sieben für die Sachen bezahlt haben, fresse ich auf der Stelle ...«
    Sie feilschten noch eine Weile und einigten sich schließlich auf zwölf Credits – ein Profit von etwa hundert Prozent. Dann bot Joachim dem Koordinator den separaten Schlafraum für eine nur mäßig wucherische Miete an – zusammen mit von seiner Haushälterin zubereiteten Mahlzeiten gegen Zuschlag. Trevelyan schlüpfte in die Shorts, während Joachim glücklich seinen Gewinn überschlug.
    »Jetzt können Sie sich ein wenig auf dem Schiff umsehen«, sagte der Kapitän. Er grinste. »Nicki wohnt Nummer zweihundertvierundsiebzig.«
    »Wissen Sie alles, was hier geschieht?«
    »So ungefähr«, erwiderte Joachim mit leisem Lachen. »Nicki ist ein netter Kerl, aber nicht so, wie's die Klatschbasen wissen wollen. Ich rate Ihnen also, es erst gar nicht bei ihr zu versuchen.«
    Die Hände in den Taschen, schlenderte Trevelyan die Korridore entlang. Viele Nomaden starrten ihn neugierig an, doch beschränkten sich ihre Reaktionen auf ein grüßendes Nicken. Offenkundig hatten sie, wenn ihr Kapitän nichts gegen ihn hatte, auch nichts gegen ihn. Schließlich hatte Trevelyan gefunden, was er suchte. Nummer 274.
    Die Tür stand offen. Seans Stimme ließ sich vernehmen: »Kommen Sie 'rein, Cordy.«
    Trevelyan trat ein. Zu beiden Seiten der Tür lag je ein Schlafzimmer. Der ihr gegenüberliegende Ausgang zur anderen Diele war von Küche und Bad flankiert, so daß das Appartement einen kreuzförmigen Grundriß erhielt. Ein Arm des Kreuzes enthielt Mikrobücher, Tonbänder und ein paar ziemlich gute Bilder; der andere war eine Art Werkstatt. Sean reinigte gerade seinen Raumanzug; zu seinen Füßen saß das Lorinyanermädchen, das Nicki erwähnt hatte. Sie war wirklich das schönste Geschöpf, das er jemals gesehen hatte. Nicki war über den Tisch gebeugt und formte eine Tonvase. Sie sah auf und lächelte. »Du hattest recht, Lo«, sagte sie.
    »Sie hat immer recht«, sagte Sean. »Sie weiß solche Dinge.«
    »Was wußte sie denn dieses Mal?« fragte Trevelyan. Sean schien guter Stimmung zu sein und trug ihm offenbar nichts nach, und Nicki war freundlich wie zuvor. Ilaloa – da war er nicht sicher.
    »Daß Sie kommen würden«, sagte Sean. »Sie spürt das. Stimmt's, Lo?« Seine Hand strich über ihr feines, silbriges Haar.
    »Eine Telepathin?« fragte Trevelyan. Seine Stimme klang beiläufig und ließ seine plötzliche innere Anspannung nicht erkennen.
    Ihre Stimme klang wie Gesang und war so leise, daß er sie zunächst kaum hören konnte: »O nein, ich kann das nicht ... Ihr seid zu einsam, zu abgekapselt gegeneinander – und gegen das Wissen. Manchmal spüre ich die kleinen schlauen Gedanken von Tieren. Aber nicht die von Menschen.«
    »Wie haben Sie dann ... Oh, natürlich.« Trevelyan nickte. »Sie nehmen Emissionen auf, und jeder von uns hat sein charakteristisches Emissionsmuster.«
    »Ja, so ist es.« Ihre, Stimme war ernst. In ihrem Blick lag Besorgnis. »Und Ihres ist – auf andere Weise und stärker verschieden von meinem als das der Nomaden. Sie leben mit dem Kopf, und nicht mit dem Körper, und dennoch ist es Ihnen keine seelische Last wie den Leuten von Stellamont, die nicht wissen, was sie sind. Sie wissen es und haben es akzeptiert und sind stark dabei – aber noch nie habe ich solche Einsamkeit gespürt wie Ihre.«
    Wie durch ihre eigenen Worte erschreckt verstummte sie und kuschelte sich an Sean. Nicht ohne

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