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Nonnen

Nonnen

Titel: Nonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Frau entspannten sich. ›Ach
so‹, sagte sie. ›Entschuldigen Sie, daß ich
so unfreundlich war. Aber hier wurde in der letzten Zeit mehrfach
eingebrochen, und da achten wir auf jeden Fremden. Herr Laux
wohnt hier nicht mehr. Er ist vor einigen Monaten gestorben. Ich
kannte ihn gut, er war mein Etagennachbar. Ein so freundlicher
und stiller Mann. Er war Witwer, und ich habe ihm manche
Besorgung gemacht. Es war ein Schock für uns alle. Er hatte
eine Putzfrau, und die besaß einen Zweitschlüssel. Sie
hat ihn gefunden, im Sessel, tot, mit einem Buch auf den Knien.
Es war ein Gehirnschlag. Ganz schrecklich. Sind Sie ein
Verwandter?‹
    Ich verneinte, nannte natürlich nicht den Grund meines
Besuchs, sondern fragte: ›Wissen Sie, wer Herrn Laux
beerbt hat?‹
    ›Ich nehme an, sein Sohn. Er war oft hier, und Herr
Laux hatte nur dieses eine Kind. Seine Frau ist schon vor vielen
Jahren gestorben. Unter uns gesagt: Das war vielleicht eine
zänkische Person! Daß er es bei ihr ausgehalten hat!
Ich glaube, er war froh, dann endlich allein zu sein.‹
    Was aber sollte mir der Sohn des Verstorbenen mitteilen? Die
Spur wurde immer kälter, und eigentlich gab es keinen Grund
mehr, sie noch weiter zu verfolgen. Doch das wollte ich nicht
hier vor der Haustür entscheiden, und deshalb bat ich die
junge Frau um die Adresse des Sohnes.
    ›Ich weiß sie nicht‹, sagte sie,
›aber Herr Laux sagte einmal, daß sein Sohn in
Marienburg wohne. Er ist Anwalt und hat es wohl geschafft, wie
man so sagt. Aber jetzt muß ich wirklich los. Wir
können nun nicht länger hier herumstehen, wir haben
noch viel zu erledigen. Es tut mir leid. Bitte entschuldigen
Sie.‹
    Ich dankte ihr für ihre Freundlichkeit und ließ sie
vorbei. Die Tür, die sie die ganze Zeit über mit dem
Absatz ihres rechten Schuhs offengehalten hatte, schlug nun mit
Scheppern zu, es war, als hätte sich auch die Tür zur
Lösung des Rätsels endgültig geschlossen.
    Ich ging nach Hause.
    Lange saß ich da und grübelte. Als die Dunkelheit
kam, regte ich mich nicht, kein Licht sollte meinen Blick nach
innen stören. Ich wollte nicht aufgeben, denn wenn ich nun
nicht weitersuchte, wäre ich gezwungen, mich wieder mit mir
selbst zu beschäftigen. Und alles war und ist mir lieber als
dies. Endlich entschloß ich mich, einen weiteren Versuch zu
unternehmen. Ich schaltete das Licht ein, es schuf nur Schatten,
denen ich entfloh, indem ich das Telefonbuch nahm und unter
›Laux‹ nachschlug. Ich hatte ihn schnell gefunden.
›Laux, Dr. Helmut, Rechtsanwalt‹. Mit ihm
würde ich sicher kein leichtes Spiel haben. Ich durfte mich
nicht einschüchtern lassen. Ich nahm mir vor, gleich am
folgenden Sonntag bei ihm vorzusprechen. Aber war das nicht eine
Zeit, zu der es ungehörig wäre? Ich schaute auf die
Uhr. Es war zu spät für einen Besuch. Aber nicht zu
spät für einen Anruf. Ich nahm das Telefon und
wählte.
    Das Freizeichen ertönte. Es klingelte, klingelte. Schon
wollte ich auflegen, als am anderen Ende eine Kinderstimme
›Hallo?‹ rief.
    Ich stellte mich vor und wünschte den Herrn des Hauses zu
sprechen. Es dauerte lange, bis eine männliche,
unfreundliche Stimme ›Ja?‹ brummte.
    Wieder nannte ich meinen Namen und fragte nach seinem Vater
und dessen verwandtschaftlichem Verhältnis zu jener auf
Melaten begrabenen Nonne.
    ›Warum wollen Sie das denn wissen?‹ grunzte
er.
    Ich sagte, es sei eine lange Geschichte, und fragte, ob ich
ihn einmal besuchen dürfe oder er mich lieber aufsuchen
wolle.
    ›Weder noch!‹ antwortete er gereizt.
›Sagen Sie mir erst, worum es geht!‹
    Also erfand ich nochmals eine Geschichte. Ich sagte, ich sei
Detektiv, und es gehe um recht merkwürdige Vorfälle
hinsichtlich des Todes der vier Nonnen.
    ›Aber das ist doch alles längst vergessen‹,
sagte Laux. ›Über diese alten Geschichten möchte
ich nichts mehr hören.‹
    ›Natürlich, ich verstehe Sie‹, lenkte ich
vorsichtig ein, ›doch da scheint es einige seltsame
Umstände zu geben.‹
    ›Welche Umstände denn?‹
    ›Die Schwester Oberin scheint die Wahrheit nicht ans
Licht bringen zu wollen. Sie ist eine recht verschlossene und
griesgrämige Dame.‹
    ›Klingt ganz nach der alten Schwester Adelberta. Lebt
sie etwa immer noch? Ich kann mich leider gut an sie erinnern.
Als Kind hatte ich Angst vor ihr, wollte wegen ihr nie meine
Tante besuchen, die ich allerdings auch nicht besonders
mochte.‹
    ›Ich

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