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Nonnen

Nonnen

Titel: Nonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Empfindungen der Erzählung zurück. Ja, so war es gut.
Sie hüllte ihn ein und versprach ihm Zerstreuung. Wo war er
stehengeblieben? Ach ja: Der Held befand sich auf dem Weg von
Aachen zurück nach Köln, saß im Zug und hatte die
Adresse eines Verwandten der Schwester Hildemarga als einziges
Ergebnis seiner Fahrt erhalten.
    Die Jagd konnte fortgesetzt werden.
    Die Jagd wonach? wisperte es in seinen Gedanken.
     
    »NUN WAR ICH SO klug wie zuvor. Die Oberin hatte nicht
reden wollen. Es sei ein Unfall gewesen! Ich fragte mich, ob es
dabei wohl mit rechten Dingen zugegangen war.
    Sollte ich die Suche abbrechen?
    Was hatte ich schließlich zu erwarten?
    Doch die Widerspenstigkeit der Oberin hatte meine Neugier nur
noch stärker angefacht. Zumindest hatte ich den richtigen
Konvent gefunden.
    Der Zug fuhr vorbei an Eschweiler, Düren, Horrem, und je
näher es auf Köln zuging, desto stärker wuchs in
mir der Wille, das einmal Begonnene auch zu Ende zu führen,
zumal ich nun den Namen des Verwandten besaß.
    Vielleicht konnte er mir genauere Auskünfte
geben.«

Im Telefonbuch gab es einige Eintragungen unter dem Namen
Laux. Da ging es ihm wieder besser, die Geschichte kam in
Gang.
    Weshalb scherte er sich um andere? Weshalb sprach er
überhaupt noch mit einem Menschen? Niemand wollte ihm etwas
Gutes tun, niemand wollte ihm helfen. Er war auf sich allein
angewiesen, und er würde es durchstehen. Alle großen
Schriftsteller waren einsam gewesen, einsame Giganten, vor denen
sich in späteren Zeiten die Menschen verneigten. Aber erst
hatte man sie vorsorglich verhungern lassen!
    Das Telefon klingelte. Zunächst hatte Benno es nicht
wahrgenommen, er war tief in seinen Gedanken gewesen. Dann raffte
er sich auf; das Telefon stand in der kleinen Diele, die nun
völlig dunkel war, und er fand den Lichtschalter nicht
sofort, war noch etwas benommen, und es klingelte weiter. Und
Benno tastete sich zu dem Apparat. Er fand den Hörer,
stieß ihn unbeholfen von der Gabel und hörte, wie er
auf den kleinen Tisch polterte, auf dem das Telefon stand.
    »Hallo, bist du es, Benno?« Eine laute,
männliche Stimme.
    Benno bekam den Hörer endlich zu fassen und sagte:
»Ja?«
    »Gregor hier. Ich wollte dich mal wieder anrufen. Schon
lange her.«
    »Stimmt.«
    Gregor, ein Mitabiturient, war wohl der einzige Mensch
überhaupt, der Bennos Nähe gesucht hatte, indem er ihm
nachlief. Benno hatte ihn nicht besonders gemocht. Weshalb
meldete er sich gerade jetzt?
    »Wollte nur mal hören, wie’s dir
geht.«
    »Nett von dir.« Benno bemühte sich,
höflich zu klingen. »Mir geht es gut, könnte
nicht besser sein. Das hast du nicht erwartet, was?«
    »Freut mich«, sagte Gregor. »Eigentlich
gibt’s nichts Neues…«
    Benno unterbrach ihn: »Warum rufst du dann an? Und nun
entschuldige mich. Ich muß arbeiten.« Bevor Gregor
noch etwas sagen konnte, hatte Benno schon aufgelegt.
    Durch die Dunkelheit kroch er zurück zu seinem
Schreibtisch. Ob auch Kafka von aufdringlichen Speichelleckern
andauernd gestört worden war? Jedenfalls freute er sich,
daß er entschlossen reagiert hatte. Nun wäre endlich
Schluß mit der Schöntuerei, nur weil es sich so
gehörte. Schade, daß ihm nicht jetzt, da er so gut in
Fahrt war, der Verleger gegenübersaß. Der
müßte sich warm anziehen!
    Er nahm den Stift zur Hand und begann zu schreiben. Endlich
ungestört. Jetzt kam der interessanteste Teil.
    Die Suche.
    Die Jagd.
     
    »VOM BAHNHOF AUS FUHR ich sofort zu der angegebenen
Adresse. Es war ein vierstöckiges neueres Wohnhaus, wie man
es leider so oft in dieser Stadt findet: langweilig, abweisend
und nach nur wenigen Jahren schon verwohnt und heruntergekommen.
Ich suchte die Klingelschildchen ab, doch der Name Laux war nicht darunter. Entweder hatte die Oberin mir die falsche
Adresse gegeben, oder Herr Laux war fortgezogen oder –
verstorben.
    Nun verlief meine Spur also endgültig im Sand. So ist es
mir bei meinem ungewöhnlichen Hobby oft ergangen.
    Lange stand ich unschlüssig vor der Haustür, und
plötzlich öffnete sie sich. Eine junge Frau trat
heraus, mit einem Kind an der Hand. Sie sah mich
mißtrauisch an und fragte: ›Zu wem möchten
Sie?‹
    Zuerst war ich zu verdutzt, um antworten zu können. Doch
sie ging nicht weiter, sondern wartete in der geöffneten
Tür.
    ›Eigentlich wollte ich zu einem Herrn namens Heinrich
Laux. Aber ich kann seinen Namen nicht finden.‹
    Die Züge der jungen

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