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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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barmherzige
Schwester turbanartig gewickelt hatte, noch benommen und schwankend, aber rekonvaleszierend
auf einem Holzschemel. Der Notarzt glänzte durch Abwesenheit, er steckte irgendwo
im Schnee fest.
    Die blonde
Ermittlungsbeamtin schwitzte in ihrem attraktiven Webpelz in der überheizten Werkstatt
und erstach mich, da sie mich befragen wollte, beinahe mit ihrem ansehnlichen Zeigefinger.
Der rote Frenchnail-Fingernagel touchierte mich ganz leicht, als sie mich anfunkelte
– mit ihren schönen dunkelbraunen Augen, die so gar nicht zu ihrem jahreszeitlich
angemessenen, unterkühlten Naturell passten. In ihrem linken Arm hing eine monströse
Handtasche im Croco-Look. Die weiße Bluse steckte leicht geschoppt in einer hautengen
Designer-Bluejeans. Das ansehnliche Modepaket wurde durch sandfarbene Cowboystiefel
abgerundet, die sie über die Hose angezogen hatte. Offensichtlich hatte sie schuhtechnisch
dazugelernt.
    »Bönle,
das war ja klar! Eigentlich wäre das so ein schöner, ruhiger Ort hier … wenn Sie
jetzt sagen, dass das reiner Zufall ist, dass Sie hier sind, dann lass ich Sie sofort
verhaften! Es nervt einfach, an jedem Tatort, ob im Ried oder auf dem Mars, auf
Sie zu stoßen!«
    Ich war
erstaunt, ich hatte mir das Zusammentreffen mit der kühlen Schönen doch etwas harmonischer
gewünscht. Ich hob meine Hände, um in einer körpersprachlich veranschaulichten Unschuldsrhetorik
die Zufälligkeit meines Hierseins zu bekunden und wollte meiner Unschuld auch verbal
Ausdruck verleihen. Ich kam jedoch nicht zu Wort.
    Sie nestelte
aus ihrer überdimensionierten Handtasche ein Tablet-PC der oberen Luxusklasse und
fummelte an irgendwelchen virtuellen oder realen unsichtbaren Knöpfen herum.
    »Ah, deshalb
das Monstertäschchen. Schick.«
    »Halten
Sie einfach Ihren Mund, Herr Bönle. Übrigens auch sehr schick, Ihr neues Modegeraffel.
Retro-Style – Old-School, wie immer stilsicher! Aber bei Ihnen vermute ich tatsächlich
alt. Von Ihrem Vater. Erbmaterial?«
    Ich ignorierte
wie die meisten Aussagen ihrerseits auch diese. Sie konnte ihren Redefluss jedoch
nicht bremsen, sie schien einen XX-Chromosomen-Satz zu haben.
    »Wehe, Sie
mischen sich wieder mal in die Ermittlungen ein! Ich sage Ihnen nur eins, diesmal
kommen Sie mir nicht ungeschoren davon. Bei Ihrer letzten Riedinszenierung, ich
sage nur bäuerliches Schmierentheater, Stichwort Riedweible, sind Sie noch einmal
mit einem blauen Auge davongekommen. Haben Sie eigentlich Ihren Traktor schon aus
dem Ried geborgen?«
    Bei ›geborgen‹
wurde ihre Stimme spöttisch hoch, zu hoch.
    »Glauben
Sie tatsächlich, dass ich irgendetwas mit dem Verletzten hier zu tun habe? Vielleicht
bin ich ja der Täter, zusammen mit der ganzen Klasse? Ich habe auch nichts Besseres
zu tun, als alten Männern auf den Kopf zu schlagen, wenn ich nicht gerade alten
Damen die Croco-Handtasche klaue und ihnen …«
    »Reden Sie
keinen Mist! Der Herr Ködler kann sich an nichts erinnern. Außerdem: Was ich glaube,
das hat Sie nicht zu interessieren. Ich weiß nur, dass Sie mal wieder da sind, wo
etwas passiert ist. Zwar kein Mord, aber Sie stehen de facto gerade vor mir. Und
das ist mir nach wenigen Sekunden schon zu viel. Fehlt nur noch, dass einer von
ihren rustikalen Mopedfreunden hier auftaucht. Gott sei Dank ist Winter!«
    Sie begutachtete
mich während des öden Monologs von oben bis unten und tippte noch einmal mit ihrer
Rechten gegen meine starke Brust. In der Linken kuschelte zwischen Unterarm und
Brust der Tablet-PC. Sie unterbrach das Brustgetippe und ließ ihre schöne Hand an
ihre rechte edle Schläfe wandern und tippte nun dort weiter. Die Geste schien in
Frauen genetisch verankert, oder sie hatte sie Cäci abgeschaut. Ich wollte gerade
einen Einwand vorbringen, kam jedoch nicht dazu.
    »Ich rede,
Sie hören zu oder beantworten Fragen! Zur Erinnerung: Halten Sie sich aus der Sache
heraus. Gehen Sie nun brav mit Ihren Schülern in den Hummelsaal und schauen Sie
sich artig die Figürchen an. Wehe, Sie laufen mir beabsichtigt oder unbeabsichtigt
über den Weg. Übrigens, noch einmal Chapeau, schöner Anzug, knitterfrei? War der
in der Brutto-Erbmasse inklusive Krawatte? Ist das nicht eine Anklipskrawatte? Passt
alles ganz gut zusammen, wirkt frisch und juvenil: Wer, dass wir zu diesen Stunden
frisch, gesund und fröhlich sind?«
    Ich war
perplex, hatte sie gerade aus dem Missionslied ›Ach erkennet liebste Seelen‹ oder
so ähnlich zitiert? Nein, ich hatte mich bestimmt getäuscht

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