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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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und ging deshalb nur
kurz auf die kleidungstechnischen Aussagen ein:
    »Sie haben
ein geschultes modisches Auge. Ihr Kunststoffpelz passt übrigens hervorragend zu
Ihrem neuen Automobil. Haben Sie das im Bundle gekauft?«
    Die blonde
Overdresste ignorierte meinen Konter:
    »Herr Bönle,
nicht vergessen, ich sitze am längeren Hebel. Wenn Sie weiterhin so dumm heraus
reden … ich nehme Sie mit aufs Revier.«
    »Bei dem
Schnee … Ich weiß nicht, ob Ihr Zitronenschüttler auf winterliche Temperaturen eingestellt
ist. Passen da überhaupt zwei Personen …«
    »Herr Bönle,
Sie nerven, merken Sie das eigentlich nicht? Keinerlei Empathie, und das in Ihrem
Beruf, oder müsste man eher sagen: Hobby?«
     
    Bei alledem saß Siegfried Ködler,
der bedauernswerte Niedergeschlagene, mit seinem blutig durchnässenden Kopfverband
da.
    Die gut
Gewachsene im adretten Kunstpelz hob stolz den Kopf, frostete mich mit ihren Augen,
deutete Richtung Ausgang und wandte sich fast schon übertrieben hilfsbereit dem
Malträtierten zu, um ihn zu befragen und die Informationen, die sie erhielt, irgendwie
in ihren Flach-Computer zu verdrängen.
    Die Klasse
fand ich im Hummelsaal wieder. Herbie und der Referendar Franz Joachim Finsterle,
die beiden Einbrecher, waren nicht mehr bei der Gruppe. Sie waren durch das Schneegestöber
zur Pforte ins benachbarte Gebäude geeilt und suchten eine mildtätige Gottesfrau,
die ihnen trockene Kleider besorgen konnte.
    Zu meiner
Überraschung entdeckte ich am Rande der Gruppe Cäci. Sie trug ihre dicke weiße Zottelwinterjacke.
Entweder trug die etwas auf …
    »Hallo,
Dani, das ist Theodor. Den hab ich mitgenommen. Er ist hinter Tafertsweiler im Graben
gelandet. Wir haben uns nett unterhalten. Theo stammt aus Andechs, arbeitet aber
in Ostrach.«
    Dort, wo
alle landen, wenn sie die winterliche Schwäbische Dichterstraße zwischen Ostrach
und Bad Saulgau unterschätzen, war der schnittige Theodor im Graben havariert. Cäci
hatte sich seiner erbarmt.
    Sie deutete
auf ein Zwetschgenmännchen, Alter unschätzbar, zwischen 30 und 60, das unsicher
zu mir her nickte.
    »Danke noch
mal, Frau Maier. Und die Ausstellung schaue ich gern mit an. Grüß Gott schön, Herr
Maier.«
    Sein bayrischer
Dialekt machte ihn für mich auch nicht sympathischer. Er streckte mir unsicher lächelnd
seine Hand entgegen.
    »Nicht Maier,
Bönle, wir sind nicht verheiratet.«
    »Ich fahre
ihn nachher nach Saulgau rein, wenn’s uns hier nicht einschneit.«
    Ich informierte
meine Cäcilia vom Stand der Dinge: dem beschädigten Schnitzer Siegfried Ködler,
der zu kühlen Blonden, dem Notarzt, der witterungsbedingt immer noch nicht das Kloster
erreicht hatte. Die Führung durch den Hummelsaal hatte ich schon oft mitgemacht,
ich langweilte mich etwas. Die Schüler hatten anscheinend ein ähnliches Problem.
Cäci fand vieles putzig, süß, naiv. Okay, in ihrem Zustand war eben alles schon
auf meinen Sohn ausgerichtet. Das wasserköpfige Kindchenschema der Hummelfiguren
hatte es ihr besonders angetan. Da ist der weibliche Instinkt schon etwas Tolles.
Kindgerecht, quasi.
     
    Anschließend ging es in die Kloster-
und Pfarrkirche St. Markus.
    Weder die
vier großen noch die kleineren Fresken, gemalt von Johann Baptist Zimmermann, dem
Bruder des Baumeisters, die die Kuppeln der Decke herrlich verzierten, vermochten
es, die Aufmerksamkeit der Schüler zu fesseln. Nicht einmal die herrliche Szene,
in der nicht Jesus die Speise war, sondern dem Speise gereicht wurde. Rot-blau gewandet
erwartete er einen Eintopf oder eine Suppe, die ihm von einer rotwangigen Bedienung
gereicht wurde. Erwartungsfroh streckte der künftige Heiland seine rechte Hand der
Suppenträgerin entgegen. Zum Nachtisch konnte Jesus mit Waffeln rechnen, eine rot-weiß
gewandete Küchengehilfin stand im Hintergrund am Herd und hantierte mit einem antiquierten
Waffeleisen. Das Hündchen vor der Terrinenträgerin zu Füßen Jesu erwartete Speisereste,
sein Frauchen im Vordergrund rechts fasste sich geschamig ans Herz und verdrehte
resignierend die Augen, da sie dem kleinen Racker das Betteln bei Tische nicht abgewöhnen
konnte. Das Hündchen, vermutlich ein Jack Russell, hob fordernd die linke Pfote.
Der eigentliche inhaltliche Schwerpunkt Eucharistie schien meinen Schülern unerklärlicherweise
fremd. Auch der mit der Todesstrafe versehene Jesu Christus am Kreuz, seine Hingabe
im Mahl von Brot und Wein konnte die Schüler nicht fesseln.
    Auch das
1684 von Matthäus Zehender

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