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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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nur die Hummelausstellung
anschauen. Und wenn das so weiter schneit … Und Sie, Herr Finsterle, gehen zusammen
mit Herbie zur Pforte und fragen, ob Sie einen Satz trockene Hosen bekommen oder
die Klamotten trocknen können.«
    »Trockene
Hosen, bei Frauen-Mönchen! Da bekommt ihr bestimmt auch so einen langen Rock oder
wie das heißt!«
    Franziska
zog ihren eh zu langen Pullover unter der Pseudodaunenjacke bis über die Knie herunter
und demonstrierte dem schlotternden, dennoch heiteren Referendar mit kleinen Trippelschritten,
wie sie sich das neue Beinkleid vorstellte.
    Mehmmed
hob die Hand:
    »Isch glaube
nischt, dass das Rattenfänger ist, was soll die bei Kloster? Ist bestimmt Mann,
wo braucht neue Klamotten und so, und hat nix zu futtern. Wo kriegt dann in Kloster
bei Nonne coole Klamotte und Döner.«
    Lärmend
ging es endlich weiter, durch das Tor oder um das Tor herum. Wirkungslose Schneebälle,
da aus pulverigen Kristallen geformt, flogen kreuz und quer, lösten sich noch in
der Flugphase auf. Schüler schlitterten und stürzten. Schülerinnen hielten sich
gegenseitig untergehakt, um nicht zu schlittern oder zu stürzen. Teilgefrostete
Referendare monologisierten und lachten über hausgemachte Späßchen. In meinen Halbschuhen
stand der Schnee bis zu den Knöcheln. Die Statue des Heiligen Franziskus schien
sich ruckartig bewegt zu haben – in die andere Richtung. Fluchtreflex!
    Auf der
Flucht schien auch die Schwester zu sein, die mit wehendem Gewand auf Höhe des Klostereingangs
unserer hoch motivierten Gruppe auf dem schneebedeckten Hof entgegenschlingerte.
Sie hob die Arme und rief:
    »Ich komme
gleich, rufen Sie einen Notarzt und die Polizei … ich komme gleich wieder … ich
muss zuerst … Erste Hilfe … im Keller liegt ein Verletzter! Sie haben doch bestimmt
ein Mobiltelefon!«
    Sie eilte
weiter Richtung Pforte. »Mobiltelefon, häää? Meint die ein Handy?«
    Die Schüler
wirkten verwirrt.
    Ich zog
mein verwittertes, mattblaues Notfallhandy aus der Tasche und hatte sofort die Aufmerksamkeit
der ansonsten weniger aufmerksamen Schulklasse auf meiner Seite.
    »Wow, Herr
Bönle, erste Handy-Generation!«
    »Soll ich
Ihnen tragen helfen?«
    »Die Antenne
geht ja tatsächlich bis zum Satelliten!«
    »Wie viel
Kubikzentimeter hat das?«
    »Kriegen
Sie da keinen Krampf im Arm?«
    »Das ist
älter als Ihr Anzug.«
    Und dann
noch abschließend und krönend der Referendar, der schon ziehende Fingerbewegungen
auf seinem extrem flachen iPhone-Touchscreen ausübte:
    »Kennt ihr
den schon, kommt ein Lehrer zum Metzger und sagt: Ich hätte gern ein Kilo Handy,
aber am Stück!«
    Der grenzdebile,
unterkühlte Mathe-Sport-Referendar Herr Finsterle wieherte ob seines Scherzes los.
Die Schüler stierten sich ratlos, fast verstört an. Sie suchten den Augenkontakt
mit mir. Nur die attraktive, rothaarige Sabine bewunderte den intellektuellen Comedy-Höhenflug
des Junglehrers in Ausbildung. Meine Schultern zuckten ratlos.
    Als ich
in den Keller die schmale Treppe hinunterstieg, kam mir eine Schwester von kräftiger
Statur entgegen, die schnell ihren Kopf senkte, als sie mich sah.
    »Hallo.«
    »Grüß Gott.«
    Die Tiefe
der Stimme erstaunte mich. Raschelnd stieg sie schnell an mir vorbei nach oben.
    Mein Telefonieren
in die nahe Stadt war erst nach einer halben Stunde von sowohl formvollendetem als
auch hübsch geblondetem Erfolg gekrönt – Petra Krieger, die Kommissarin. Sie war
mit ihrer neuesten Errungenschaft angereist, einem nagelneuen Fiat 500 C in Bossa-nova-Weiß
mit rotem Multi-Stage-Stoffverdeck, den sie keck, viel zu dicht vor meine eiskalten,
wartenden Füße parkte. Ich wich keinen Millimeter vor den schneeschlitternden Reifen
zurück. Aussteigend fixierte sie mich kälter als der Winter, ließ keinen gut gemeinten
Kommentar meinerseits zu, dirigierte mich autoritär und schweigend in den Keller.

11
Wiedersehenskomplimente
     
    Ein Ort
ist mir gar lieb und wert
     
    Ein Ort
ist mir gar lieb und wert,
    wo keine
Last uns mehr beschwert!
    Hier singt
das Herz in süßem Ton!
    O, das ist
Gottes Gnadenthron!
     
    Hier wird
der Feind zum besten Freund
    und singt
mit ihm im Herrn vereint.
    Des Satans
Heer flieht scheu davon,
    O, blutbesprengter Gnadenthron!
    Hugh Stowell (1799 – 1865)
     
    Die staatliche Autorität von edlem
Wuchs und schönem Antlitz war schneebedingt verspätet am Tatort.
    Der Hummel-Schnitzer
Siegfried Ködler saß mittlerweile mit einem kleidsamen Kopfverband, den eine

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