Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
leichten Widerhall. Große Töpfe standen gereinigt und geordnet
auf Ablageflächen und in Regalen. Riesige Kochlöffel und Schneebesen hingen an speziellen
Vorrichtungen.
»Hallo …«
Niemand
antwortete. Keine Spur von der künstlerischen Köchin. Neugierig, da mich Küchen
immer magisch anzogen, setzte ich auch meinen zweiten Fuß in den warmen Raum der
Gerüche.
Eine dunkle
Gestalt im hinteren Teil der hell gekachelten Küche verriet mir durch eine ruckartige
Bewegung ihre Anwesenheit. Halb verdeckt durch den Edelstahlherd stand sie kurz
still. Fast wie ein Schattenriss im Kontrast zur hellen Wand. Erstarrt, um sich
dann blitzartig wegzudrehen. Gesichtslos verschwand der dunkle Schemen geschwind
aus der gegenüberliegenden Tür hinaus. Schwere Schritte, eine recht männliche, kantige
Figur in der Tracht der frommen Frauen. Nur noch ein Rascheln hing im Raum.
16
Duschmalheur
Kling, Glöckchen,
kingelingeling
Kling, Glöckchen,
klingelingeling,
kling, Glöckchen,
kling!
Lasst mich
ein, ihr Kinder,
ist so kalt
der Winter,
öffnet mir
die Türen,
lasst mich
nicht erfrieren!
Kling, Glöckchen,
klingelingeling,
kling, Glöckchen,
kling!
Mädchen
hört und Bübchen,
macht mir
auf das Stübchen,
bring’ euch
milde Gaben,
sollt euch
dran erlaben.
Karl Wilhelm
Ferdinand Enslin (1819 – 1875)
Petra Krieger, die blonde Kommissarin,
hatte sich ein klostereigenes, weißes Handtuch umgewickelt, um nur Kopf, Schulter
und Beine im natürlichen, gottgeschaffenen Bedeckungszustand zu belassen. Schnell,
um nicht mit jemandem zusammenzutreffen, trippelte sie zum kleinen Raum am Ende
des langen, steingefliesten Ganges mit der Aufschrift WC und Dusche. Sicherheitsbewusst
hatte sie ihr Handy mitgenommen. Nicht auszudenken, wenn dieser Bönle sie so sehen
würde. Das kleine, klösterliche Handtuch bedeckte nur knapp ihre Brüste, züchtig
drückte sie die Frotteeware an den Körper, um ein Verrutschen zu verhindern. Und
schon war die knappe Stoffhülle nach unten gerutscht, entsetzt blickte sie sich
um. Niemand! Sie lächelte schamhaft, zog das Handtuch wieder in die erwünschte verhüllende
Position und summte nachweihnachtlich:
»Kling,
Glöckchen, klingelingeling, kling, Glöckchen, kling! Hell erglühn die Kerzen, öffnet
mir die Herzen …«
Sie lachte
kurz über sich selbst, über ihre frivole Idee. Im winzigen Hygieneraum hoffte sie,
Shampoo oder Seife vorzufinden. Sie öffnete die Tür und ärgerte sich. Der riskante,
halbnackte Marsch war umsonst. Sowohl Toilette als auch Dusche waren besetzt. Barfüßig
stakste sie eilig auf dem kalten Steinboden zurück zum Zimmer. Diesmal achtete sie
besser auf den Sitz des Handtuches.
Doch schon
bevor sie zur Klinke griff, wusste sie es. Der Schlüssel. Er steckte innen. Nur
ein Versuch, dann war ihr klar, dass sie auf natürlichem Wege heute Abend nicht
mehr in ihr Zimmerchen kommen würde. Die Schwestern wollte sie nicht mehr belästigen.
Vor allem wollte sie mit dem äußerst knappen Handtuch nicht durch die Gänge wandeln,
wo heute doch einige Männer das Kloster mitbevölkerten.
Dann fiel
ihr die Rettung ein, Frau Maier, Cäcilia. Sie aktivierte die eingespeicherte Nummer
an ihrem schicken Hochpreis-Mobiltelefon. Bei ihr würde sie schlafen können, die
Zimmer waren jeweils mit zwei Betten ausgestattet. Und Frau Maier ist eine wirklich
Nette, wie die an so einen Kerl geraten konnte? Sie lauschte ins Telefon, geh schon
ran!
»Weeer ist
dran?«
–
»Sie?«
–
»Holen Sie
sofort Ihre Freundin. Sofort, habe ich gesagt!«
–
»Das geht
Sie überhaupt nichts an!«
–
»Eben nicht!«
–
»Ich habe
gesagt, dass Sie das nichts angeht!«
–
»So lange
kann ich nicht warten. Mein Gott, machen Sie mir geschwind auf! Ich höre Schritte,
so kann ich hier nicht rumstehen!«
17
Tuchlos
Sankt Martin
ritt
Im Schnee
saß, im Schnee saß,
Im Schnee,
da saß ein alter Mann,
Hatt Kleider
nicht, hatt Lumpen an.
» O helft
mir doch in meiner Not,
Sonst ist
der bittre Frost mein Tod!«
Sankt Martin,
Sankt Martin,
Sankt Martin
zog die Zügel an,
Sein Roß
stand still beim armen Mann.
Sankt Martin
mit dem Schwerte teilt’
Den warmen
Mantel unverweilt.
Verfasser
unbekannt
Weil mein Küchenbesuch nicht von
Erfolg gekrönt war, beschloss ich, da man mit Deo heute sowieso nicht reden konnte,
früh in mein einsames Zimmer zu gehen. Schön, dass es eine gut sortierte Bibliothek
in meiner einfachen Zelle gab. Eine Bibel lag auf dem
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