Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
or just some
kind of hell … Immer beobachtet mich etwas … 666 The number of the beast.«
Ich staunte,
die schöne Ordensfrau schien recht textsicher, was Iron Maidens Kultsong anbelangte.
»Aber Schwester,
Sie wissen ja, dass diese Zahl 666 etwas ganz anderes bedeutet, nämlich ein Kürzel
der Urgemeinde für …«
»Ich hatte
auch Religionsunterricht. Dann kommen Sie halt kurz herein.«
Ich nickte,
etwas unwohl war mir schon. Sie zeigte auf den einfachen Holzstuhl.
»Woher kennen
Sie Iron Maiden, Sie sind eigentlich viel zu jung.«
»Der Herr
führt einen viele Wege, ich möchte nicht darüber reden. Was wollen Sie denn, machen
Sie es bitte kurz!«
»Ich hätte
Sie morgen sowieso aufgesucht, ich würde gern mit Ihnen über die Leichensache reden.«
»Das hat
die Kommissarin schon ausführlich gemacht, auch mit Ihrer Partnerin habe ich darüber
gesprochen – die psychologische Seite dieser schrecklichen Erfahrung.«
»Mich interessiert
eher die handfeste Seite. Haben Sie an der Stelle, an der Sie die Leichenteile gefunden
haben, nichts Außergewöhnliches bemerkt?«
»Doch, das
habe ich schon der Kommissarin gesagt, die Sache mit dem Startgeräusch. Das Auto
hat so komisch geklappert, gerattert, bevor es angesprungen ist. Vielleicht der
Motor, ich kenne mich da nicht so aus. Und das Geklappere habe ich schon irgendwann
einmal gehört. Und das mit den Nonnenfürzle am Tatort, das wissen Sie ja bestimmt
schon.«
»Ja, das
habe ich gehört, mich interessiert aber die Sache mit dem komischen Geräusch am
Auto: War das Geräusch, bevor der Motor angesprungen ist, gleichzeitig mit dem Anspringen
des Motors oder nachdem der Motor schon lief?«
»Ich kenne
mich doch mit Autos nicht so aus.«
»War es
eher eine Fehlzündung, hat es geknallt?«
»Nein, aber
ich kann es wirklich nicht sagen, ich müsste das Geräusch noch einmal hören. Tut
mir leid.«
Ihre blauen
Augen blickten fragend in eine Ecke des kleinen, aufgeräumten Zimmers.
»Können
Sie mich informieren, wenn Ihnen zur Sache mit dem seltsamen Geräusch am Auto etwas
einfällt, egal, wie nebensächlich es Ihnen erscheint?«
»Warum?«
»Hobby.«
»Die blonde
Kommissarin, die Frau Krieger, hat extra gesagt, ich soll nicht auf Ihren Charme
hereinfallen. Sie würden Ihre Nase in jede Angelegenheit stecken, die Sie garantiert
nichts angehen würde. Sie würden überall nur herumschnüffeln. Stimmt es, dass vor
zwei Jahren eine Schülerin von Ihnen ermordet wurde?«
»Stimmt,
aber ich möchte nicht darüber reden. Mich interessiert vielmehr, hat sie wirklich
Charme gesagt?«
»Ja, aber
warum interessiert Sie gerade das? Es kann ja sein, dass die Kommissarin Sie so
wahrnimmt.«
Das war
der frommen jungen Frau so herausgerutscht. Erschrocken über das, was ihr unachtsamer
Mund gesprochen hatte, fuhr ihre rechte Hand vor die Lippen, um den Weg für weitere
unbedachte Worte zu versperren. Sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und
sagte nickend:
»In Ordnung,
ich rufe Sie an, wenn ich es für nötig halte … vielleicht. Sie müssen jetzt gehen.
Ich will nicht, dass Sie hier so lange sind, gehen Sie jetzt endlich. Gott segne
Sie!«
»Gute Nacht.«
Ich ließ
meinen Blick noch einmal durch das einfache Zimmer schweifen und bewunderte die
junge Frau dafür, die Entscheidung für diese Lebensform getroffen zu haben. Sie
nickte energisch auffordernd in Richtung der Tür.
»Gute Nacht,
Schwester Immaculata, schlafen Sie gut.«
Sachte schloss
sie die Tür hinter mir.
An der Holztür
von Zimmer 19 hing ein Zettel, eine feine Handschrift informierte:
›Frühstück,
pünktlich um acht Uhr. Wortgottesdienst mit Herrn Pfarrer Ngumbu um neun Uhr in
der Markuskirche. Der Räumdienst wird gegen elf Uhr bei uns erwartet. Eine Fahrt
mit dem Stadtbus zur Berufsschule ist gegen elf Uhr dreißig organisiert. Informieren
Sie bitte Ihre Schüler.‹
Die Unterschrift
war unleserlich.
In meinem
Zimmerchen wollte ich noch einmal ein paar Lieblingsstellen aus der Bibel lesen.
Vor allem in Ermangelung anderer Literatur.
Da fiel
mir Gott sei Dank mein Flask ein, mein Grants of Dalvey Flask, den ich vorsorglich,
auch wegen der kalten Witterung, mit einem zwölf Jahre alten Whisky Single Malt
Highland versehen hatte. Ganz leicht nur drückte er in der Brusttasche meines schicken
Strapatex-Anzuges. Befüllt mit Royal Lochnagar, der in oak casks gereift war und
in einer von Schottlands kleinsten Distillerys liebevoll produziert wurde. 200 Milliliter,
kaum zu
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