Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
wehr!
Erasmus
Alber (1500 – 1553)
Damit hast du nicht gerechnet. Immer
mehr läuft schief. Der Unfall war ja noch als glücklicher Zufall zu deuten, aber
das jetzt bestimmt nicht. Auch das gestern war vom Teufel. Das Mädchen mit den roten
Haaren. Hexenhaare. Du hast das Handy nicht bekommen und warst so nahe daran. Dann
dieser gottverdammte Lehrer mit den schwarzen Haaren und den eiskalten grauen Augen.
Teufelshaare, Dämonenaugen. Der hat dir deinen Erfolg versaut. Dieser Teufel!
Und jetzt
auch noch das. Dass einer von denen so schnell wieder hier erscheinen würde, damit
hättest du nie gerechnet, nie im Leben. Und dann noch beide zusammen. Trotzdem war
dir Gott gnädig gestimmt, du hast sie gehört, wie sie durch den Hintereingang gekommen
sind. Dass sie den überhaupt wieder gefunden haben. Unglaublich. Hier kommen nicht
einmal die Nonnen her. Jetzt ist Plan B wichtig. Plan B. Von vorn dicht machen,
so wie es früher war. Kein Problem. Du musst die paar alten Steine bloß wieder in
die kleine Öffnung einsetzen, die den Keller deiner Wohnung mit diesem Gewölbe verbindet.
Gut, dass du den großen Durchgang, nachdem du die Werkstatt eingerichtet hattest,
zu einem winzigen Durchschlupf verkleinert hattest. Mit den Steinen geschwind den
Durchschlupf wieder verschließen, den Schrank davor, und kein Mensch wird eine Verbindung
zu dir herstellen. Die vielen Winkel, oft waren sie dir lästig, jetzt sind sie zu
deinem Vorteil.
Sie sind
ahnungslos, sie können gar keine Berührungspunkte zu dir herstellen. Auch dieser
Jesusgesichtige hat keine Ahnung, wo mein privates Revier beginnt, gut, dass du
ihn in einen separaten Winkel gelegt hattest.
Die Arbeit
hast du sauber verrichtet, keiner kann den eigentlichen Eingang ahnen. Und dann
noch das Glück mit dem Handy. Gott, der Dreifaltige, versteht dich, sonst hätte
er dir das Handy nicht so einfach zugespielt. Modern, Touchscreen. Der Film war
in erstaunlich guter Qualität. Löschen. Bestätigen. Ein Beweis weniger. Das Handy
wirst du bald entsorgen.
Gott liebt
dich.
Deine Hand
mit dem Zahnstocher zittert stark, als sie in die Tüte fährt.
Nonnenfürzle!
29
Kommissarinnenwut
Ich will
von meiner Missetat
Ein Mensch
kann von Natur
doch nicht
sein Elend selbst empfinden;
er ist ohn
deines Geistes Licht blind,
taub, ja
tot in Sünden,
verkehrt
ist Will, Verstand und Tun.
Des großen
Jammers wollst du nun,
o Vater
mich entbinden!
Die Torheit
meiner jungen Jahr
und alle
schnöden Sachen
verklagen
mich zu offenbar;
was soll
ich Armer machen?
Sie stellen,
Herr, mir vors Gesicht
dein unerträglich
Zorngericht
und deiner
Hölle Rachen.
Louise Henriette
Kurfürstin von Brandenburg (1627 – 1667)
»Herr Bönle, was hatte ich Ihnen
gesagt? Lassen Sie Ihre Finger aus dem Spiel! Sind Sie eigentlich zu einfältig,
das zu begreifen? Soll ich es Ihnen aufschreiben und an die Stirn nageln? Sie gefährden
hier noch das Leben einer Schülerin, aber das scheint Sie gar nicht zu interessieren?«
Mit dieser
Behauptung lag sie falsch, ich machte mir schwere Vorwürfe, vor allem wegen meiner
Torheit, die Jugendliche ins Kloster für diese Suchaktion mitgenommen zu haben.
Aber nun war es eben, wie es war. Und wenn ich mich nun, im Sinne der Flagellanten
des 13. und 14. Jahrhunderts selbst geißeln würde, so würde es das Geschehene auch
nicht rückgängig machen und das Handy auch nicht zurückbringen.
»Haben Sie
für mich ein Flagellum?«
»Wie bitte?«
»Eine Geißel,
dann würde ich mich zur Buße und Bereinigung meiner Sünden selbst geißeln, dann
könnten Sie auch mal meinen nackten Oberkörper sehen.«
»Herr Bönle,
noch eine dumme … Wie halten das Ihre Schüler mit Ihnen aus?«
Sabine war
immer noch völlig aufgelöst, auch wegen des verlorenen Handys, sie schniefte:
»Haben Sie
das Handy im Keller schon gefunden? Das gehört nicht mir, das gehört Herrn Finsterle.«
»Es gibt
hier kein Handy, sagt die Spurensicherung. Dafür umso mehr Zahnstocher. Sind Sie
sicher, dass Sie es genau an dieser Stelle verloren haben?«
Die Kommissarin
schäumte.
Sabine und
ich waren einem ausführlichen Erstverhör unterzogen worden, nachdem wir die kühle,
blonde Beamtin und ihre Helfer zum unheimlichen Keller geführt hatten. Sabine und
ich schilderten der Echauffierten auch die Situation mit der eigenartigen Nonne
im Bohnenstengel. Sie wurde wiederum recht wütend, weil wir uns wegen der Handy-Sache
nicht bei ihr gemeldet hatten und auf eigene
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