Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Faust ins Kloster losgezogen waren.
Den Blinkerglassplitter und den Stofffetzen aus der Nonnentracht vergaß ich in der
Aufregung zu erwähnen.
Den derangierten
Referendar ließ die gestresste Blondine vom Notarzt untersuchen und ins Bad Saulgauer
Krankenhaus einliefern.
Schweigend
und kopfschüttelnd betrachtete sie ausführlich die präparierten und gehäuteten Exponate.
Lange blieb sie auch vor den Bildern stehen, die Gunther von Hagens und einige seiner
Plastinate zeigten. In jedem Winkel, in jeder Nische waren präparierte Tiere zu
bestaunen. Mit Ausnahme des Schweinekopfes war es immer das gleiche Tier: ein Hase.
Vor allem ein Objekt weckte das Interesse der staunenden Kommissarin:
Meister
Lampe war gehäutet und plastiniert, das war jedoch nicht das Erschreckende. Es waren
die Position und die dargestellte Situation, die dem Betrachter unwillkürlich eine
Gänsehaut über den Rücken jagten. Das pelzlose, magere Nagetier lag in demütiger,
anbetender Pose vor einem miniaturisierten Holzkreuz, an dem ein naturalistisch
geschnitzter Heiland mit weißen Glubschaugen auf den Hasen stierte. Der Hase blickte
mit weit nach hinten überstrecktem Kopf mit seinen eingesetzten Glasaugen in stummem
Dialog zum Heiland empor. Dadurch, dass er keine Ohren mehr besaß und des wärmenden
Pelzes entledigt war, wirkte er in der gestellten Pose wie ein gehäuteter Minimensch.
Der Eindruck wurde durch einen Kugelschreiber verstärkt, der dem Nager quer hinter
die langen Schneidezähne geklemmt war. Die Zunge des Nagetieres war abgeschnitten.
Das skurrile Bild wurde durch eine winzige Brille auf der Nase des Hasen ergänzt.
Sabine und ich durften eine von
der unterkühlten Blonden definierte, gedachte Linie nicht überschreiten. Ich beobachtete,
wie sie nach dem Studium des Hasenobjektes mit dünn behandschuhten Händen die Gefriertruhe
öffnete und darin herumstocherte.
»Sieht eher
wie Wild aus.«
Auch den
Schüttstein unterzog sie einer ersten Augenuntersuchung. Immer wieder schüttelte
sie erstaunt den Kopf:
»Und die
vielen Zahnstocher überall auf dem Boden.«
Die Männer
von der Spurensicherung würden noch länger brauchen, den ganzen Keller zu durchsuchen.
Vom Täter
fehlte jede Spur.
Die Blonde
wirkte ungehalten, vor allem mir gegenüber:
»Und wo
ist die Speicherkarte Ihrer Kamera? Sollten Sie mich noch einmal verarschen …«
Sie drückte
mir meine Kamera in die Hand.
»Die wollte
ich Ihnen heute sowieso noch vorbeibringen. Und Sie noch einmal befragen. Halten
Sie sich bitte zur Verfügung!«
Ȁh, sorry,
hatte vergessen eine Speicherkarte einzulegen. Kann vorkommen.«
»Erzählen
Sie das Ihrer Oma! Herr Bönle, ich mache Ihnen richtig Ärger! Wehe, Sie rücken nicht
mit allem raus, was Sie wissen!«
Die Wütende
kümmerte sich wieder um Sabine. Zu ihr war sie viel freundlicher.
Die Kommissarin
hatte mich auf eine Idee gebracht, ich musste unbedingt noch die Bilder auf der
Speicherkarte auswerten. Vielleicht ein Puzzlestückchen mehr, genauso wie die Blinkerscherbe.
Aber zunächst
Mal musste ich Monika Magen aufsuchen: das nächste Puzzlestückchen. Der Schweinekopf.
Sie hatte erzählt, dass sie vor Kurzem einen verkauft hatte.
30
Ermittlungseifer
Unser Leben
gleicht der Reise
Unser Leben
gleicht der Reise
Eines Wandrers
in der Nacht
Jeder hat
in seinem Gleise
Etwas, das
ihm Kummer macht
Aber unerwartet
schwindet
Vor uns
Nacht und Dunkelheit
Und der
Schwergedrückte findet
Linderung
in seinem Leid
Ludwig Giseke
(1761 – 1833)
»Des macht Fufzehndreißig. Danke.
Auf Wiedersehen.«
Monika Magen
stand imposant hinter der Kasse und taxierte, während sie die Kundschaft verabschiedete,
blondwimperig meine Wenigkeit.
»So, Herr
Benle, wie wars no aufm Klo? Ond was hend sie au jetzt fir a tolles Auto, ischt
des it a bissale z kalt?«
»Geht Sie
alles nichts an, Fräulein Magen.«
»Wenn Se
no oi oizigs Mol Freilein zo mir sagat, dann …«
»Dann?«
»Dann kriagat
Se an Kuss vo mir!«
»Oh, nichts
lieber als das, Frau Magen.«
»Des verschtand
I etzt it. Wellet Se a Walder?«
»Gute Idee.«
»An FCKW?«
»Okay, können
Sie sich noch an den Schweinekopf erinnern?«
»Welchen?«
»Der bei
Ihnen letzten Donnerstag in der Auslage vor sich hin dümpelte.«
»Hä? Jo,
schon, warom?«
»Wissen
Sie, wer den gekauft hat?«
»Warom?«
»Ich muss
es wissen, Ermittlungen. Hilfssheriff für die Polizei. Bitte sprechen Sie mit niemandem
darüber, aber als Beamter bin ich
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