Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
jedoch alles viel einfacher zu sein.
Das Verhör
an diesem Sonntagmorgen war dann wieder ganz angenehm. Keine Entscheidungsschlacht.
Die Blonde
von schöner Gestalt war aufgebrezelt wie zum Tanz in den Maien. Schwarze Highheels,
weiße Designer-Jeans, an sinnlosen Stellen mit Nieten besetzt, eine rosafarbene
Bluse, ein weißes Halstuch. Frisch geföhntes, duftendes Haar. Ich war eindeutig
der Antagonist.
»Wir können
Sie nicht länger hier behalten, die Schwester Oberin und die geschädigte Schwester
Barbara wollen zunächst keine Anzeige erstatten, Ihr schwarzer Kumpan hat da was
gedreht. Aber um eine Entschuldigung kommen Sie mit Sicherheit nicht herum! Schade,
dass Sie noch einmal Glück gehabt haben. Trotzdem noch einmal von vorn: Was wollten
Sie bei Schwester Immaculata-Flora?«
»Wissen
Sie, was Immaculata heißt?«
»Nein! Das
ist mir aber auch egal, solange es nichts mit den Ermittlungen zu tun hat.«
»Das heißt
unbefleckt.«
»Schön für
Sie, was wollten Sie bei der Unbefleckten?«
»Habe ich
Ihnen schon gesagt, die Sache mit dem Motorengeräusch klären.«
Sie tippte
kurz auf ihr vesperbrettähnliches iPad, machte tänzerische Handbewegungen und fragte
einfach weiter:
»Schwester
Immaculata erwähnte etwas von einem Blinkerglas und einem Stofffetzen. Was hat es
damit auf sich? Und Sie waren mit einem Tonbandgerät bei ihr – Respekt! Für so kreativ
hätte ich Sie gar nicht gehalten. Pfuschen Sie nicht in unsere Ermittlungen!«
Ich erzählte
ihr die ganze Geschichte, ließ diesmal so gut wie nichts aus. Sie versprach ihrem
iPad, Herrmann aufzusuchen und die Blinkerscherbe zu konfiszieren. Auch den Stofffetzen
forderte sie, ich rückte ihn widerwillig aus meiner Hosentasche heraus.
»Herr Bönle,
Sie behaupten also allen Ernstes, da springt jemand in Nonnentracht herum und zwingt
eine Ihrer Schülerinnen, ein Handy herauszugeben, und dieses gehört wiederum Ihrem
entführten Kollegen. Dann verlieren Sie oder Ihre Schülerin dieses Handy wieder.
Warum erfahre ich solche Dinge in allen Details jetzt erst? Auch Ihr Kollege ist
nicht so informativ, wie ich mir das vorstelle. Zum Weinsuchen so weit in das Kloster
vordringen, sind alle Ihre Kollegen so alkoholfixiert?«
»Das ist
kein Kollege, das ist ein Referendar, ich sage …«
Sie ignorierte
meinen berechtigten Einwand und erzählte ihrem iPad etwas von meiner Schülerin,
Sabine Mächtler, wohnhaft in Bad Saulgau.
Tausendmal
dieselben Fragen. Tausendmal Variationen derselben Antworten. Auch die Kommissarin
schien die Lust verloren zu haben, und als Cäci mich abholte, war es weder ein herzlicher
Empfang noch ein freundlicher Abschied.
»Wie kommst du bloß auf solche unglaublichen,
abstrusen Ideen?«
»Weiß ich
nicht. Welche meinst du überhaupt?«
»Was hast
du dir bloß dabei gedacht, eine Nonne anzugreifen?«
»Ich dachte,
sie sei der Typ in Nonnentracht aus dem Bohnenstengel – müsste dir übrigens auch
aufgefallen sein. Oder warst du zu sehr mit dem Winnetou-Imitat beschäftigt?«
»Stand der
am Zeitungsständer? Nonne und Gesichtsschleier?«
Ich nickte,
da ich heute schon mehr als genug geredet hatte.
»Ja, ist
mir aufgefallen, der kam aber erst später rein. Der schien auch an deiner Kröte
interessiert.«
»Hättest
du mir zugehört, wüsstest du besser Bescheid, dass das mit dem Frosch eher Ermittlungsarbeit
war. Aber man ist ja seit Tagen beleidigt. Dein Indianermännchen, woher kommt das
überhaupt?«
»Aus Ostrach,
handelt da mit irgendetwas.«
»Warum kommt
der dann in den Stengel, die haben doch auch eine Fasnet in Ostrach?«
»Der darf
doch wohl hin, wo er will!«
»Schon.«
»Hast du
eigentlich deine Kamera wiederbekommen?«
»Ja … Da
fällt mir ein, die Bilder.«
Mit der
Speicherkarte gingen wir zum Computer und lasen die Bilder aus. Ich hatte mal wieder
viel zu viel fotografiert. Interessant waren die Aufnahmen aus der Markuskirche,
als ich unauffällig aus dem Handgelenk nach oben fotografiert hatte, weil ich das
Gefühl hatte, dass wir beobachtet wurden.
Cäci entdeckte
die Hand. Auf dem Foto war auf der Empore mit dem barock gestalteten Geländer zwischen
den organischen Formen der Absperrung direkt unter den jugendstilhaften Doppellämpchen
eine Hand zu erkennen. Der Rest des Körpers war wohl hinter der Säule, die die Beleuchtung
trug. Ich vergrößerte die Hand heraus. Es war eindeutig eine Männerhand, meinte
Cäci, ich hielt sie eindeutig für eine Frauenhand.
»Kannst
du das Armband
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