Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
oder das Bändel noch ein bisschen vergrößern?«
»Was ist
das?«
»Sieht aus
wie eine Schnur oder ein Lederbändel, an dem etwas hängt. Aber was?«
Meine Schöne,
wieder etwas besänftigt, rümpfte die Nase. Jetzt wurde es gefährlich.
»Kannst
du das Bild mal drehen?«
Photoshop,
obere Leiste, Bild, anklicken, Fenster geht auf, Arbeitsfläche drehen, 180 Grad,
anklicken, schwuppdiwupp, die Photoshop-Welt steht Kopf.
»Eine Taube?«
Cäci rümpfte
noch einmal die Nase:
»Quatsch,
das ist ein Taukreuz, Silber oder Edelmetall. Das ist doch auch ein Symbol für den
Franziskanerorden, oder? Das musst doch du wissen, Herr Theologe!«
»Stimmt,
für Franz von Assisi war es ein Segenszeichen und Zeichen der Demut und Erlösung.
Bei uns Christen gilt das Taukreuz auch als Bußzeichen – Frau Psychologin.«
33
Gaumenfreuden
Bin ich
wirklich eingeladen
Bin ich
wirklich eingeladen
zu Deines
reichen Tisches Gnaden,
ich Wurm
zu Deiner Majestät?
Will den
Staub die Allmacht ehren,
das Lebensbrot
den Sünder nähren,
der tiefgebeugt
von ferne steht?
O Meer voll
Lieb’ und Huld!
Die ganze
Sündenschuld
willst Du
tilgen?
Dein Fleisch
und Blut,
o Liebesglut!
Soll all
mein Elend machen gut.
Gustav Friedrich
Ludwig Knak (1806 – 1878)
»Booh, hier war ich noch nie, voll
edel. So was können wir uns nicht leisten! Ich kann’s noch gar nicht glauben,
dass du uns hierher eingeladen hast«, rief der vor Glück glänzende Herrmann durch
die Lobby der Kleber Post.
»Krieg dich
wieder ein, das war schon lange überfällig, ohne dich, Herrmann, wäre ich immobil.«
Der schwitzende
Herrmann staunte nicht schlecht, als er mit Kind und Kegel in die Kleber Post einrückte
und auf die eleganten dunklen Barhocker mit der dezenten Rückenlehne, damit man
nicht hintenüber kippte, zusteuerte. Cäci und ich warteten schon am Nobeltresen.
Als Sekundär-Gastgeber quasi.
»Booh und
der Schanktisch, bestimmt echtes Leder, tolle Idee, Heilandzack. Das glaube ich,
dass hier das Bier doppelt so gut schmeckt. Jetzt versteh ich das mit kulinarisch
und so. Dass ich mal bei Viersterne einkehren gehe, Herrgottsakrament, Dani!«
Mit seinen
blitzeweiß gescheuerten Pranken fuhr er über die ledernarbige, strukturierte Oberfläche,
dann deutete er hinter den Tresen auf die hochglänzende, schwarze Wand.
»Garantiert
Klavierlack, hochglänzend, schlagfest, garantiert. Booh, und dort Marmor, matt,
garantiert Emparador!«
Immer wieder
versetzte Herrmann mich in den Zustand echten Staunens.
Welt- und
fachmännisch nickte sein Kopf. Er zupfte am obersten Knopf seines Anzuges, den er
auch zu seiner Hochzeit mit Susi getragen hatte. Irgendwie schien ihm noch nicht
ganz wohl zu sein. Davon zeugten auch die stetig anwachsenden Schweißperlen auf
seiner mächtigen Stirn. Noch einmal rückte er linkisch seinen Hochzeitsanzug zurecht.
Susi hatte
nicht ihr weißes Hochzeitskleid an. Sie hatte sich trotzdem wie zur Bräutigamschau
herausgeputzt. Sie trug das kleine Schwarze.
Geschmacklich
sehr treffend fand ich auch Cäcis Outfit: Ihr lilafarbener Rock reichte, der Lokalität
und dem Anlass angemessen, bis zum Knie. Ein weißes Jackett unterstrich die sachliche
Eleganz des Gesamtbildes.
Ich war
heute zurückhaltend gekleidet. Ich hatte meine Rochenleder-Cowboystiefel, die weiß
lackierten, angezogen. Der Rest war in dezentes Schwarz gehüllt.
Die Kinder
des Ehepaares Kleiner, quasi Susis und Herrmanns, sahen auch herzallerliebst aus.
Es waren immer noch zwei. Sie steckten in bunten Kinderklamotten, der Fasnetszeit
angemessen. Tattuten hing schon wieder an Cäcis Hand. Cäci und Tattuten genossen
es gleichermaßen. Den Namenlosen hatte ich an der Hand. Er machte ganz große Augen,
als ich ihn auf den Barhocker links neben mich hob.
»Na, was
willst du trinken? Du darfst dir was aussuchen.«
Der Namenlose
deutete auf den dezent beleuchteten Spirituosen-Tabernakel. Herrmann schlug sich
auf die vorbildlich gekleideten Oberschenkel und rief:
»Jawoll
Herrschaftsechse, das ist mein Sohn, ein echter Kleiner!«
Susi rechts
neben mir lachte noch etwas nervös auf:
»Ja, Kinder,
sucht euch aus, was ihr wollt, wir sind heute eingeladen.«
Cäci saß
mit Tattuten neben Herrmann, der vor Stolz immer noch transpirierte.
»Mir fallen
gerade die Namen deiner Söhne nicht mehr ein, Herrmann …«
»Der Große
heißt Christoph und der Kleine …«
»Lass mich
raten, der heißt Ross.«
Susi lachte
heiter höflich auf, Herrmann
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