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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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hätte, aber die Weibsbilder sind ja heut anspruchsvoll bis zum Gehtnichtmehr. Die
wollen gleich ein eigenes Häusle und ein Auto, die Weiber! Und für mich hätt’s dann
wahrscheinlich bedeutet, ab ins Altersheim. Nichts ist schlimmer, als wenn man ins
Grab vom eigenen Kind schauen muss. Die Reihenfolge, die sollt’ der Herrgott wenigstens
einhalten. Wenn die den nur endlich mal von Tübingen hergeben würden, was braucht
man da noch untersuchen. Tot ist tot!«
    Ich nahm
einen Schluck vom Kakao, den sie mir aus einem langstieligen, verbeulten Edelstahltopf
in eine zarte Tasse mit blauem Veilchenmuster eingeschenkt hatte. Wir saßen in der
beige gekachelten Küche mit dem grau melierten Steinboden, sie in ihrem für diesen
Raum viel zu großen Sessel am Kopfende des gescheuerten Holztisches. Man konnte
sich gut vorstellen, dass ihr Berti den Sessel im Winter immer für sie in die Küche
stellt, da es hier am wärmsten ist.
    »Wissen
Sie, wenn der jeden Tag so von der Arbeit nach Hause gekommen ist, da war das ganz
normal, eigentlich hat man das gar nicht besonders geschätzt. Haben Sie auch Kinder?«
    »Nicht ganz.«
    »Wissen
Sie, man schätzt das Normale viel zu wenig. Und jetzt ist der Berti da oben. Ich
wünschte, ich wäre auch dort. Wenn der Herrgott ein Einsehen hat, dann holt er mich
auch bald. Ich weiß noch, wo er ganz klein war, da am Herd hat er immer gestanden,
er wollte genau sehen, was die Mama da macht. Von mir hat er auch das Kochen gelernt.
Wissen Sie, der Berti konnte richtig gut kochen, mit den Rindsrouladen hat er mich
sogar eingeholt, die machte er besser als ich.«
    Sie lachte
und weinte.
    »Wissen
Sie, eigentlich waren wir zufrieden, er hätte halt gern eine gehabt, aber die Weibsbilder
sind heute so anspruchsvoll. Er hätte ja sogar das Kochen übernommen, aber die wollen
heute ja keinen, der kochen kann, die wollen heute so einen Larifari, so einen Disco…
und ein großes Auto, das ist denen heute ja wichtiger als ein anständiger Kerl.
Immer am Freitag, als er heimgekommen ist, hat er mir aus dem Käsestüble aus der
Stadt einen Käs mitgebracht, manchmal sogar einen französischen. Den hab ich dann
immer in die alte Schwäbische eingewickelt und im Winter am Herd reifen lassen.
Jetzt bringt mir keiner mehr einen Käs. Trinken Sie noch ein Tässchen?«
    »Nein, ich
muss gehen.«
    Meine Stimme
war belegt.
    Im Chevy
legte ich die Arme aufs mächtige Lenkrad, den Kopf auf die Arme und heulte. Nächsten
Freitag würde ich ihr einen Käse bringen.

41
Psychoanalyse
     
    Du kannst’s
nicht böse meinen
     
    Du kannst’s
nicht böse meinen,
    wenn du
das Glück läßt scheinen;
    du willst
alsdann mit Segen
    zur Buße
uns bewegen.
     
    Du kannst’s
nicht böse meinen,
    wenn du
uns lässest weinen;
    die schweren
Kreuzeswege
    sind lauter
Liebesschläge.
    Valentin
Ernst Löscher (1673 – 1749)
     
    »Was hast du der Schwester Barbara
geschenkt, sag einmal, spinnst du? Ich glaube es einfach nicht, das kannst du doch
nicht machen! Einer Ordensfrau, einer Schwester! Warum hast du mich nicht gefragt?
Da nimmt man Blumen mit, Gebäck oder ein Bildbändchen von Sieger Köder, aber doch
nicht … Vermutlich warst du wieder mal zu geizig etwas zu kaufen. Das ist ja alles
so teuer heutzutage. Nein, ich fasse es wirklich nicht. Machst du das eigentlich,
um deine Umwelt zu provozieren oder bist du wirklich so verstrahlt? Hei, sag was
und hör endlich auf, den Boxsack zu verprügeln. Ich verstehe dein Gehirn einfach
nicht, das muss dir doch sagen, dass man so etwas einer Nonne nicht schenken kann,
ausgerechnet einer Nonne. Ich denke, du willst damit dir selbst beweisen, dass du
im besten freudschen Sinne immer noch nicht fähig bist, dein Selbst…«
    Den Ausklang
dieses anstrengenden Rosenmontags hatte ich mir irgendwie anders, entspannender,
erotischer vorgestellt.
    »Ja, Frau
Psychologin, ich höre.«
    »Unterbrich
mich nicht ständig, du weißt ganz genau, dass dein Verhalten auf eine vermutlich
frühkindliche …«
    »Ich habe
dich nicht ständig unterbrochen, nur einmal, du redest doch die ganze …«
    »Siehst
du, schon wieder hast du mich unterbrochen, du lieferst ja selbst den Beweis für
deine anachronistischen …«
    »Du hast
mich jetzt gerade auch unterbrochen, ich habe gesagt, du redest doch die ganze Zeit
und dann hast du mich nicht ausreden …«
    »Ach, jetzt
war ich es, der dich nicht hat …«
    »Siehst
du, schon wieder.«
    Sie schaute
mich völlig erhitzt an, tippte sich gegen

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