Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Morgenroth: Die Gabe

Nora Morgenroth: Die Gabe

Titel: Nora Morgenroth: Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
Vom Netzwerk:
Anschaffungen überhaupt nichts haben wollen, obwohl Daniel mir großmütig angeboten hatte, ich dürfte mitnehmen, was ich für richtig hielt. Doch aus Trotz oder Stolz hatte ich hochmütig verzichtet, was ich inzwischen mehr als einmal bereut hatte. Eine Trennung konnte einen in mehr als nur emotionaler Hinsicht teuer zu stehen kommen, wenn man alles neu anschaffen musste. Schließlich war ich gesättigt und die Haare von alleine getrocknet. Kurz darauf verließ ich die Wohnung.
    Ich ließ mir Zeit, die Treppe hinabzu steigen. Auf dem Absatz im vierten Stock blieb ich stehen und lauschte. Aus der Wohnung von Frau Müller erklangen Stimmen, genauer gesagt eine Stimme, nämlich die meiner Nachbarin. Sie lachte auf. Ich ging lächelnd weiter. Vielleicht würde ich mich in dem Haus doch noch wohl fühlen. Als ich das Erdgeschoss in Richtung Haustür durchquerte, hörte ich Schritte hinter mir.
    „Sie sind ja wieder auf den Beinen. Frohes neues Jahr auch!“
    Ich drehte mich um.
    „Hallo, Herr Anders, ja, vielen Dank . Es geht wieder ganz gut. Ihnen auch ein gutes neues Jahr!“
    „ Danke, danke, ist aber spät geworden gestern. So ganz auf dem Posten bin ich noch nicht wieder“, gab der Hausmeister zurück. „Bei Ihnen oben war es aber ruhig letzte Nacht.“
    Ich nickte und dachte dabei, komisch, wieso fällt dem das auf?
    „Ja, doch, ich war ja bei meiner Schwester im Krankenhaus.“
    Mir stand mein einsames Saufgelage vor Augen und ich hoffte, dass ich etwas besser aussah, als ich mich fühlte.
    „Was ist denn eigentlich passiert? Bei Ihrem Unfall, meine ich.“
    Ich sah zu Boden. Der Unfall, die Stimmen, Marc, all das hing für mich zusammen. Ich wollte nicht darüber sprechen, schon gar nicht im Treppenhaus zu einem Mann, den ich kaum kannte.
    „Ach, alles halb so schlimm.“
    „So? Na, dann ist ja gut. Und was ist nun wegen der Dusche? Wenn Sie heute doch keine Zeit haben, kann ich das auch eben allein machen. Ich meine, es ist ja nicht unbedingt nötig, dass Sie da sind, wenn ich die Dusche repariere, das geht ja ganz schnell, ich könnte zum Beispiel jetzt gleich …“
    „Äh ja, ich meine, nein, so sehr eilt es ja nicht. Wie wäre es heute am frühen Abend , wie verabredet, oder sonst doch lieber morgen?“, unterbrach ich ihn. Ich wollte nicht, dass ein Fremder sich in meiner Abwesenheit in der Wohnung aufhielt, Hausmeister hin oder her.
    „Wie Sie meinen, dann eben morgen.“
    Das klang beinahe beleidigt. Er musste doch verstehen, dass man jemanden, den man nicht kannte, nicht ohne Weiteres allein in die Wohnung ließ. Da fiel mir etwas ein. Hausmeister wussten doch immer über alles Bescheid, vielleicht würde er, wenn ich ihn in ein kurzes Gespräch verwickelte, die Ablehnung von eben vergessen. Die meisten Menschen freuten sich doch, wenn sie besser informiert waren als andere.
    „Sagen Sie mal, Herr Anders, Sie können mir das doch bestimmt sagen: Wieso hat d as Loft eigentlich so lange leer gestanden? Das wollte ich schon die ganze Zeit fragen?“
    Herr Anders sah gar nicht erfreut aus. Seine Miene versteinerte.
    „Wieso wollen Sie das wissen?“
    „Ich meine ja nur, im Nachhinein wundert es mich doch, alles ist frisch renoviert, und so weiter. Ist da vielleicht doch irgendwo ein Haken? Regnet es vielleicht herein?“
    Ich lachte verlegen. Hätte ich doch bloß nichts gesagt. Trotzdem komisch, dass er so abweisend reagierte, fast feindselig, es war ja schließlich nicht seine Wohnung.
    „Na, Sie werden es ja sowieso irgendwann erfahren. Die Leute reden ja viel, aber glauben Sie nicht die Hälfte davon. Es war ein Unfall.“
    „Was war ein Unfall?“
    „Na, das mit Ihrer Vormieterin. Also, ich muss dann auch jetzt mal weiter.“
    Ich dachte an das erschrockene Gesicht der alten Dame gestern.
    „Hatte sie einen Autounfall? Ist sie tot?“
    Selbst wenn, was hatte das mit der Wohnung zu tun. Der Hausmeister, der sich schon halb zum Gehen gewandt hatte, drehte sich mit sichtlichem Widerwillen um. Ich hätte ihn wohl lieber doch nicht aufhalten sollen. Eigentlich hasste ich selbst Leute, die anderen ein Gespräch aufdrängten, der musste mich ja für eine Klatschtante halten.
    „Tot ist sie, ja. Aber gestürzt, vom Balkon. Keiner hier redet gern darüber. Am besten, Sie lassen es auch. Ein tragischer Unfall, danach wollte erstmal keiner da wohnen, angeblich spukt es und einige wollen da nachts so Geräusche gehört haben. Einfach lächerlich.“
    Ich sah ihn fassungslos an.
    „Was ist

Weitere Kostenlose Bücher