Nora Roberts
seine Lippen und küßte sie, ehe er sie mit einem entwaffnenden Lächeln sinken ließ. »Ich hoffe, Shannon, daß dies nicht unser letzter gemeinsamer Spaziergang war.«
Als er kehrtmachte und aus dem Steinkreis trat, blieb sie stehen, doch dann lief sie unter dem Bogen hindurch und sah ihm nach, wie er, nach dem Hund pfeifend, über seine Felder ging.
Ein Mann, der nicht zu unterschätzen war, dachte sie, während sie ihn beobachtete, bis er hinter einem Hügel verschwand und sie sich unbewußt mit ihren von seinen Händen noch warmen Knöcheln über die Wangen rieb.
7. Kapitel
Shannon wußte nicht, was sie bei ihrem ersten Besuch in einem irischen Pub erwartete. Es war nicht so, daß sie ihm nicht mit Freude entgegensah. Sie hatte schon immer Spaß an neuen Dingen, neuen Orten, neuen Menschen gehabt. Und selbst wenn sie keine Lust gehabt hätte, hätte Briannas offensichtliche Vorfreude auf einen Abend außer Haus sie zum Mitgehen bewegt.
Doch der Gedanke, mit einem Baby in eine Kneipe zu gehen, befremdete sie.
»Oh, du bist fertig.« Brianna blickte auf, als Shannon die Treppe herunterkam. »Tut mir leid, ich bin noch nicht ganz soweit. Das Baby hatte Hunger, und dann hatte es noch die Windeln voll.« Während sie sprach, balancierte sie Kayla auf einem und ein Tablett mit zwei Teetassen auf dem anderen Arm. »Dann haben die beiden Schwestern gejammert, sie hätten Halsweh, und mich gefragt, ob ich ihnen vielleicht zwei Grogs bringen kann.«
»Die beiden Schwestern?«
»Die Freemonts in dem blauen Zimmer. Oh, wahrscheinlich hast du sie verpaßt. Sie sind erst heute angekommen. Offenbar wurden sie vom Regen überrascht und haben sich verkühlt.« Brianna rollte die Augen himmelwärts. »Sie sind regelmäßige Gäste, also versuche ich, mich nicht daran zu stören, wenn sie hin und wieder etwas anstrengend sind. Obgleich sie während der drei Tage, die sie alljährlich hier verbringen, kaum etwas anderes tun, als mir zu erklären, von welchen Wehwehchen sie gerade befallen sind. Gray sagt, das liegt daran, daß sie ihr Leben lang zusammengelebt haben und nie vernünftig mit einem Mann im Bett gewesen sind.«
Sie brach ab, errötete und sah die laut lachende Shannon mit einem verlegenen Lächeln an.
»Ich sollte nicht so böse über Gäste sprechen. Was ich eigentlich sagen wollte, war, daß ich leider noch nicht fertig bin und daß du hoffentlich nichts dagegen hast, wenn du noch einen Augenblick warten mußt.«
»Natürlich nicht. Kann ich ...«
»Jetzt klingelt auch noch das Telefon. Ach verdammt, soll es klingeln, ich gehe einfach nicht ran.«
»Wo ist denn Gray?«
»Ich denke, er sieht sich gerade den Schauplatz irgendeines Verbrechens an oder bringt noch jemanden um. Als ich den Kopf durch die Tür seines Arbeitszimmers gesteckt habe, hat er mich lediglich angeknurrt, so daß er mir im Augenblick keine große Hilfe ist.«
»Ich verstehe. Tja, kann ich vielleicht irgend etwas tun?«
»Ich wäre dir dankbar, wenn du das Baby kurz nehmen könntest, während ich das Tablett nach oben bringe und die Schwestern ein bißchen verhätschele.« Brianna sah sie mit blitzenden Augen an. »Ich schätze, daß es nicht allzu lange dauern wird. Ich habe den Whiskey ziemlich großzügig bemessen, so daß die beiden bestimmt gleich besserer Laune sind.«
»Aber sicher nehme ich sie.« Ein wenig ängstlich nahm Shannon Kayla auf den Arm. Das Baby fühlte sich so erschreckend klein und zerbrechlich an. »Obwohl ich keine allzu große Übung darin habe. Die meisten Frauen, die ich kenne, basteln noch an ihrer Karriere rum und haben den Gedanken an Kinder erst einmal vertagt.«
»Es ist ungerecht, daß es auch heute noch für Männer so viel einfacher ist, beides miteinander zu verbinden. Am besten gehst du einfach auf und ab. Sie ist ein bißchen unruhig – ich schätze, daß sie ebenso darauf versessen ist wie ich, endlich ein bißchen Musik zu hören und in netter Gesellschaft im Pub zu sitzen.«
Mit beneidenswerter Geschmeidigkeit flitzte Brianna mit ihrem Tablett die Treppe hinauf.
»Und, rastlos, Kayla?« Shannon spazierte mit der Kleinen im Wohnzimmer herum. »Das Gefühl kenne ich.« Vorsichtig strich sie mit einem Finger über die Wange des Babys, und als eine winzige Faust nach ihr griff, wallte überraschende Freude in ihr auf. »Du bist ganz schön stark. Du läßt dich bestimmt nicht so schnell unterkriegen. Ich schätze, daß du das von deiner Mutter hast.«
Sie drückte Kayla erst einen und dann
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