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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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wanderte sie zwischen den Steinen herum. »Zu Hause in Amerika kenne ich Leute, die eine Menge dafür bezahlen würden, einmal inmitten eines solchen Kreises zu stehen. Leute wie die, die nach Sedona fahren, um einen der dortigen Wirbelwinde zu erleben und etwas über ihr Karma zu erfahren.«
    Murphy kratzte sich grinsend am Kinn. »Ich habe davon gelesen. Durchaus interessant. Meinen Sie nicht, daß es Orte und Dinge gibt, in denen alte Erinnerungen enthalten sind? Zusammen mit der Kraft, die aus diesen Erinnerungen entspringt?«
    Hier, inmitten dieses uralten Monuments, hätte sie es fast geglaubt. Nur ließ sie es nicht zu. »Auf jeden Fall glaube ich nicht, daß mein Sexualleben besser wird, wenn ich mir irgendeinen hübschen Stein um den Hals hänge.« Belustigt wandte sie sich ihm zu. »Und ebensowenig denke ich, daß ein Farmer so etwas glaubt.«
    »Tja, ich weiß nicht, ob das Liebesleben durch eine hübsche Halskette interessanter wird. In dieser Hinsicht verlasse ich mich lieber auf mich selbst.«
    »Ich wette, daß Sie das tun«, murmelte Shannon, wandte sich ab und strich abermals über einen Stein. »Aber diese Steine sind so alt und stehen schon so lange hier, daß es wohl niemanden gibt, der genau weiß, was es mit ihnen auf sich hat. Das ist für mich bereits Magie. Ich frage mich ...« Sie brach ab, hielt den Atem an und lauschte angestrengt. »Haben Sie das gehört?«
    Er stand nur einen Schritt von ihr entfernt und sah sie abwartend an. »Was haben Sie gehört, Shannon?«
    Ihr Hals war wie ausgetrocknet, und sie räusperte sich. »Muß wohl ein Vogel gewesen sein. Für eine Sekunde klang es so, als hätte irgendwer geweint.«
    Murphy fuhr ihr, wie bereits vorhin auf der Mauer, sanft mit der Hand durchs Haar. »Ich habe sie auch schon gehört. Genau wie andere. Ihre Schwestern zum Beispiel. Jetzt sehen Sie mich nicht so böse an«, murmelte er und drehte sie zu sich um. »Es wäre sinnlos, zu ignorieren, daß Sie Blutsverwandte sind. Sie weint, weil sie ihren Geliebten verloren hat. So erzählt man sich.«
    »Es war ein Vogel«, rückte Shannon nicht von ihrer Meinung ab.
    »Wissen Sie, sie waren dem Untergang geweiht«, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt. »Er war nur ein armer Bauer, während sie die Tochter eines Großgrundbesitzers war. Aber sie trafen sich hier, liebten sich hier und zeugten ein Kind. So heißt es.«
    Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Zittern, ehe sie mit betont leichter Stimme fragte: »Eine der alten Legenden, Murphy? Ich nehme an, daß es über Orte wie diesen jede Menge Legenden gibt.«
    »Allerdings. Und wie so viele andere Legenden geht auch diese traurig aus. Er ließ sie hier zurück, wo sie auf ihn warten sollte, um mit ihm durchzubrennen. Aber sie fingen und töteten ihn. Und als ihr Vater sie am nächsten Tag fand, war sie tot wie ihr Geliebter, und ihr Gesicht war tränenüberströmt.«
    »Und jetzt geht natürlich ihr Geist zwischen diesen Steinen um.«
    Nicht im geringsten beleidigt, lächelte er. »Sie hat ihn geliebt, und so wartet sie immer noch auf ihn.« Murphy nahm ihre Hände und wärmte sie. »Gray wollte hier einen Mord inszenieren, aber dann hat er es sich anders überlegt. Er meinte, dies wäre kein Ort, an dem man Blut vergießt. Und nun wird der Steinkreis statt in eines seiner Bücher auf Ihre Leinwand gebannt. Was wesentlich passender ist.«
    »Falls ich dazu komme.« Sie hätte ihm ihre Hände entziehen sollen, aber der Druck seiner Finger war einfach zu angenehm. »Ich brauche Farben und eine Staffelei, wenn ich während meines Aufenthaltes hier ernsthaft malen will. Aber jetzt muß ich zurück. Ich halte Sie schon viel zu lange von der Arbeit ab, und Brianna wartet wahrscheinlich schon längst mit dem Frühstück auf mich.«
    Er sah sie wortlos an und genoß das Gefühl ihrer Hände und den Anblick ihres von der Luft geröteten Gesichts. Genoß ihren unregelmäßigen Pulsschlag und die Verwirrung in ihrem Blick.
    »Ich bin froh, daß Sie auf meiner Mauer gesessen haben, Shannon Bodine. Es war ein Anblick, der mir den Rest des Tages versüßen wird.«
    Verärgert, weil ihre Knie weich wurden, legte sie den Kopf auf die Seite und sah ihn herausfordernd an: »Murphy, Sie flirten doch wohl nicht mit mir?«
    »Offensichtlich doch.«
    »Das ist sehr schmeichelhaft, aber für solche Dinge habe ich wirklich keine Zeit. Außerdem halten Sie immer noch meine Hände fest.«
    »Allerdings.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, hob er ihre Hände an

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