Nora Roberts
wieder mal die Worte im Mund herumzudrehen?
»So, wie ich die Sache sehe, ist diese Beziehung inzwischen vorbei. Auch ich habe in meinem Leben ein, zwei Frauen gern genug gehabt, um mit ihnen ins Bett zu gehen. Aber vor dir habe ich nie eine Frau geliebt.«
Sie wurde kreidebleich. »Du willst mir doch wohl nicht erzählen, daß du mich liebst?«
»Ich liebe dich, seit ich dir zum ersten Mal begegnet bin.« Er sagte es so ruhig und schlicht, daß sie es zu glauben gezwungen war. »Irgendwie habe ich dich sogar schon vorher geliebt. Ich habe auf dich gewartet, Shannon. Und jetzt bist du endlich da.«
»Das darf ja wohl nicht wahr sein«, sagte sie mit zittriger Stimme und schob ihren Stuhl vom Tisch zurück. »Jetzt hör mir mal gut zu. Ich möchte, daß du diesen ganzen Irrsinn vergißt. Es wird nicht klappen, glaube mir. Du siehst das alles viel zu romantisch. Du träumst. Aber damit wirst du nichts anderes erreichen, als daß du uns beide furchtbar in Verlegenheit bringst.«
Er kniff die Augen zusammen, aber sie war viel zu wütend, um die Veränderung und die damit einhergehende Gefahr zu sehen. »Meine Liebe ist dir also peinlich.«
»Dreh mir nicht schon wieder die Worte im Mund herum«, sagte sie erbost. »Und versuch nicht, mir das Gefühl zu geben, klein und oberflächlich zu sein, nur weil ich kein Interesse daran habe, daß man mich hofiert. Himmel, hofiert. Bereits das Wort ist lächerlich.«
»Gibt es ein anderes Wort, das dir lieber wäre?«
»Nein, gibt es nicht. Was mir lieber wäre und was ich erwarte, ist, daß du die ganze Sache einfach vergißt.«
Einen Augenblick lang saß er reglos da, denn allmählich wallte echter Ärger in ihm auf. »Weil du keine Gefühle für mich hast?«
»Genau.« Da dies eine Lüge war, wurde ihr Ton unerwartet scharf. »Hast du dir wirklich eingebildet, ich nähme deine absurden Pläne einfach klaglos hin? Hast du ernsthaft gedacht, ich würde dich heiraten, mit dir hier leben? Als die Frau eines Farmers? Mein Gott, sehe ich vielleicht wie die Frau eines Farmers aus? Ich habe eine eigene Karriere, ein eigenes Leben, das mir durchaus wichtig ist.«
Er bewegte sich so schnell, daß sie schockiert nach Atem rang. Seine Hände lagen auf ihren Armen, und er vergrub seine Finger schmerzhaft in ihrer Haut. Sein Gesicht war eine Maske des Zorns.
»Und mein Leben ist nicht gut genug für dich?« fragte er. »Was ich habe, wofür ich arbeite, selbst was ich bin, ist weniger wert als das, was du besitzt? Etwas, das es zu verachten gilt?«
Ihr Herz klopfte wie das eines Kaninchens, in eiligen, unregelmäßigen Schlägen, und sie schüttelte sprachlos den Kopf. Wer hätte gedacht, daß er ein solches Temperament besaß?
»Ich kann akzeptieren, daß du nicht weißt, daß du mich liebst, daß du die Augen vor der Tatsache verschließt, daß wir füreinander geschaffen sind. Aber ich lasse nicht zu, daß du mich und alles, was von mir und meiner Familie seit Generationen erkämpft worden ist, madig machst.«
»Das habe ich nicht ...«
»Denkst du vielleicht, das Land liegt einfach in seiner malerischen Schönheit da und wartet darauf, daß es abgeerntet wird?« Das Kerzenlicht warf dunkle Schatten auf sein Gesicht, so daß es bei aller Gefährlichkeit gleichzeitig mehr als faszinierend anzusehen war. »Für dieses Land wurde Blut vergossen und mehr Schweiß, als man wiegen kann. Es zu erhalten ist Knochenarbeit, aber es lediglich zu erhalten ist nicht genug. Wenn du zu stolz bist, um diese Lebensweise für dich anzunehmen, dann Schande über dich.«
Sie atmete zitternd aus und unter Aufbietung all ihrer Kräfte langsam wieder ein. »Du tust mir weh, Murphy.«
Er riß seine Hände los, als hätte er sich an ihrem Fleisch verbrannt, und trat einen Schritt zurück. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, bewegte er sich auf eine unbeholfene, ruckartige Art. »Entschuldige.«
Nun war die Reihe an ihm, daß er Scham empfand. Er wußte, seine Hände waren groß und stark, und es entsetzte ihn, daß er sie, wenn auch in blindem Zorn, benutzt hatte, um ihr weh zu tun.
Die Abscheu vor sich selbst, die sein Gesicht verriet, hielt sie davon ab, daß sie sich die schmerzenden Stellen an ihren Armen rieb. Wie gering auch ihr Verständnis für ihn war, wußte sie doch instinktiv, er war ein sanfter Mann, für den es eine der größten Sünden war, einer Frau weh zu tun.
»Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte sie langsam. »Ich war wütend und erregt und habe versucht, dir
Weitere Kostenlose Bücher