Nora Roberts
begeistert, um von der Einladung überrascht zu sein. »Worauf du wetten kannst.«
»Am besten etwas Einfaches«, murmelte Maggie, während sie ein paar Dinge zusammenzusuchen begann. »Vielleicht eine Kugel mit flachem Boden. Wie ein Briefbeschwerer.«
Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie Shannon ein Paar schwere Handschuhe übergestreift und ihr eins der Rohre in die Finger gedrückt. Nach ihren Anweisungen tauchte die Amerikanerin die Spitze des Rohrs in geschmolzenes Glas und drehte sie.
»Sei nicht so gierig«, fuhr Maggie sie an. »Das braucht alles seine Zeit.«
Und Mühe, stellte Shannon fest. Dies war keine Arbeit für einen Schwächling. Dicke Schweißtropfen rannen ihren Rücken herab, was sie allerdings kaum bemerkte, da in diesem Augenblick am Ende des Rohres eine Blase entstand.
»Ich hab's geschafft.«
»Nein, hast du nicht.« Trotz ihrer harschen Worte führte Maggie ihre Hand, als sie die zweite Glasschicht über die Blase zog und das entstandene Werk über die marmorne Arbeitsplatte zu rollen begann. Sie erklärte jeden der Schritte, und unmerklich wallte in beiden Frauen Freude über die gemeinsame Arbeit auf.
»Oh, es ist einfach wunderbar.« Glücklich wie ein Kind strahlte Shannon die Glaskugel an. »Sieh dir nur die leuchtenden, durcheinanderwirbelnden Farben an.«
»Es wäre ja wohl sinnlos, etwas Häßliches herzustellen. Und damit klopfst du den Boden flach. Vorsicht, ja, so ist's gut. Du bist ziemlich geschickt.« Sie drehte das Rohr und zeigte Shannon, wie sie am anderen Ende einen der Stäbe befestigte. »Und jetzt klopf einmal fest dagegen, so.«
Shannon blinzelte, als die Kugel vom Rohr auf den Stab überging.
»Und jetzt muß das Ding in den Ofen zurück«, wies Maggie sie ungeduldig an. »Um den Rand zu erhitzen. Genau so, nicht zuviel. Und jetzt ab in den anderen Ofen damit. Zum Ausglühen. Und dann nimmst du die Feile und schlägst noch einmal dagegen.«
Als die Kugel auf einer dicken Asbestmatte landete, verschloß Maggie den Ofen und stellte die Uhr.
»Das war einfach phantastisch.«
»Du hast dich recht geschickt angestellt.« Maggie beugte sich über den Kühlschrank und nahm zwei Dosen Limonade heraus. »Du bist weder tolpatschig noch dumm.«
»Vielen Dank«, kam Shannons trockene Erwiderung, ehe sie einen großen Schluck aus ihrer Dose nahm. »Ich denke, daß der praktische Unterricht wohl kaum Teil der Abmachung war.«
Maggie lächelte. »Dann schuldest du jetzt also mir einen Gefallen, stimmt's?«
»Offensichtlich.« Shannon blätterte die Skizzen auf einer der Arbeitsbänke durch. »Sie sind hervorragend. Ein paar von deinen Skizzen und Bildern habe ich bereits in New York gesehen.«
»Ich bin natürlich keine Malerin. Aber Rogan läßt keine Gelegenheit zum Geldverdienen aus, und so nimmt er die Skizzen, die ihm gefallen, mit und stellt sie zusammen mit den Glassachen aus.«
»Ich denke, daß deine Glasbläserarbeiten wesentlich besser als die Bilder sind.«
Maggie schluckte eilig ihre Limonade herunter, ehe sie zu husten begann. »Ach ja?«
»Ja. Aber Rogan hat eine guten Blick, und ich bin sicher, daß er nur die besten Skizzen nimmt.«
»Worauf du wetten kannst. Du hast das Malen ja gelernt, nicht wahr? Ich bin sicher, daß zum Zeichnen von Werbeplakaten ungeheures Talent vonnöten ist.«
Shannon stellte die Dose auf den Tisch. »Du bildest dir doch wohl nicht ernsthaft ein, daß du besser zeichnen kannst als ich?«
»Tja, bisher habe ich noch keins deiner Werke gesehen. Außer vielleicht, wenn ich in einer der Zeitschriften geblättert habe, die es bei meinem Zahnarzt im Wartezimmer gibt.«
Shannon nahm eins von Maggies Kohlestücken in die Hand und machte sich auf die Suche nach einem freien Blatt. Während Maggie sie, gemütlich gegen eine Bank gelehnt, beobachtete, machte sie sich ans Werk.
Von Ärger getrieben, fing sie mit ein paar eiligen Strichen an, doch dann fand sie Vergnügen an der Arbeit, und sofort war der Wunsch nach Schönheit in ihr geweckt.
»Das ist ja Liam.« Maggies Stimme wurde butterweich, als sie das Bild ihres Sohnes entstehen sah. Shannon zeichnete nur den Kopf und die Schultern und konzentrierte sich auf das Schelmische, das man um Mund und Augen bei ihm sah. Das dunkle Haar war zerzaust, und die Mundwinkel schienen zu zucken, als bräche er jeden Augenblick in lautes Lachen aus.
»Er sieht immer aus, als hätte er gerade irgendeinen Streich ausgeheckt«, murmelte Shannon, während sie das Bild mit den letzten
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