Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
Vom Netzwerk:
wollte, weil er dachte, daß man für ihre Pelze einen guten Preis bekommt?«
    »Er hat Ställe für sie gebaut und zwei dieser langhaarigen weißen Viecher gekauft. Oh, Mutter war außer sich, weil sie so teuer gewesen waren und weil sie das Ganze mal wieder für eins seiner Hirngespinste hielt.« Maggie kicherte vergnügt. »Der Gedanke an einen Hof voller Kaninchen hat sie wahnsinnig gemacht.«
    Ebenfalls kichernd servierte Brianna ihnen allen Tee. »Und es hat nicht lange gedauert, da rannten sie wirklich überall herum. Aber dann brachte er es nicht über sich, ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen. Und Maggie und ich haben bei der Vorstellung, daß die armen kleinen Karnickel getötet werden sollten, jämmerlich geschluchzt.«
    »Also haben wir drei uns eines Nachts wie die Diebe aus dem Haus geschlichen«, fuhr Maggie mit der Erzählung fort, »und sie alle laufen lassen, die Mutter, den Vater und die Babys. Und wir haben wie die Verrückten gelacht, als sie über die Felder davongehoppelt sind.« Seufzend hob sie ihre Tasse an den Mund. »Er hatte weder das Herz noch den Verstand fürs Geschäft. Er hat Gedichte geschrieben«, erinnerte sie sich. »Grauenhaftes Zeug ohne jeden Reim. Es war immer eine große Enttäuschung für ihn, daß er einfach nicht die richtigen Worte fand.«
    Brianna preßte die Lippen zusammen. »Er war kein glücklicher Mann. Er versuchte, glücklich zu sein, und er arbeitete, so hart es nur ging, um dafür zu sorgen, daß wenigstens Maggie und ich glücklich waren. Aber bei uns zu Hause herrschte stets Zorn und Verärgerung, und wie wir später erfuhren, ging sein eigenes Leid viel tiefer, als eine von uns auch nur hätte ahnen können. Aber, Maggie, er war so stolz auf dich.«
    »Er war stolz auf uns beide. Er kämpfte wie ein Löwe gegen Mutter, damit ich meine Ausbildung in Venedig bekam. Er ließ sich nicht beirren, auch wenn der Preis, den er und Brianna dafür zu zahlen gezwungen waren, unermeßlich hoch war.«
    »Ich ...«
    »Oh, doch«, fiel Maggie Brianna ins Wort. »Wir alle wußten es. Nachdem ich gegangen war, bliebst du allein mit der Verantwortung für das Haus, für sie, für alles zurück.«
    »Ich habe es ja nicht anders gewollt.«
    »Wenn er gekonnt hätte, hätte er dir den Mond vom Himmel geholt.« Maggie nahm Briannas Hand. »Du warst seine Rose. So hat er dich am Tage seines Todes genannt.«
    »Wie ist er gestorben?« fragte Shannon. Es fiel ihr schwer, sich ein Bild zu machen, aber allmählich begann sie einen Mann aus Fleisch und Blut, mit Fehlern und Vorzügen zu sehen. »War er krank?«
    »Ja, aber keine von uns hat es gewußt.« Immer noch versetzte die Erinnerung an jenen Tag Maggie einen schmerzlichen Stich. »Ich war zu O'Malley's gefahren, um ihn dort zu treffen. Ich hatte gerade in Ennis mein erstes Stück Glas verkauft, und wir haben gefeiert. Es war ein toller Tag für uns. Es war kalt und sah nach Regen aus, aber er bat mich, mit ihm einen Ausflug zu machen. Wir fuhren zum Loop Head, wo er oft spazierenging.«
    »Loop Head.« Shannons Herz machte einen Satz.
    »Es war sein Lieblingsplatz«, erklärte Maggie ihr. »Er stand gern dort, am Rand von Irland, und blickte über das Meer in Richtung Amerika.«
    Nein, dachte Shannon, nicht in Richtung meines Landes, sondern in Richtung eines Menschen hatte er geblickt. »Meine Mutter hat mir erzählt, daß sie sich dort zum ersten Mal begegnet sind. Dort am Loop Head.«
    »Oh.« Brianna blickte auf ihre gefalteten Hände hinab. »Oh, armer Dad. Er muß sie jedesmal gesehen haben, wenn er dort draußen war.«
    »Es war ihr Name, den er sagte, als er starb.« Maggie schämte sich ihrer Tränen nicht. »Es war bitterkalt und windig, und der Regen hatte gerade eingesetzt. Ich habe ihn gefragt, warum er all die Jahre in seinem Unglück verblieben ist. Er versuchte mir zu erklären, daß immer zwei Menschen an einer guten oder schlechten Ehe beteiligt sind, aber das wollte ich nicht hören. Ich fragte ihn, ob es je in seinem Leben einen anderen Menschen gegeben hätte, und er sagte, einmal hätte er einen Menschen geliebt, und diese Liebe säße noch immer in seinem Herzen wie ein Pfeil. Und er hätte kein Recht auf sie.«
    Sie atmete zitternd ein. »Dann schwankte er und wurde grau. Der Schmerz zwang ihn in die Knie, und ich war furchtbar verängstigt, habe ihn angeschrien, daß er aufstehen soll, und habe an ihm herumgezerrt, damit er wieder auf die Beine kam. Er wollte einen Priester, aber wir beide waren

Weitere Kostenlose Bücher