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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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ganz allein da draußen im Regen. Er sagte mir, ich solle stark sein und meinen Träumen nie den Rücken kehren. Ich konnte ihn nicht vor dem Regen schützen. Er sagte meinen Namen. Dann sagte er Amanda. Nur Amanda. Und starb.«
    Abrupt schob Maggie ihren Stuhl zurück und verließ den Raum.
    »Es schmerzt sie immer noch«, murmelte Brianna. »Sie hatte niemanden, der ihr helfen konnte, mußte Dad ganz allein in den Lastwagen hieven, ihn ganz allein zurückfahren bis ins Dorf. Ich muß zu ihr.«
    »Nein, bitte, laß mich nach ihr sehen.« Ohne auf Briannas Zustimmung zu warten, stand Shannon auf und betrat das Wohnzimmer, wo Maggie am Fenster stand.
    »Ich war allein mit meiner Mutter, als sie in ihr letztes Koma fiel.« Ihrem Herzen folgend, trat Shannon hinter Maggie und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wir waren nicht am Ende der Welt, und die Sonne schien. Technisch hat sie noch gelebt. Aber ich wußte, daß sie für mich verloren war. Daß es keine Hilfe mehr für sie gab.«
    Schweigend hob Maggie die Hand und ließ sie auf Shannons Fingern ruhen.
    »Es war der Tag, an dem sie mir von – mir selbst – erzählte. Von sich und Tom Concannon. Ich war wütend und verletzt und sagte Dinge zu ihr, die ich nie mehr zurücknehmen kann. Ich weiß, sie hat meinen Vater geliebt. Sie hat Colin Bodine geliebt. Und ich weiß, als sie mich verließ, hat sie an ihren Tommy gedacht.«
    »Machen wir ihnen einen Vorwurf deshalb?« fragte Maggie in ruhigem Ton.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin immer noch wütend und immer noch verletzt. Aber mehr als alles andere weiß ich nicht, wer ich selber bin. Es hieß immer, ich käme meinem Vater nach. Und das dachte ich selber auch.« Ihre Stimme krächzte, und sie kämpfte darum, daß sie sie wieder unter Kontrolle bekam. »Der Mann, den du und Brie mir beschrieben habt, ist ein Fremder für mich, und ich bin nicht sicher, ob ich ihn lieben kann.«
    »Ich kann deine Wut verstehen. Ich empfinde sie ebenfalls. Und ich weiß, wenn auch aus anderen Gründen, wie es einen quält, wenn man nicht weiß, wer man oder was man selber wirklich ist.«
    »Er hätte dich nie um mehr gebeten, als du geben kannst, Shannon.« Brianna hatte den Raum betreten. »Das hätte er nie von einem Menschen verlangt.« Sie ergriff Shannons freie Hand, und sie blickten alle drei vereint zum Fenster hinaus. »Wir sind blutsverwandt, und es liegt allein an uns, ob wir irgendwann auch im Herzen eine Familie sind.«

12. Kapitel
    Sie hatte über eine Menge nachzudenken und brauchte Zeit. Shannon wußte, daB ihr Leben in Maggies Küche eine ganz neue Wendung genommen hatte.
    Sie hatte Schwestern.
    Die Verbindung ließ sich nicht länger leugnen, ebensowenig wie die überwältigenden Gefühle, die sie mit dieser Erkenntnis verband. Sie, ihre Familien, ihre Leben waren wichtig für sie. Wäre sie wieder in New York, dann blieben sie bestimmt brieflich, telefonisch und durch gelegentliche Besuche miteinander in Kontakt. Sie konnte sich sogar vorstellen, daß sie selbst alle paar Jahre für ein, zwei Wochen zurück ins Blackthorn Cottage kam.
    Außerdem hatte sie ihre Bilder. Ihre erste Studie des Steinkreises hatte sie fertiggestellt. Als sie von der fertigen Leinwand zurückgetreten war, hatten die Kraft und Ausdrucksstärke, die reine Leidenschaft des Gemäldes sie verblüfft.
    Nie zuvor hatte sie derart lebendig gemalt oder einen derart leidenschaftlichen Bezug zu einem ihrer Werke verspürt.
    Und noch während die Farbe getrocknet war, hatte sie sich abermals ans Werk gemacht. Die Skizze, die sie von Brianna in ihrem Garten angefertigt hatte, war nun ein gedämpftes, beinahe fertiges Aquarell.
    Sie hatte so viele Ideen, es gab so viele verschiedene Dinge, die es zu malen galt. Wie konnte sie dem schimmernden Licht widerstehen, den verschiedenen Schattierungen des Grüns, dem alten Mann mit dem dicken Knüppel, der seine Kühe über eine gewundene Straße trieb? Das alles, jedes Ding und jedes Gesicht, das sie sah, schrie danach, daß sie es mit ihrem Pinsel verewigte.
    Es würde bestimmt nicht schaden, wenn sie ein, zwei Wochen länger blieb. Wenn sie einen Arbeitsurlaub machte, wie sie es sah, in dem sie eine Seite ihrer Kunst erforschte, die im Verlauf ihrer bisherigen Karriere weitestgehend ignoriert worden war.
    Ihre finanzielle Unabhängigkeit war eine hervorragende Rechtfertigung für eine Verlängerung ihres Irlandaufenthalts. Wenn ihre Bedeutung für Ry-Tilghmanton nicht groß genug war, als daß man sie

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