Nora Roberts
woraufhin er ihr ins Ohrläppchen stach.
»Aua.«
»Du hast es nicht anders gewollt«, murmelte er, während er das Schmuckstück vorsichtig weiterschob.
»Gleich kriegst du von mir eine geklebt«, knurrte sie.
»Warte, bis ich fertig bin. Das ist eine ziemlich knifflige Arbeit für einen Mann. Warum machen sie diese Dinger nur so verdammt klein? Da.« Zufrieden trat er einen Schritt zurück und sah sich das Ergebnis seiner Mühe an. »Sie stehen dir.«
»Wie soll man mit einem Mann vernünftig reden, für den Vernunft ein Fremdwort ist?« fragte sie. »Murphy, ich will, daß du deine Familie anrufst und die Einladung rückgängig machst.«
»Das kann ich nicht tun. Sie freuen sich viel zu sehr auf den Ceili und darauf, dich endlich einmal zu sehen.«
Sie ballte die Fäuste. »Also gut, dann ruf sie an und sag ihnen, du hättest einen Fehler gemacht, es dir anders überlegt oder sonst irgendwas und daß du und ich kein Thema sind.« Er runzelte die Stirn. »Du meinst, ich soll ihnen sagen, daß ich dich nicht heirate?«
»Genau.« Sie tätschelte ihm lobend den Arm. »Endlich hast du es kapiert.«
»Ich hasse es, dir auch nur den kleinsten Wunsch abzuschlagen, aber dir zuliebe meine Familie zu belügen ginge wohl ein bißchen zu weit.« Behende wich er ihren ersten Schlägen aus. Der dritte hätte ihn beinahe erwischt, weil er zu sehr mit Lachen beschäftigt war, aber eilig schlang er ihr die Arme um die Taille und wirbelte sie fröhlich im Kreis.
»Gott, du bist wie für mich geschaffen, Shannon. Ich bin vollkommen verrückt nach dir.«
»Verrückt«, setzte sie an, aber der Rest verklang ungehört in ihrem Mund.
Er raubte ihr den Atem, und während sie seine Schultern umklammerte, wirbelte er sie weiter herum, so daß sie neben der Atemlosigkeit einen herrlichen Schwindel empfand. Seine Lippen versengten sie, und selbst als er den wilden Wirbel beendete, drehten sich der Raum und ihr Herz weiter im Kreis.
Durch den Nebel ihres Verlangens hindurch erkannte sie, daß er ihr keine Wahl ließ. Sie konnte nicht anders, als sich in diesen Mann zu verlieben.
»Das lasse ich nicht zu.« Panisch schob sie ihn fort.
Ihr Haar war zerzaust, und sie sah ihn mit großen erstaunten Augen an. Er sah das Pulsieren der Ader an ihrem Hals und den zarten rosafarbenen Schimmer, der ihre Wangen überzog.
»Komm mit mir ins Bett, Shannon.« Seine Stimme klang dunkler, rauher und kantiger als sonst. »Großer Gott, ich brauche dich. Jedesmal, wenn du fortgehst, reißt du mir ein Loch ins Herz und weckst die schreckliche Angst in mir, daß du nicht mehr wiederkommst.« Verzweifelt zog er sie an seine Brust und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Ich kann nicht länger zusehen, wie du gehst, ohne daß du auch nur ein einziges Mal richtig mit mir zusammen warst.«
»Mach dir nichts vor.« Sie kniff die Augen zusammen und focht einen heftigen inneren Kampf. »Du wirst niemals zulassen, daß wir einfach nur einmal miteinander schlafen, und ich kann nicht zulassen, daß mehr daraus wird.«
»Es ist bereits mehr. Es ist bereits alles.« Er wollte sie schütteln, doch in der Erinnerung an die Geschehnisse bei ihrer letzten Auseinandersetzung ließ er die Hände sinken, ehe er erneut einen Abdruck auf ihren Armen hinterließ. »Ist es, weil ich manchmal so unbeholfen bin? Das liegt nur daran, daß ich, wenn ich in deiner Nähe bin, nicht mehr klar denken kann.«
»Es liegt nicht an dir, Murphy. Es liegt an mir. An mir und an deiner Vorstellung von uns als Paar. Und ich bin in dieser Beziehung viel unbeholfener als du.«
Sie versuchte, tief einzuatmen, aber irgend etwas schnürte ihr die Kehle zu. »Also müssen wir jetzt eine Entscheidung treffen. Ich werde dich nicht wiedersehen.« Es kostete sie große Überwindung, ihn bei dieser Aussage anzusehen, aber sie gäbe nicht noch einmal nach. »Ich fliege so bald wie möglich nach New York zurück. Ich denke, daß es so für uns beide einfacher ist.«
»Du läufst davon«, sagte er in ruhigem Ton. »Aber weißt du, ob du vor mir davonläufst oder nicht vielleicht eher vor dir selbst?«
»Ich habe dort mein eigenes Leben. Ich muß dorthin zurück.«
Sein Zorn war stärker als seine Furcht, und während er sie mit Blicken zu durchbohren schien, schob er eine Hand in die Jackentasche, zog etwas hervor und warf es auf den Tisch.
Ihre Nerven vibrierten, noch ehe sie den Blick senkte, um den Gegenstand anzusehen. Es war eine kupferne Münze, in die die Gestalt eines Hengstes
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