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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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eingehämmert war. Sie wußte, daß es eine Brosche war, robust und dick genug, so daß sich mit ihr der Umhang eines Reiters zusammenhalten ließ.
    Murphy beobachtete, wie ihr jegliche Farbe aus den Wangen wich. Sie streckte die Finger nach der Brosche aus, doch dann zog sie sie eilig zurück und ballte trotzig eine Faust.
    »Was ist das?«
    »Du weißt, was es ist.« Als sie den Kopf schüttelte, fluchte er. »Belüg dich nicht selbst. Eine solche Feigheit paßt nicht zu dir.«
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Brosche auf einem dunklen, regennassen Wollumhang. »Woher hast du sie?«
    »Ich habe sie in der Mitte des Steinkreises gefunden, als ich noch ein kleiner Junge war. Die Brosche in der Hand, schlief ich dort ein und träumte zum ersten Mal von dir.«
    Obgleich ihr Blick verschwamm, starrte sie immer noch wie gebannt das Schmuckstück an. »Das ist unmöglich.«
    »Es war genauso, wie ich sage.« Er nahm die Brosche vom Tisch und hielt sie ihr hin.
    »Ich will sie nicht.« Ihre Stimme hatte einen panischen Unterton.
    »Ich habe sie mein halbes Leben lang für dich aufbewahrt.« Wieder ruhiger, schob er sie in seine Tasche zurück. »Und ich kann sie noch länger aufbewahren. Es besteht keine Notwendigkeit für dich abzureisen, ehe du nicht die Zeit mit deinen Schwestern verbracht hast, die du mit ihnen verbringen willst. Ich werde dir nicht noch einmal zu nahe treten oder dich bedrängen, mir zu geben, was du mir nicht geben willst. Dafür hast du mein Wort.«
    Und er würde es halten. Sie kannte ihn inzwischen zu gut, als daß sie sein Wort bezweifelt hätte, und wie konnte sie ihm sein Versprechen übelnehmen, auch wenn es ihr das Gefühl vermittelte, klein und weinerlich zu sein? »Ich mag dich, Murphy. Ich möchte, daß du weißt, daß ich dir nicht weh tun will.«
    Sie hatte keine Vorstellung, wie weh sie ihm gerade tat, und dennoch verlieh er, als er ihr antwortete, seiner Stimme einen neutralen Klang. »Ich bin ein erwachsener Mann, Shannon, und ich komme durchaus allein zurecht.«
    Sie war sich so sicher gewesen, daß sie in der Lage wäre, ohne Probleme kaltblütig davonzugehen, doch jetzt hätte sie ihn am liebsten umarmt und ihn gebeten, daß auch er die Arme um sie legte. »Ich möchte deine Freundschaft nicht verlieren. Sie ist mir in kurzer Zeit sehr wichtig geworden.«
    »Du könntest sie auch dann nicht verlieren, wenn du es wolltest.« Er lächelte, obgleich es ihn einige Mühe kostete, sie nicht wortlos an seine Brust zurückziehen. »Darüber brauchst du dir nie Gedanken zu machen.«
    Tatsächlich versuchte sie, sich keine Gedanken zu machen, als sie ihn verließ und wieder auf die Straße trat. Ebenso, wie sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, weshalb ihr ein Strom heißer Tränen über die Wangen rann.

14. Kapitel
    Murphy mistete die Ställe aus. Körperliche Arbeit war Teil seines Lebens, und er wußte, wie man traurige Gedanken durch schweißtreibende Anstrengung vertrieb.
    Bedauerlich, daß es heute nicht zu funktionieren schien.
    Er trieb seine Forke in das verschmutzte Stroh und warf die Ladung auf den wachsenden Haufen auf der Schubkarre, die neben ihm stand.
    »Du hast schon immer gut zielen können, Murphy«, sagte Maggie hinter ihm. Sie lächelte, aber gleichzeitig sah sie ihm prüfend ins Gesicht. Und was sie dort erblickte, schmerzte sie.
    »Warum arbeitest du nicht?« Er sprach, ohne aufzusehen. »Wie ich höre, ist dein Ofen an.«
    »Ich bin auf dem Weg dorthin.« Sie trat näher und legte ihre Hand auf die offene Tür der Box. »Gestern abend bin ich nicht vorbeigekommen, weil ich dachte, du wärst vielleicht lieber allein. Also habe ich bis heute morgen gewartet. Shannon sah furchtbar aus, als sie gestern nach Hause kam.«
    »Ich habe mein möglichstes getan, um sie zu beruhigen«, knurrte er, ehe er seine Mistgabel in die nächste Box hinübertrug.
    »Und was ist mit dir, Murphy?« Maggie legte ihm eine Hand auf den Rücken und zog sie auch, als er wütend mit der Schulter zuckte, nicht fort. »Ich sehe, was du für sie empfindest, und ich hasse es zu wissen, daß du so traurig bist.«
    »Dann gehst du am besten, denn ich habe nicht die Absicht, eine fröhlichere Miene zu ziehen. Geh zur Seite, verdammt, sonst kriegst du Dung ins Gesicht.«
    Statt seiner Anweisung Folge zu leisten, schnappte sie sich den Griff der Forke und versuchte, sie ihm zu entziehen. »Also gut.« Sie ließ los und wischte sich die Hände ab. »Du kannst soviel Scheiße schaufeln, wie du

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