Nora Roberts
Parkplatz
gefahren. Slade wäre es wohler gewesen, wenn er ins Restaurant hätte gehen
können, um Jessica besser im Auge zu behalten, aber das war zu riskant.
Hinter ihm
hielt ein anderer Wagen an. Slade spürte ein Kribbeln im Nacken, als der Fahrer
ausstieg und auf ihn zuging. Automatisch griff er in die Tasche und legte die
Hand.
Die Geste
und sein Tonfall überraschten sie. »Ich freue mich auch,
dass du wieder da bist, Michael.«
Merkwürdig,
sonst war er nie auf den Mund gefallen, aber jetzt wusste er nicht, wie er
fortfahren sollte. »Jessica ... ich möchte, dass du mich ab jetzt auf den
Einkaufstrips begleitest.«
»Dich
begleiten?« Ihre Braue machte einen Satz. »Warum, Michael? Bist du plötzlich
nicht mehr in der Lage, diesen Part alleine zu übernehmen? Ich gebe es zwar ungern
zu, aber du machst das
sehr viel besser als ich.«
»Ich möchte
nicht mehr von dir getrennt sein.«
Verwirrt
ließ Jessica ein kurzes Lachen hören und drückte dabei seine Hand. »Michael,
erzähl mir bloß nicht, dass du einsam gewesen bist. Ich weiß doch, dass du
nichts lieber tust als kreuz und quer durch Europa zu ziehen und auf Schatzsuche
zu gehen. Wenn dich diesmal das Heimweh geplagt hat, dann wäre
das das erste Mal.«
Seine
Finger schlossen sich fester um ihre Hand. »Ich hatte kein Heimweh, Jessica. Und
ich war auch nur aus einem einzigen Grund einsam. Ich möchte, dass du mich
heiratest.«
Überrascht
wäre untertrieben gewesen; Jessica war völlig baff, und ihr Gesicht war ein
offenes Buch. Heiraten? Hatte sie ihn richtig verstanden? Sie konnte
sich kaum vorstellen, dass Michael überhaupt jemals heiraten wollte, und dann
ausgerechnet sie? Sie kannten sich seit beinahe drei Jahren, waren Geschäftspartner,
Freunde, aber niemals ...
»Jessica,
du musst wissen, was ich für dich empfinde.« Er legte seine andere Hand auf ihr
beiden. »Ich liebe dich schon seit
Jahren.«
»Michael,
ich hatte ja keine Ahnung. Mein Gott, das klingt so abgedroschen.« Sie fuhr mit
den Fingern ihrer freien Hand am Stiel ihres Weinglases auf und ab. »Ich weiß
nicht, was ich darauf
sagen soll.«
»Sag
einfach ja.«
»Michael,
warum gerade jetzt? Warum so plötzlich?« Sie ließ das Weinglas los, legte die
Hand flach auf den Tisch und musterte ihn. »Du hast niemals erkennen lassen,
dass du tiefere
Gefühle für mich hegst als Zuneigung.«
»Weißt du,
wie schwer das gewesen ist?«, fragte er leise. »Mich damit zufrieden zu geben?
Du warst die ganzen Jahre so beschäftigt damit, deinen Laden zu einem
erfolgreichen Unternehmen zu machen. Das war dir ein dringendes Anliegen. Und
ich wollte erst meinen Bereich in diesem Unternehmen aufbauen, ehe ich dich
fragte. Wir beide mussten unabhängig sein.«
Alles, was
er sagte, stimmte. Und dennoch, wie konnte sie von einer Sekunde zur nächsten
aufhören, Michael als Freund und Geschäftspartner zu betrachten, um dann
plötzlich in ihm den Geliebten und Ehemann zu sehen? »Ich weiß nicht.«
Er drückte
wieder ihre Hand, versichernd oder enttäuscht, das konnte sie nicht sagen. »Ich
habe nicht erwartet, dass du mir gleich eine Antwort gibst. Aber wirst du
darüber nachdenken?«
»Ja,
natürlich werde ich das.« Und noch während sie ihm dies versprach, tauchte das
Bild einer stürmischen Umarmung an einem windigen Strand vor ihrem inneren
Auge auf.
In den
frühen Morgenstunden
klingelte das Telefon, aber das schrille Geräusch weckte ihn nicht. Er hatte
den Anruf erwartet.
»Haben Sie
mein Eigentum gefunden?«
Er
befeuchtete die Lippen und wischte sie gleich darauf wieder mit dem Handrücken
trocken. »Ja ... Jessica hat den Sekretär mit nach Hause genommen. Es gibt ein
kleines Problem.«
»Ich
schätze Probleme nicht.«
Kalte
Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. »Ich werde die Diamanten herausholen.
Es ist nur so, dass Jessica immer in der Nähe
ist. Ich kann ja schlecht den Sekretär auseinander nehmen und die Steine
herausholen, solange Jessica im Haus ist. Ich brauche etwas Zeit, bis ich
Jessica davon überzeugt habe, ein paar Tage wegzufahren.«
»Vierundzwanzig
Stunden.«
»Aber das
ist nicht ...«
»Mehr Zeit
haben Sie nicht ... oder mehr Zeit wird Miss Winslow nicht haben.«
Er wischte
sich mit zittriger Hand den Schweiß von der Oberlippe. »Bitte, tun Sie ihr
nichts. Ich hole die Steine.«
»Das möchte
ich hoffen, um Miss Winslows willen. Vierundzwanzig Stunden«, wiederholte er.
»Wenn Sie sie bis dahin nicht haben, wird sie erledigt. Und dann hole ich
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