Nora Roberts
davon rennen.«
Diese
Zerbrechlichkeit, die sie so selten zeigte, rührte Slade bis in sein Innerstes
und entfesselte in ihm den Wunsch, sie wider besseren Wissens zu trösten. Doch
er unterdrückte diesen Wunsch noch rechtzeitig. »Er wäre nicht der erste Mann
auf der Welt, dem seine Angebetete einen Korb gibt, wenn es ans Heiraten geht.«
Jessica
seufzte schwer. Nichts, was sie gesagt hatte, ergab einen Sinn, nachdem sie es
einmal laut ausgesprochen hatte – aber alles, was Slade gesagt hatte. Auf
einmal war ihr schon ein wenig leichter ums Herz. Mit einem halben Lächeln drehte
sie sich zu ihm. »Und du?«
»Und ich,
was?«
»Hast du
schon einmal einer Frau einen Antrag gemacht, der abgelehnt wurde?«
Er grinste
sie an, froh, dass der hilflose Ausdruck aus ihren Augen verschwunden war.
»Nein ... aber es ging auch nie ums Heiraten.«
Sie ließ
ein kurzes, gurgelndes Lachen hören. »Um was dann?«
Er streckte
die Hand nach ihrem Haar aus. »Ist die Farbe echt?«
»Das ist
eine höchst indiskrete Frage.«
»Deine war
auch nicht viel diskreter«, konterte er.
»Wenn ich
deine Frage beantworte, beantwortest du mir dann die meine?«
»Nein.«
»Dann,
fürchte ich, können wir uns beide nur an unsere Fantasie halten.« Jessica lachte
wieder und wollte aufstehen, doch Slades Hand in ihrem Haar hielt sie zurück.
Das
ironische Lächeln, mit dem sie ihn bedachte, verschwand schnell aus ihrem
Gesicht, als er sie mit seinem Blick fixierte. Er war durchdringend und zur
Abwechslung einmal leicht zu deuten. Aus diesem Blick sprach Begierde. Heiße,
schwelende, ungezügelte Begierde, die auch bei ihr augenblicklich ein
sehnsüchtiges Verlangen nach ihm wach rief. Zum ersten Mal hatte sie Angst. Er
würde ihr etwas nehmen, das sie nicht so leicht von ihm zurückbekommen würde,
falls überhaupt. Er zog sie an sich, und sie wehrte sich. Instinktiv kämpfte
sie gegen diese nebulöse Angst an, indem sie ihm die Hand an die Brust legte.
»Nein. Das
will ich nicht.« Ja, ja, natürlich will ich das, sagten ihm ihre Augen,
während sie ihn gleichzeitig von sich wegdrückte.
Es kostete
Slade eine einzige, schnelle Bewegung, dann lag sie unter ihm im Sand. »Ich
habe dich gewarnt, ich werde dich nicht wie eine Lady behandeln.«
Sein Mund
senkte sich auf ihren, erobernd, lockend. Ihre Angst wurde
unter der Lawine der Leidenschaft begraben. Der erste Kontakt ihrer Lippen riss
die nicht sehr stabile Mauer ihrer Ablehnung nieder und ließ ihren Gefühlen
freien Lauf. Jessica dachte nicht mehr daran, was sie verlieren könnte. Seine
Zunge stahl sich zwischen ihre Lippen, ohne Eile forschend, routiniert
verführend, alles fordernd. Und sie ging auf diese Forderungen ein,
unbekümmert, willig, von einem verzweifelten Begehren getrieben. Dann machten
sich seine Lippen ruckartig von ihren los und bemächtigten sich ihres Gesichts,
als wollten sie die Beschaffenheit ihrer Haut allein durch den Geschmackssinn
erforschen.
Sie
verzehrte sich danach, seine Lippen auf den ihren zu spüren, und sie drehte
suchend den Kopf hin und her. Plötzlich saugten sich seine Lippen an ihrem
Hals fest und entlockten ihr ein lustvolles Stöhnen. Der Sand knirschte leise
unter ihr, als sie sich bewegte, um die herrlich süßen Qualen, die er ihr
bescherte, in der ganzen Fülle auszukosten.
Ihre Hände
fanden den Weg unter seinen Pullover, glitten an seinem Rücken nach oben,
spürten die harten Muskeln, die Rippen und wanderten wieder herab zu den
schmalen Hüften. Die feuchte Luft roch nach Salz und Meer und dem erdigen Duft
der Begierde. Sein Mund fand wieder den ihren. Die Brandung donnerte dröhnend
gegen die Felsen. Seine Lippen bewegten sich, formten Worte, die sie nicht
verstand. Nur der Tonfall – ein Anklang von wütender Verzweiflung – drang bis
an ihr Ohr. Dann machten sich seine Hände auf eine Forschungsreise, die bei
ihren Hüften begann und an ihren Brüsten endete, wo sie schließlich verharrten,
eingefangen von deren Weichheit. Jessica bemerkte weder die Sonne, die auf ihre
geschlossenen Lider niederbrannte, noch den groben Sand unter ihrem Rücken. Für
sie existierten im Augenblick nur noch seine Lippen und seine Hände.
Schwielige
Finger strichen kratzend über ihre Haut, entfachten neue Feuer und nährten
jene, die bereits hellauf loderten. Grob nahm er ihre Unterlippe zwischen die
Zähne, zog sie in den Mund und saugte und knabberte daran, bis ihr leises
Seufzen zu einem rauen Stöhnen wurde. Von einem ekstatischen
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