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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
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dieser zärtliche Tonfall ihr den
Rest geben würde. Als sie seine Stirn an ihrem Hinterkopf spürte, schloss sie
ganz fest die Augen.
    »Brich jetzt
bitte nicht zusammen«, flüsterte er. »Es wird nicht für lange sein. Wenn es
vorbei ist ...«
    »Wenn was
vorbei ist?«, unterbrach sie ihn in einem kurzen Anfall von Verzweiflung.
»Wenn einer der Menschen, die mir am
nächsten stehen, im Gefängnis sitzt? Soll ich mich darauf
vielleicht freuen?« Sie atmete schwer aus, öffnete die Augen und starrte
hinaus aufs Meer. Das Wasser war grau und aufgewühlt,
auf den Wellen tanzten weiße Schaumkronen. Es sah nach Sturm aus, überlegte sie
nüchtern. Am Himmel zogen bereits die ersten schwarzen Wolken auf.
    »Du sollst
den heutigen Tag durchstehen«, erklärte er und verstärkte seinen Griff. »Und
dann den morgigen.«
    Das Leben,
sinnierte sie. Sah so wirklich das Leben aus? War das seine Einstellung dazu?
»Warum hast du mich heute Morgen allein gelassen?«
    Seine Hände
rutschten von ihren Schultern. Jessica wusste, dass er einen Schritt
zurückgewichen war. Ihren ganzen Mut zusammennehmend,
drehte sie sich zu ihm um. Die Mauer war wieder da. Würde ihr Körper nicht noch
von ihren wilden Liebesspielen schmerzen, hätte sie wahrscheinlich geglaubt,
das alles nur geträumt zu haben. Der Mann, der sie da anstarrte, zeigte nicht
die Spur eines Gefühls.
    »Du wirst
mir jetzt sagen, dass das alles ein Fehler gewesen ist«, brachte sie mühsam
hervor. »Etwas, das nicht hätte passieren
dürfen und gewiss nicht wieder passieren wird.« Ihr Kinn reckte sich
automatisch in die Höhe, während in ihrem Inneren Liebe und Stolz erbittert
miteinander fochten. »Bitte, tu dir keinen Zwang an.«
    Er hätte
sie gehen lassen sollen. Er war entschlossen, sie gehen zu lassen. Doch ehe er
sich versah, nahm er ihren Arm und schloss sorgsam seine Finger darum, als
wollte er den Umfang und die Stärke messen. »Ich werde dir jetzt sagen, dass es
ein Fehler war«, begann er leise. »Etwas, das nicht hätte passieren dürfen.
Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es nicht wieder passieren wird. Ich
kann nicht in deiner Nähe sein und dich nicht begehren.«
    Der Mann
im Schatten der
Bäume kauerte sich unbemerkt nieder. Mit geübten Bewegungen öffnete er seinen
Aktenkoffer und begann die einzelnen Teile eines Präzisionsgewehres
zusammenzuschrauben. Den beiden Gestalten unten am Strand schenkte er dabei im
Augenblick wenig Aufmerksamkeit. Eins nach dem anderen. Das war einer der
Gründe für seinen Erfolg in diesem Berufszweig. Er hatte den Auftrag erst vor
vier Stunden angenommen und war recht erfreut, dass die Ausführung nicht sehr
viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Nachdem er
das Visier aufgesetzt hatte, zog er ein Taschentuch hervor. Der scharfe Wind
war Gift für seinen Schnupfen. Andererseits konnte er sich für zehntausend
Dollar eine Menge Schnupfenmittel kaufen. Er nieste einmal leise in sein Taschentuch,
steckte es wieder ein und nahm die Gestalten am Strand ins Visier.
    Jessica
spürte, wie ihre Kraft allmählich wieder zurückkehrte. »Und warum war es ein
Fehler?«
    Slade
schnaufte genervt. Weil ich ein Cop von der Lower East Side bin und Dinge
gesehen habe, von denen ich dir niemals erzählen kann. Und weil ich dich so
sehr begehre – nicht nur jetzt, in dieser Sekunde, auch morgen und in zwanzig
Jahren –, dass mir himmelangst wird.
    »Öl und
Wasser, Jess, so einfach ist das. Du wolltest spazie ren gehen, also gehen
wir.« Er ließ ihren Arm los, nahm sie an der Hand und zog sie vom Wasser fort.
    Der Mann
ließ das Gewehr sinken, als Slades Körper sein Ziel verdeckte und einen
präzisen Schuss verhinderte. Der Auftrag bezog sich nur auf die Frau, und
Geschäft war Geschäft. Der Wind zerrte an seinem sandfarbenen Überzieher.
Schniefend zog er abermals sein Taschentuch hervor und setzte sich nieder, um
zu warten.
    Jessica kickte einen kleinen Stein gegen
einen Felsen. »Du bist doch Schriftsteller, oder?«
    »Das rede
ich mir wenigstens ein.«
    »Und weshalb
tust du dann so was? Es macht dir keinen Spaß – das merkt man.«
    Das sollte
man aber nicht. Die Tatsache, dass sie bemerkt hatte, was er bisher vor jedem
anderen – einschließlich sich selbst von
Zeit zu Zeit – erfolgreich hatte verbergen können, machte ihn wütend. »Jess,
ich tue, was ich tun muss. Es ist mein Beruf. Nicht jeder hat die Wahl.«
    »Das stimmt
nicht«, ab sie zurück. »Jeder Mensch kann wählen.«
    »Ich habe
eine Mutter, die als

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