Nora Roberts
vergraben. Der Regen trommelte gegen die Fensterscheiben, der
Wind heulte in den Bäumen. Sein Körper lag warm und feucht und schwer auf ihr.
Ein Gefühl von Sicherheit durchströmte sie, gefolgt von einer Schwere, die ihr
bis in die Knochen fuhr. Slade hob den Kopf und sah die Müdigkeit, die ihre
Augen verschleierte.
»Du wirst
jetzt schlafen.« Eine Feststellung, die er mit einem Kuss bekräftigte.
»Bleibst du
hier?«, fragte sie mit schwerer Zunge und kämpfte lange genug gegen den Schlaf
an, um seine Antwort zu hören.
»Ich werde
Feuer machen.« Er stieg aus dem Bett und ging hinüber zu dem gemauerten und
weiß gekalkten Kamin, um Zeitungspapier zwischen die Holzspäne zu stecken. Das
lange Streichholz zischte, als er es anriss. Vor dem Kamin kauernd,
beobachtete er, wie die Flammen an den Spänen leckten und sie schließlich
entzündeten.
Minuten
verstrichen, während derer Slade sich nicht rührte, nur in das auflodernde
Feuer starrte, ohne es wahrzunehmen. Er wusste, was mit ihm geschah. Nein, was
mit ihm geschehen war, korrigierte er sich. Er war in eine Frau verliebt, die
er niemals auch nur hätte anfassen dürfen. Eine Frau, die zu lieben ihm nicht
zustand. Eine Frau, ermahnte er sich grimmig, deren Leben von ihm abhing.
Solange sie nicht außer Gefahr war, konnte er es sich nicht leisten, an seine
Gefühle zu denken der an die damit verbundenen Konsequenzen. Ihretwegen musste
er in erster Linie Cop sein, der Mann in ihm war zweitrangig.
Er richtete
sich aus der Hocke auf und drehte sich zu ihr um. Der Schock vorhin am Strand
hatte seinen Tribut in Form von völliger Erschöpfung gefordert, wie er
feststellte. Sie lag auf dem Bauch, eine Hand locker auf dem Kopfkissen zur
Faust geschlossen. Ihr Haar, das inzwischen trocken war, fiel wie ein Fächer um
ihre Schultern, einige Strähnen ringelten sich über ihrem blassen Gesicht. Die
Augen waren umschattet, ihr Atem ging schwer. Das Feuer warf seinen
flackernden Schein in den Raum und ließ ihn über ihre Haut tanzen.
Sie war zu
klein, dachte er, zu zierlich, um diese Geschehnisse zu verkraften; um die
drohende Gefahr und die Vorstellung, was passieren könnte, auszuhalten. Und
wie viel würde er zu ihrem Schutz beitragen können?, fragte er sich, während
sein Blick über ihren schlafenden Körper wanderte. Die Liebe beeinträchtigte
sein Urteilsvermögen, bremste seine Reflexe. Wenn er heute Morgen nur ein
bisschen langsamer reagiert hätte ... Kopfschüttelnd begann er sich
anzukleiden. Das würde nicht wieder vorkommen. Er würde dafür sorgen, dass sie
das Haus nicht mehr verließ, und wenn er sie anketten müsste. Er würde sie da
durchboxen, sie beschützen und dann ...
Und dann
aus ihrem Leben verschwinden, schwor er sich. Und sie aus dem seinen verbannen.
Er deckte
sie zu und gestattete es sich, seine Hand einen Moment auf ihrem Haar liegen zu
lassen, ehe er ihr Schlafzimmer verließ.
7
Spät an diesem Vormittag, während
Jessica schlief, stand Slade in der Bibliothek vor einem der Fenster, die in
den Garten hinausgingen. Milchiges Sonnenlicht kämpfte sich durch die Wolken
und fiel auf nasse Sträucher und aufgeweichtes Gras. Die Rosenbüsche waren kahl
und dornig. Herbstblumen ließen die Köpfe hängen, Wasser tropfte aus den
regennassen, zerrupften Blüten. Der Sturm hatte die Blätter von den Bäumen
gerissen, die jetzt welk auf dem Rasen lagen. Es war völlig windstill.
Jemand
hatte Ulysses rausgelassen. Der Hund lief träge über den nassen Rasen, schnüffelte
hier und dort, offenbar ohne große Begeisterung. Er fand einen kleinen Ast,
klemmte ihn zwischen die Zähne und trottete damit hinunter zum Strand. Ein
toller Wachhund, dachte Slade verdrossen. Aber andererseits konnte man ihm auch
keinen Vorwurf machen, dass er jemanden, den er kannte, nicht meldete –
jemanden, der schon seit Jahren in diesem Haus ein- und ausging.
Er rieb
sich seufzend das Gesicht und wandte sich vom Fenster ab. Das Warten zerrte an
seinen Nerven – ein weiteres Anzeichen dafür, dass er seine Objektivität
verlor. Von Rechts wegen müsste er diesen Teil seines Auftrags spielend meistern.
Und solange Jessica sich genau an seine Anweisungen hielt, hatte der Mörder
praktisch keine Chance, in ihre Nähe zu gelangen. Der Mann, der am Abend zuvor
in den Salon eingedrungen war, würde es aus Angst, entdeckt zu werden, nicht
wagen, untertags noch einmal zurückzukommen, solange es in dem Haus vor
Angestellten nur so wimmelte. Wenn alles nach Plan lief,
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