Nora Roberts
fünfzigtausend in sein
Bewusstsein vor. »Und sie zahlen mir einen Vorschuss«, setzte er mit einem
erstaunten Lachen hinzu. »Damit komme ich locker über die Runden, bis sie das
zweite Buch verlegen.«
»Das wird
nicht lange dauern – ich hab' es gelesen, erinnerst du dich?« Mit einem
plötzlichen Energieschub packte sie seine Hand. »Aus der Geschichte könnte man
einen tollen Film machen! Überleg dir das, Slade. Du könntest das Drehbuch
schreiben. Aber du musst vorsichtig sein mit diesen Filmfritzen und ihren Verträgen.
Unterschreib ja nichts, was du nicht vorher genau geprüft hast. Man könnte auch
eine Serie daraus machen«, entschied sie. »Ja, das wäre noch besser, dann
könntest du ...
»Hast du
schon mal mit dem Gedanken gespielt, die Anti quitäten aufzugeben und eine
Agentur zu gründen?«, erkundigte er sich grinsend.
»Feilschen
bleibt Feilschen«, gab sie zurück und grinste ebenfalls. »Und Künstlerin bin
ich ohnehin.«
Das Gesicht
in missbilligende Falten gelegt, betrat Betsy mit einem Tablett den Salon.
»Sonst noch einen Wunsch, Miss Winslow?«
Wenn Betsy
so förmlich wurde, das wusste Jessica aus Erfahrung, verzichtete sie auf
jegliche Art des Tadels. »Nein, danke, Betsy.« Sie wartete, bis die
Haushälterin wieder gegangen war, ehe sie Slade einen unheilvollen Blick
zuwarf. »Das ist deine Schuld, wirklich«, erklärte sie. »Jetzt wird sie den
ganzen Tag über höflich und duldsam sein, nur weil du sie unsittlich belästigt
hast und ich mit dir vor dem Frühstück einer Champagner-Orgie fröne.«
»Wir
könnten sie doch bitten, ein Glas mit uns zu trinken«, schlug Slade vor.
»Willst du
mich wirklich in Teufels Küche bringen?« Jessica hielt ihm die beiden Gläser
hin, als er den Korken aus der Flasche poppen ließ. »Auf den Autor James
Sladerman, dessen Namen ich persönlich auf eine dieser ach so wichtigen
Karteikarten kritzeln werde«, sagte sie.
Lachend
stieß er mit ihr an. »Du bekommst das erste Exemplar«, versprach er und trank
sein Glas auf einen Sitz aus.
»Wie fühlst
du dich, Slade?« Jessica, die etwas vorsichtiger trank, sah Slade zu, wie 'er
sein Glas wieder auffüllte. »Wie fühlst du dich wirklich?«
Er
studierte die aufsteigenden Blasen in seinem Glas, als suchte er nach dem
richtigen Wort. »Frei«, sagte er leise. »Ich fühle mich frei.« Kopfschüttelnd
begann er im Salon umherzulaufen. »Nach all den Jahren, in denen ich getan
habe, was ich tun musste, habe ich jetzt endlich Gelegenheit, das zu tun, was
ich will. Dank des Vorschusses muss ich nicht hungern, auch nicht, wenn ich das
Schulgeld für das letzte Jahr bezahlt habe. Aber jetzt steht die Tür offen. Sie
ist offen«, wiederholte er, »und ich werde hindurchgehen.«
Jessica
befeuchtete die Lippen und schluckte. »Wirst du deinen Dienst quittieren?«
»Ich hatte
es im nächsten Jahr vor.« Er spielte mit dem Docht einer Kerze auf dem Flügel.
Rastlosigkeit schlich sich in die anderen Gefühle – eine Rastlosigkeit, die er
sich bisher nicht hatte durchgehen lassen. »Aber jetzt kann ich schon eher
aufhören. Viel eher. Dann bin ich endlich wieder Zivilist.«
Jessica
dachte an die Pistole, die er irgendwo oben in seinem Zimmer versteckt hatte.
Erleichterung durchströmte sie, der sogleich ein Gefühl der Angst folgte. »Ich
kann mir vorstellen, dass es gar nicht leicht sein wird, sich daran zu gewöhnen.«
»Ach, da
habe ich keine Bedenken.«
»Kündigst
du deinen Dienst sofort?«
»Warum
sollte ich noch länger warten?«, überlegte er laut. »Bis der Vertrag unter Dach
und Fach ist, komme ich durch. Und ich brauche Zeit, falls sie möchten, dass
ich Passagen umschreibe. Außerdem habe ich noch an diesem Roman zu arbeiten und
an einem anderen, der halb fertig in einer Schublade herumliegt. Bin ja
gespannt, wie es sein wird, den ganzen Tag über schreiben zu können.«
»Ja, das
solltest du tun«, murmelte sie.
»So bald
das hier vorbei ist, werde ich es herausfinden.«
»Vorbei?« Ihr Blick fixierte
ihn, doch er sah sie nicht an. »Du bleibst also hier?«
»Was?«,
fragte er zerstreut und drehte sich zu ihr um. Ihr Gesichtsausdruck machte ihn
stutzig. »Was hast du eben gesagt?«
»Ich
dachte, du würdest den Auftrag jemand anderem übergeben.« Jessica griff nach
der Champagnerflasche und schenkte sich nach, obwohl ihr Glas noch voll war.
»Und direkt nach New York fahren wollen.«
Ganz
vorsichtig stellte Slade sein Glas ab. »Was ich angefangen habe, bringe ich
auch zu
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