Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
Vom Netzwerk:
erklärte
sie mit tonloser Stimme. »Ich weiß, dass du dafür das Geschäft benutzt hast.«
    »Schmuggel?
Also, Jessica, wirklich ...
    »Ich sagte,
lass es!«, zischte sie mit einer Vehemenz in der Stimme, die von Zorn und auch
von Verzweiflung herrührte. »Ich weiß es, Michael. Und die Polizei weiß
es auch.«
    »Oh, mein
Gott.« Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, als er sich hektisch umsah. Wohin
konnte er fliehen?
    »Ich möchte
wissen, warum.« Ihre Stimme klang wieder leise und gefasst. »Das bist du mir
schuldig.«
    »Ich saß in
der Falle.« Er ließ die Holzteile auf den Boden fallen und wühlte in seinen
Taschen nach einer Zigarette. »Jessica, ich hatte keine andere Wahl. Er hat
mir versprochen, dich da nicht mit reinzuziehen – dass du nie etwas davon erfährst.
Du musst mir glauben, dass ich dich niemals in so etwas hineingezogen hätte,
wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte.«
    »Wahl«,
murmelte sie und dachte an Slade. »Wir haben alle die Möglichkeit zu wählen,
Michael. Wann und wie hast du gewählt?«
    »In Europa,
vor einigen Jahren, da ...« Er zog gierig an seiner Zigarette. »Ich hatte Geld
verloren ... viel Geld. Viel mehr, als ich mir leisten konnte, und das
schuldete ich der falschen Person.« Er warf ihr einen flehenden Blick zu. »Er
hat mich in die Mangel nehmen lassen – weißt du noch, damals in Rom, als ich
zwei Wochen länger als geplant geblieben bin?« Er zog an der Zigarette und
stieß den Rauch aus. »Das waren Profis ... Es dauerte Tage, bis ich überhaupt
wieder auf meinen Beinen stehen konnte. Als er mich vor die Wahl stellte, für
ihn zu arbeiten oder lebenslang als Krüppel herumzulaufen, da habe ich mich für
die erste Alternative entschieden.«
    Michael
ging hinüber zur Bar und fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar, ehe er
sich einen Brandy einschenkte. Er verschüttete die Hälfte und kippte den Rest
auf einen Sitz hinunter. »Er wusste natürlich, wer ich war, kannte meine
Familie, wusste von meiner Verbindung zu deinem Geschäft – und deinem
untadeligen Ruf.« Der Brandy beruhigte ihn. Er hatte seine Stimme wieder in
der Gewalt. »Für ihn waren das ideale Bedingungen. Aber ich habe es nicht wegen
des Geldes getan, Jessica, sondern allein, um zu überleben. Und dann ... Dann
steckte ich viel zu tief drin in dieser üblen Geschichte.«
    Jessica
spürte, dass sie innerlich weich wurde, und wehrte sich energisch dagegen.
Kein Mitleid, befahl sie sich. Sie würde sich von ihm nicht weich kochen
lassen. »Wer ist er, Michael?«
    »Nein.«
Heftig den Kopf schüttelnd, drehte er sich zu ihr um. »Das werde ich dir nicht
sagen. Wenn er herausfindet, dass du seinen Namen kennst, wärst du keine
Sekunde mehr sicher.«
    »Sicher?« Sie stieß einen
zynischen Lacher aus. »Wenn dir meine Sicherheit am Herzen läge, hättest du mir
vielleicht eingebläut, nicht am Strand spazieren zu gehen, solange mir da unten
jemand auflauert, um mich zu erschießen.«
    »Ersch-schießen
... Allmächtiger! Jessica, ich hätte nie geglaubt, dass er ... Ja, er hat
damit gedroht, aber ich habe keine Sekunde damit gerechnet, dass er dir
wirklich etwas antun würde.« Seine Hand zitterte. Die Asche seiner Zigarette
fiel auf den Boden. Mit einer ungestümen Armbewegung schnippte er die Zigarette
ins Feuer. »Ich habe ihn angefleht, dich da rauszuhalten, und ihm geschworen,
alles zu tun, was er verlangt, wenn er dir nur nichts zuleide tut. Ich liebe
dich, Jessica.«
    »Erzähl mir
jetzt nichts von Liebe, Michael.« Mit mehr Selbstbeherrschung, als sie wirklich
fühlte, beugte sie sich herab und hob eines der Holzteile auf, die er bei
ihrem Erscheinen fallen gelassen hatte. Es gehörte zu der Innenverstrebung des
Sekretärs. »Was ist da drin, Michael?«
    »Diamanten«,
erwiderte er tonlos und schluckte. »Im Wert von zweihundertfünfzigtausend
Dollar. Wenn ich sie ihm heute Nacht nicht bringe ...«
    »Wohin?«,
unterbrach sie ihn.
    »In den
Laden, Punkt zehn Uhr.«
    »Ich will
sie sehen.«
    Jessica sah
zu, wie er aus dem Hohlraum hinter einer Schublade eine dünne Holzplatte
entfernte, hinter der ein kleines Stoffsäckchen versteckt war. »Es ist das
letzte Mal«, begann er und knetete das Säckchen in seiner Hand. »Ich habe ihm
bereits gesagt, dass ich aussteige. Sobald ich ihm die Diamanten übergeben
habe, verlasse ich das Land.«
    »Ja, das
letzte Mal«, pflichtete sie ihm bei und streckte ihm die Hand entgegen. »Aber
übergeben wirst du gar nichts. Ich nehme die Diamanten,

Weitere Kostenlose Bücher